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Die CORONA-Tagebücher

Ein Corona-Virus bestimmt derzeit das Leben, den Tag jedes Einzelnen sowie die Nachrichten rund um den Globus. In unseren CORONA-Tagebüchern lassen wir Musiker oder Szene-Volk zu Wort kommen. Heute:

 

Volker Riedel, Musiker, MYRMIDION CREED, TOM SLAM

https://www.facebook.com/tomslamrock

Corona ist für mich eine total entschleunigte Zeit zwischen Fluch und Segen. Fluch deshalb, weil die ganze Welt sich nur noch um ein Thema dreht. Es gibt nichts mehr. Keine Kriege. Kein Klimawandel. Kein Flüchtlinge. Keine Populisten. Auch in meinem Leben dreht sich alles nur noch das Verfluchte „C“. Wie viele haben sich heute wieder infiziert? Wie viele sind gestorben? Was darf ich noch? Welche Länder stehen am medizinisch sozialen Abgrund? Was dürfen meine Kinder noch tun? Wie kann ich sie maßregeln ohne den „Feind“ zu sehen, zu hören? Was kann ich meinen Kindern (9, 11 und 16) an Informationen zumuten? Und, und, und.

Segen? Segen hört sich total krass an. Ich versuche das mal zu erklären. Ich habe schon lange nicht mehr so intensiv die Worte Familie, Eltern, Freunde, Arbeitskollegen, Nachbarn, … gespürt, erlebt, darüber nachgedacht. Wir haben unser Leben auf ein Minimum heruntergeschraubt. Kein Kino, keine Konzerte, keine Kneipe,… Eigentlich das wegreduziert, was ich dachte, das das mein Leben ist…

…und gedacht ohne all dies geht es nicht, aber ich habe mich getäuscht. Ich mache Home Office und genieße es jeden Tag nicht total im Stress Frühstück und Vesper herzurichten und dann aus dem Haus zu spurten, um rechtzeitig, nach einer 45-Minuten-Fahrt, zur Arbeit zu kommen. Nein, ich kann morgens neben meiner Frau aufwachen, sie nochmals in den Arm nehmen (für eine gefühlte Ewigkeit) und ganz in Ruhe mit den Kindern frühstücken. Danach werfe ich meinen Rechner an und schaue mir meine Jobs an, bevor ich dann ein Teams-Abteilungs-Meeting habe. Ich kann dann zwischendurch die Kinder oder die Frau vom Home-Schooling-Koller erlösen – zumindest meistens Mittagessen machen wir auch gemeinsam.

Es ist für mich ein großer Zwiespalt – Entspannung – zurück zum Nötigsten – Anspannung – Ungewissheit – wie lange noch? Was kommt danach? Die Musik fehlt mir am meisten. Ich spiele statt der harten Rockgitarre im Proberaum meist die sanfte Westerngitarre im Wohnzimmer. Eines weiß ich mit Gewissheit: Wir werden nicht mehr die Alten sein.

…ach ja, das einzig ganz Bittere ist, dass schon zwei geile Gigs mit meiner Band (TOM SLAM) abgesagt wurden – heul! 😉