PlattenkritikenPressfrisch

NINE ALTARS – The Eternal Penance

~ 2023 (Good Mourning / Journey’s End) – Stil: Doom ~


NINE ALTARS sind neben GARGANTUAN BLADE der zweite 23er Release, der am 1.03.2023 auf „Journey’s End Records“ in tollem Vinyl, zusätzlich noch als CD auf „Good Mourning (geiles Wortspiel) Records“ erscheint. Die Finnen GARGANTUAN BLADE haben mich mit ihrem Finnendoom par excellance schon komplett umgeblasen und verzaubert, wollen wir Mal gucken, ob das unserer Lieblingsblondine Kat „Shevil“ Gillham, hier an Gesang und Schlagzeug, auch gelingt. Der von den deutschen THRONEHAMMER und diversen britischen Deathdoom und Deathmetal Bands her bekannten und beliebten Kat kann man ja schon fast kreativen Übereifer unterstellen. Aber solange dieser sich in tolle Platten ummünzen lässt, will ich mit ihr und all ihren Mitstreitern gnädig sein. Katmusik macht süchtig und ich komme nicht umhin, dieses Suchtverhalten meinerseits offen zuzugeben.

Mit ´The Eternal Penance´ liegt mir ein lupenreines Doommetalalbum vor, welches aus drei langen Stücken besteht. Nun wird bei 33 Minuten Spielzeit des Albums bzw. der überlangen EP sicher kein neuer Längenrekord im Doom aufgestellt, aber auch das geht klar. Lieber 33 Minuten Klasse, als 80 Minuten zähflüssige Langeweile.

Der Titelsong eröffnet doomig träge und voller melodischer Tragik den Totentanz. Kat singt sehr inbrünstig, in klagendem Tonfall auf den höchst melodieseligen, dennoch repetativen Songstrukturen. Dabei trommelt sie einen wogenden, für Doomverhältnisse energiereichen Beat. Es gibt kein klassisches Schema von Strophe und Refrain, sondern ein fortwährend laufendes Thema mit zweifachem Herunterschalten in einen schleppenden Kriechgang, wo die Gitarren besonders leidvoll singen. Durch seine stete Wiederkehr könnte es sich doch um einen Kehrreim handeln. Aber nun, wer rechnet im Doom mit großen Poprefrains?

´The Eternal Penance´ ist ein dreizehnminütiger Doomwurm erfüllt mit gewaltiger Traurigkeit, wie ich sie zuletzt vor rund zwanzig Jahren gehört hab. Ein schöner Song fürwahr, Genussmusik zum Eintauchen, wenn man denn die Geduld dafür mit sich bringt. Die Doommeditation, die Dich mit den blutenden Wunden Deiner Seele und unerfüllten Sehnsüchten konfrontiert.

NINE ALTARS haben hier einen guten Weg zwischen klassisch epischem Doommetal und einer packenden Eigensinnigkeit gefunden, der einen Genrefan sofort abholt. Die Intensität der Riffs und in sie eingeflochten brodelnden Harmonien hat hypnotische Qualität. Die Band erzählt eine kurze Geschichte, rein musikalisch, die Dich als Hörer zutiefst anrührt.

Und wo das einleitende Titelstück schon die Emotionen hochgefahren hat, greift ´The Fragility Of Existence´ noch fester zu und versetzt Deinem Gemüt einen unglaublichen Schlag. Die Melodien spielen mit Deinen Sinnen, quälen Dich förmlich mit ihrer Atmosphäre von Verzweiflung und Entgültigkeit. Aus dem Ansatz von Traurigkeit beim ersten Stück wird hier vollkommene Hoffnungslosigkeit, allerdings durch wuchtige Grooves und Riffs zu gewaltigem Tamtam erhoben. Dies könnte die musikalische Untermalung der letzten Schlacht der Götter gegen die Horden der Verdammnis sein.

Ja, NINE ALTARS haben sich hier in knapp über 30 Minuten an den Gewaltigsten der Gewaltigen im epischen Doommetal gemessen. Den eigentlich unerreichbaren Klassikern der nostalgisch verklärten Epoche „Früher“ wurde eine frische und formidable Schwesterplatte zur Seite gestellt, welche das System der besser gewesenen früheren Zeit mit ihrer Leidenschaft und Einprägsamkeit in Frage stellt. Frech sowas, aber das ist halt Kat und das sind NINE ALTARS.

Und das ist noch nicht das Ende. Dieses kommt mit dem abschließenden ´Salvation Lost´, einem schwungvollen Teufelstanz, der die Headbanger unter den Doomern triggern wird. Der Gesang ist oft emotional exaltiert, typisch für den Stil, aber hat auch makabre diabolische Züge. Im Stück wechseln NINE ALTARS vom Tanzschritt zu schleppenden Parts und wuchtig wogenden Passagen mit kochenden, tosenden Lavariffs. Wahrscheinlich ist das hier noch der am wenigsten herausstechende Song, aber den schnaubenden Metalteufel bei den kohlrabenschwarzen Hörnern packen tut er trotzdem. Sein Emergiereichtum ist nach all der grossen Tragik die willkommene Gemütsdusche, welche den Leichenstaub der lang verwesten alten Gefühle fortspült.

So mag man dem Album sogar eine reinigende Wirkung bescheinigen.

Bei aller Liebe zu unendlichen Geschichten von 70 bis 120 Minuten Länge, diese drei Lieder haben mich. NINE ALTARS haben mich. Und sie sind ja nur ein weiterer Beweis, dass JETZT die beste Zeit für frischen Doomsound ist.

(10 Punkte)

 

https://www.journeys-end.de/
https://www.facebook.com/profile.php?id=100064321533637