PlattenkritikenPressfrisch

SMOKE MOUNTAIN – Queen Of Sin

~ 2020 (Argonauta Records) – Stil: Occult Fuzz Stoner Doom Rock ~


Wer auf schwere Riffs und schwermütigen Frauengesang steht, dazu noch verzerrte Gitarre abfeiert und sich in einer düsteren und klaustrophobischen Atmosphäre wohl fühlt, der wird mit diesem Album bestens bedient. Hypnotisch monoton drücken sich die acht Stücke von der ´Queen Of Sin´ durch die Lautsprechermembranen in die Gehirnwindungen des Hörers und hämmern nach und nach alles heraus, was vielleicht mal drin war, leider auch die brauchbaren Dinge.

Nach dem ersten Durchlauf der Scheibe bleibt man nämlich zunächst benommen zurück und muss sich erstmal darauf konzentrieren, die um sich verstreuten Sinne wieder einzusammeln. Viel besser wird es auch nach weiteren Durchläufen nicht und ich stelle für mich fest, dass diese Art von Musik wohl eher etwas für Leute ist, die sich noch nicht ganz dazu entschließen können aus dem Fenster zu springen, oder versuchen, mit allerlei Mittelchen dem Alltag zu entfliehen. So richtig lebensbejahend ist beides nicht. Dabei kann man den Stücken nicht einmal eine gewisse Faszination absprechen, welche aber, zumindest bei mir, lediglich zwei bis drei Stücke anhält. Zu gleichtönend sind die Songs, zu einfach und monoton die Gitarrenriffs und auf Dauer auch der Gesang zu eindimensional. Besonders letzteres ist sehr schade, da dieser, trotzdem er zumeist allerlei Verzerrungen erleiden muss, sehr wohl erkennen lässt, dass Sängerin Sarah viel mehr mit ihrer Stimme anstellen könnte. Positiv ausgedrückt beherrschen SMOKE MOUNTAIN mit ihren zäh wie Sirup dahinfließenden atmosphärischen Klängen, die von verzerrten und massiv wiederhallenden Riffs durchsetzt sind, die Kunst des Minimalismus, lassen dabei aber leider kaum eine Spur von Melodie erklingen. Allerdings durchbrechen mit ´I Walk Alone´ und ´Deathproof´ gleich zwei Songs auf sehr unterschiedliche Weise dieses Konzept. Bei ersterem ist dies vor allem Sarah zu verdanken, die ihrer Performance eine zweite Dimension hinzufügt und neben fast schon überbordendem Gefühl, auch so etwas wie Melodie in den Song bringt. Dies und eine zweite erklingende Gitarre machen diesen Song zu dem mit Abstand besten auf der Scheibe, was wohl auch der Band klar ist, haben sie ihn doch zur Singleauskopplung erhoben. ´Deathproof´ hingegen überrascht mit einem Vibe, der an typische 60er Jahre Beatklänge erinnert und dabei schon fast die Go-Go-Girls in blümchendekorierten Bikinis vor dem geistigen Auge tanzen lässt. Ja, ich übertreibe ein klein wenig…

Das Trio setzt sich aus Brian (Drums), Lee (Gitarre) und Sarah Pitt (Gesang) zusammen, wobei es sich bei den identischen Nachnamen nicht um einen Marketinggag handelt (soll es ja nicht nur bei den RAMONES gegeben haben) sondern tatsächlich Familienbande im Spiel ist. Sarah ist nämlich mit Lee verheiratet und dieser der Bruder von Brian. Vor dem vorliegenden Debüt hatten die aus Floridas Hauptstadt Tallahassee stammenden SMOKE MOUNTAIN bereits 2017 in Eigenregie eine EP mit drei Stücken herausgebracht. Bin mal gespannt, wie sich die Band unter dem renommierten italienischen Label “Argonauta Records” weiterentwickelt, bei denen SMOKE MOUNTAIN meiner Meinung nach bestens aufgehoben sind, was man auch an der durchaus ernst gemeinten oben angegebenen Stilbezeichnung ablesen kann.

(6,5 Punkte)

´Queen Of Sin´ erscheint auf CD und in zwei LP-Varianten. Es wird eine Auflage von 200 Stück in schwarzem Vinyl und eine auf 100 Stück limitierte Version in schwarz-rotem Splatter geben.

 

www.facebook.com/smokemountaindoom/


(VÖ: 27.03.2020)

Ähnliche Artikel

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"