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STORMBRINGER – Stealer Of Souls

~ 1993/2020 (No Remorse Records) – Stil: US Metal ~


Ende der Achtzigerjahre gründete Gitarrist/Bassist Charles „Dark“ Hastert zusammen mit seinem Cousin/Schlagzeuger Joe Starkovitch und Sänger Leonard Brauchler die Band STORMBRINGER. Als Trio produzierten sie 1993 das sagenumwobene ´Stealer Of Souls´-Demo. Ein Jahr später erschien noch eine Drei-Song-EP in einer, bis auf Sänger Leonard Brauchler, vollständig runderneurten Besetzung.

Das Potential als Songwriter, Sänger und Multiinstrumentalist lebte Charles „Dark“ Hastert anschließend in DARKER aus. Die Jungs von STORMBRINGER tendierten immer mehr zum Alternative Rock und änderten in der Folge den Bandnamen zu KILLTRAIN. Angeblich hat Charles „Dark“ Hastert sogar noch hundert weitere Songs in der Schublade, wie er uns in einem Interview vor ein paar Jahren verriet (siehe hier), das auch die Grundlage für die Liner Notes in der Wiederveröffentlichung von Demo und EP via „No Remorse Records“ bildet.

STORMBRINGER sollten natürlich tunlichst nicht mit den Power Metallern aus Aurora, Colorado, oder den Prog-Power-Metallern aus Lakeside, Connecticut, verwechselt werden. Unsere STORMBRINGER sind zudem keineswegs – wie oft angenommen – in Rockford, Illinois, sondern in Joliet zu verorten und spielen einen US Metal, der epischen Power Metal und subtile progressive Wildheit miteinbezieht.

 

Der Opener des Zehn-Song-Demos gibt die Marschroute für die kommende Dreiviertelstunde vor. ´Vengeance´ steigert sich hektisch von Minute zu Minute bis sich auch Sänger Leonard Brauchler nicht mehr zurückhalten kann und hysterisch aufschreit. Die erste Hymne, die Bandhymne ´Stormbringer´, zeigt anschließend die gewisse Massenkompatibilität im dezent obskuren Sound von STORMBRINGER. Wer jedoch seit 25 Jahren nicht mehr existent ist, kann mit solch einem Song auch 2020 leider keine Hallen mehr auf den Kopf stellen.

Aus der halbballadesken Power-Hymne ´Tanelorn´ ist hingegen noch weitaus mehr der Hardrock-Background zu erkennen. Diese Schönheit, gern mit akustischer Gitarre auch echte Atmosphäre aufbauend, zeigt sich nochmals eindringlich im epischen ´Vanishing Tower´.

Dagegen ist ´Neurotic Emperor´ mit wechselnder Mikrofon-in-Beschlagnahme, ebenso ´Silence´  und ´Temples Of The Slain´ ordentlich emotional-ausbrechender ausgestattet. Derlei Wildheit und gewisse Vertracktheit zeigt eine weitere Seite von STORMBRINGER auf. Diese Verbindung mit einer eindeutigeren Direktheit im Gesangsvortrag wählen sie ansonsten nur konkret in ´Ambush´, allseits mit schönen, schrillen US Metal-Schreien betörend.

Auf der abschließenden 1994er Drei-Song-EP ´Stormbringer´ wirkte Charles „Dark“ Hastert noch als Songwriter mit, doch Sänger Leonard Brauchler tendierte bereits mit den ehemaligen REDD BARRON-Mitgliedern, Greg Eichelberger (Gitarre), Frank Masterson (Bass) und Pete Alvarez (Gitarre), sowie Drummer Don Kohler in die Soundrichtung der Neunzigerjahre. Nicht ganz unähnlich des Wandels der Legende KINGSBANE zu IN THE NAME.

Underground-Jäger des Achtzigerjahre Heavy Metal, des urigen Power und Epic Metal müssen STORMBRINGER jedoch spätestens jetzt mit Ohr und Herz entdecken, denn insbesondere die Trio-Ausgabe der Formation stand für verdammt einmalig tönenden US Metal, der bis heute keinerlei Reiz verloren hat.