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DAMIEN JURADO – Reggae Film Star

~ 2022 (Maraqopa) – Stil: Songwriter Rock ~


Mit viel Gefühl, sehr entspannt und gleichzeitig mit einem guten Schuss Melancholie geht Damien Jurado zu Werke. Mit dem starken ´Roger´ gelingt sofort ein Einstieg, der einen gefangen nimmt. Damien hat eine Stimme in höherer und doch sehr angenehmer Stimmlage, die sehr charakteristisch ist.

Es ist bereits das 18. Album des US-amerikanischen Künstlers. Er ist seit einem Vierteljahrhundert und seinem Debüt ´Waters Ave S.´ aktiv. Und aktiv heißt hier, sehr aktiv. Denn er hat einige Kollaborationen gestartet und immer wieder irgendetwas irgendwo beigesteuert. Insgesamt macht er sehr schöne Musik, auf jeden Fall. Er mischt die amerikanische Songwriter-Tradition mit Jazz-, Folk, Latin- und Pop-Einflüssen, oftmals akustisch ausgerichtet. Hin und wieder auch mit ein wenig Airplay wie bei ´Meeting Eddie Smith´

Mit irgendwelchen „Reggae Film Stars“ wie der Titel suggeriert, hat das nichts zu tun. Aber Damien ist sehr an Filmen interessiert, hat schon Songs zu Soundtracks beigesteuert und ist auch visuell ein starker Künstler. Seine sehr anschaulichen Songs, die meist eine Stimmung transportieren, und Filme im Kopf des Zuhörers/der Zuhörerin auslösen, folgen textlich oft einem Dialogschema wie in einem Film. Ein Teil der Songs gleicht auch durch die Kürze eher einer Filmszene als einem Kurzfilm.

´What Happened To The Class Of ’65´ ist dann schon eher ein Kurzfilm und einer der stärksten Songs. Der Blick geht zurück ohne Wut, aber mit Reflexion. Damien ist gleichzeitig Regisseur und Schauspieler. Verstärkt hier durch feinsinnigen weiblich sparsam eingesetzten Backgroundgesang. Es wird auch rockiger auf der Platte wie bei ´Day Of The Robot´ oder ´Taped In Front Of A Live Studio Audience´, die beide stärker vom Schlagzeug rhythmisch akzentuiert werden. Rockiger heißt hier aber immer nicht derber oder prollig, ein hohes künstlerisches, intellektuelles Niveau ist jederzeit hörbar und greifbar.

Intimer, wie der Titel schon suggeriert, ist dann wieder das stark akustisch instrumentierte ´Ready For My Close Up´, etwas an die sanfte Seite von Neil Young erinnernd. ´Gork Meets The Desert Monster´ ist auch etwas epischer zum Abschluss. Bei seinen Songs sehe ich oft eine sonnige abendliche Wüstenregion vor mir, das Entspannen nach Stress und Hitze. Sinnieren über die großen und kleinen Überraschungen, die das Leben bietet. Vielleicht liegt es aber auch an den extremen Temperaturen, die hier im Raum und draußen beim Zuhören vorherrschen.

Die sehr charakteristische Stimme von Damien Jurado ist der letzte und entscheidende Mosaikstein, der das Album zu etwas Besonderem macht und eine originelle Stimmung verbreitet. Teilweise sehr fragil und immer mit etwas traurigem schönen Hintergrund. Mit Unterstützung von Multiinstrumentalist Josh Gordon hat Damien eine spannende und musikalisch starke Platte eingespielt. Hörprobe empfohlen.

(8 Punkte)


(VÖ: 24.06.2022)