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G. LOVE & SPECIAL SAUCE – Philadelphia Mississippi

~ 2022 (Philadelphonic Records) – Stil: Hip-Hop Blues ~


G. LOVE & SPECIAL SAUCE, komischer Name, kommen aus Philadelphia. Bei Sänger G. LOVE alias Garrett Dutton, Jeffrey Clemens am Schlagzeug und Jim Prescott, dem Bassisten, dreht sich alles um Philadelphia (oder im Kosename Philly), der Titel des Albums, die Plattenfirma. Das zeugt von Lokalpatriotismus. Seit 1992 sind die drei Musiker in konstanter Besetzung mit Unterbrechungen aktiv und mischen Blues, Country und Rap und eigentlich noch ziemlich viele andere Stile. Ob das geht? Ja, auf jeden Fall. Klingt am Anfang etwas seltsam (na ja, nicht nur am Anfang), aber macht schon irgendwie Sinn. Ist aber, davor sei schon gewarnt, auch ziemlich anstrengend, da G. LOVE diesmal angibt, die Songstrukturen offener zu gestalten. Das stimmt, ein kleiner Ausflug bei spotify (ja ich nehme meine Aufgabe ernst) und ich kann das bezeugen. „Offen“ ist auf jeden Fall passend. Dazu noch den passenden O-Ton von G. LOVE: “We’d have no idea, what was going to happen, beforewe started playing, but by the end, we’d have a song.”

Zur Umsetzung hat man sich alle möglichen Gäste aus beiden Welten eingeladen: Blues-Ikone Alvin Youngblood Hart oder Rapper wie Schooly D und Speech von ARRESTED DEVELOPMENT und viele andere, auf fast jedem Song taucht mindestens irgendein Gast auf.

´Love From Philly (feat. Schoolly D & Chuck Treece)´ startet eher im Rap-Bereich. Der Song zeigt immer wieder Jam-Charakter und ist auf jeden Fall ziemlich cool. „Philly“ ist und bleibt auf jeden Fall der Star. Die Comic-Affen im Video sind entspannt.

´Mississippi (feat. Alvin Youngblood Hart, R.L. Boyce & Speech) ´ im Anschluss setzt dann dank den Gästen mehr auf Blues, getoppt von Rap-Einlagen. Den Song mag ich sehr gerne. Auch den Jam-Teil, der Hendrix zitiert. Das passt auch auf jeden Fall. ´My Ball (feat. Freddie Foxxx & Jontavious Willis)´ ist dann eher im freien Bereich angesiedelt, mit kraftvollem Hip Hop, Soul und Gospel-Elementen. Irgendwie erinnert mich die wilde Mischung ein wenig an Meister Zappa, das hat aber sicher mit meinem Alter zu tun. Rap gab’s beim Zappa ja auch nicht so richtig. Aber irgendwie hätte der olle Frank auch einen guten Rapper abgegeben.

Nachwuchs-Power-Blueser Christone “Kingfish” Ingram macht dem Titel ´Guitar Man´ dann alle Ehren. Schon interessant, wie viele talentierte Musiker hier auftauchen. Das spricht für die Wertschätzung der Band. Der Titel ist wieder deutlich stärker für mich. ´Laughing In The Sunshine´ passt gut zu den tropischen Temperaturen mit seinem lockeren Upbeat, aber weniger zu meinen Hörgewohnheiten mit dem etwas nervigen Pfeifen. Sommerhit hat man so etwas vor Jahrzehnten genannt. Eben ein Leichtgewicht. Je nach Gästen geht die bunte Mischung hin und her, der rote Faden fehlt mir ein wenig, den sollte es aber sicher gar nicht geben. ´ I Ain’t Living (feat. Tikyra Jackson) ´ mit der kraftvollen Drummerin und Sängerin Tikyra Jackson, ein weiterer Nachwuchsstar, ist dann sehr rhythmisiert. ´The Philly Sound´ huldigt einmal mehr Philadelphia und hat irgendwie auch den Soul dabei, der den gleichnamigen Sound eigentlich geprägt hat.

Nicht so einfach insgesamt für mich, diese wilde Mischung gerecht zu beurteilen. Denn im Rap-Bereich sind meine Kenntnisse zum Beispiel eher überschaubar. Und durch den teilweisen Fusion- und Jam-Charakter müsste man vielleicht deutlich mehr Zeit investieren. Die habe ich leider derzeit aber nicht. Auf jeden Fall ein mutiges und originelles Album. So hoffentlich gerechte …

(7,5 Punkte)

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