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SKINHER – Heartstruck

~ 2023 (Aural Music) – Stil: Hard Rock / Melodic Metal ~


SKINHER sitzen musikalisch und textlich irgendwie zwischen allen möglichen Stühlen. Ihr Covermotiv sieht aus wie in den 80er Jahren als Bands wie LIZZY BORDEN und andere Cover veröffentlichten, die im Hinblick auf die Gewalt an Frauen doch eher zweifelhaft waren und letztlich durch ihre Horrorfilmaffinität den Absatz bei den Metal-Heranwachsenden ankurbeln sollten. Wir wollen nun aber nicht unnötig moralisieren, so war er halt der Metal, aber SKINHER setzen an diese Art von Covermotiven an. Von späteren Exzessen wollen wir gar nicht reden, damit haben SKINHER allerdings musikalisch auch nichts mit zu tun.

Denn ihr Hard Rock ist absolut nicht besonders erschreckend, wenn auch Songs wie der Opener ´You Are Next!´ oder ´Night Cull´ mit dem Horrorfilm-Intro Reminiszenzen an alle möglichen B-Movies oder C-Movies im Gepäck haben. Die Musik ist aber oft durch Keyboards eher an die radiotauglichen Vorbilder dieser Zeit angelehnt als an den richtig Harten. Sie spielen Hard Rock, selten auch mit melodischen Metal-Einflüssen gepaart. Auch AOR und ein wenig Prog Rock und Gothic lässt sich bei genauerem Hinhören herausfiltern.

Eigentlich kommt der Hauptprotagonist mit dem sehr originellen Pseudonym Kyle Skinher vom Prog und Black Metal. Als „Haris“ führt er die griechischen Kult-Metaller HAIL SPIRIT NOIR und ist für die nostalgischen Synthieklänge und wohl auch für die Splattertexte verantwortlich. Das erklärt vielleicht die Ambivalenz des Projekts.

Der musikalische Teil von ´Heartstruck´ ist auf jeden Fall – wie schon erwähnt – stark von den 80er Jahren beeinflusst. ´He Sees You´ vermischt die Horror-Vocals mit Gothic und melodischem Hard Rock, klingt aber in der Struktur etwas inkonsequent, wenn der progressive Mittelteil beginnt. So richtig mag sich die Band nicht entscheiden und von den gorehaften Texten zum ordentlichen eingängigen Hard Rock ist die Spannweite schon relativ groß. Wenn dann noch die Keyboardklänge im Vordergrund sind wie bei ´Interstellar Love Hysteria´ wird der schubladendenkende Hard Rocker zusätzlich verunsichert. Auch ´Dance With The Dead´ hat Pop-Appeal und dazu minimale Gothic-Sprengsel.

Insgesamt hat dieses melodische Horror-Paket ordentlich Substanz, um über die ganzen acht Songs zu gefallen. Sehr nett ist am Schluss die ordentliche Ballade ´Josephine´ ausgefallen, die vor 40 Jahren auch EUROPE oder anderen in den Charts Konkurrenz gemacht hätte, wenn auch in der Mitte wieder etwas heftiger musiziert wird. Also: Irgendwie schwierige Veröffentlichung, hat aber eine Chance verdient. Auch dank des jederzeit präsenten Gesangs von Sänger Cons Marg (auch bei HAIL SPIRIT NOIR tätig). Als Vinyl natürlich in Splatter mit roten Bluttropfen erhältlich. Was auch sonst….

(7,5 Punkte)

 

https://www.facebook.com/KyleSkinher/


(VÖ: 21.04.2023)