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CEREBRAL ROT – Excretion Of Mortality

~ 2021 (20 Buck Spin) – Stil: Gutturaler Death Metal ~


Ein Waldboden, ein Sumpf, das Moor oder ein verfaulter, seichter Bach sind allesamt luxuriöse Ruheplätze im Vergleich zum Boden den das US-amerikanische Death Metal-Quartett CEREBRAL ROT auf seinem zweiten Longplayer ´Excretion Of Mortality´ wieder einmal aufbereitet. Hier hat der Tod eine fast schon erotische Vorfreude auf die fäulnisliebende Feuchtigkeit und die reiche Auswahl an Parasiten, Schimmelpilzen und Bakterien, die die starrenden Toten verschlingen werden.

Die brütende Hitze, der saure Geschmack der Luft und ein Geruch des Grauens verschmelzen dabei zu einem Nebel von verstörender Atmosphäre, was genau den richtigen Rahmen für das quälende Gebrüll und den grummelnden Leichen-Sound zieht – ein Wasserzeichen für die schmutzige, primitive Zukunft des DM im Westen der USA.

´Excretion Of Mortality´ wird, ebenso wie sein Vorgänger ´Odious Descent Into Decay´ auch, in die steinernen Herzen der glühenden Fans von klassischem Todesmetall vordringen und es besitzt in etwa die gleiche klangliche Lesbarkeit der letzten Alben von OSSUARIUM, FETID oder KRYPTS.

 

 

Klanglich leben CEREBRAL ROT jedoch in einer quasi doppelzüngigen Einfachheit: nichts kann auch nur annähernd an technischen Death Metal herangeführt werden, es gibt nicht einen einzigen Blitzgedanken oder auch nur annährend entsprechende Ansätze. Die Hauptessenz des Albums steckt in den korpuskularen Riffs, die wie von Höhlenmenschen erschaffen sind, und sie sprudeln und verflüssigen sich zu einem langsamen, aufwühlenden Todestrip oder sie nehmen genug Schwung auf, um zu fauligen Explosionen im Proto-Grind zu eskalieren. Die atemberaubende Schärfe, mit der die vier Nordwestküstler zwischen diesen Modi zu wechseln wissen, bedeutet zudem, dass das Album niemals nachlässt, selbst wenn die Riffs auf einigen der Songs wie ineinander zu verschmieren scheinen.

´Excretion Of Mortality´ ist einmal mehr wahrhaft durchdringender Death Metal, der bis in die sumpfigen Tiefen des Genres reicht und mit genügend Blut und Roadkill hervortritt, um eine Leichenhalle gleich zweimal zu füllen.

Wenn das Zittern aufhört und man den letzten bevorstehenden Atemzug bereits verflucht hat, bleibt eben nur noch ein letzter Akt des Trotzes – lege dich in den Schlamm und genieße den freudig-sprudelnden Schmerz, der da noch kommen wird. Die toten Augen fühlen nichts mehr unter der Narkose, die mit diesem Zerfallsprozess an metallischer Todesprojektion einhergeht!

(7,5 Punkte)


Pic: Erin Severson
(VÖ: 25.06.2021, CD & Digital, + 30.07.2021, LP)

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