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SEPULTURA – Quadra

~ 2020 (Nuclear Blast/Warner) – Stil: Thrash Metal ~


Wenn man es ganz genau nimmt, müsste die korrekte Stilumschreibung bei SEPULTURA bereits seit Jahren längst Progressive- oder Technical-Thrash Metal lauten. Wirklich unglaublich, wie sich die Brasilianer seit Beginn ihrer Karriere von Album zu Album musikalisch weiterentwickelt haben, ohne dabei aber ihre Wurzeln zu verleugnen. Und mit seinem aktuellen Langeisen setzt das Quartett dem Ganzen noch die Krone auf – elf Songs (plus ein kurzweiliges akustisches Intermezzo mit dem Albumnamen `Quadra` betitelt) die unterschiedlicher, abwechslungsreicher und vielschichtiger kaum sein könnten. Ein nahezu perfekter Mix aus Tradition und Moderne.

Mit dem Opener `Isolation` geht es gleich zu Beginn zurück zu goldenen `Beneath The Remains`-Zeiten, könnte dieser Titel doch locker nicht nur auf diesem Album stehen, sondern auch neben Granaten wie zum Beispiel `Mass Hypnosis` bestehen. Ein Nackenbrecher in bester SLAYER-Manier mit toller Gitarrenarbeit und großartigen Soli (Beweisvideo – siehe weiter unten, *grins*). Shouter Derrick Green klingt nicht nur hier, sondern streckenweise auch im weiteren Verlaufe des Albums, wie eine (fast noch) brutalere Version von TESTAMENT-Fronthüne Chuck Billy. `Ali` streckt einen wie ein imaginärer Fausthieb des legendären Muhammad Ali (Gott habe ihn selig!!!) regelrecht nieder – wahrlich, eine echte „…fistful of METAL“, sozusagen.

`Raging Void` indes begeistert mit einem fesselnden, hymnenhaften Refrain, wie man ihn so von SEPULTURA nicht unbedingt erwarten würde. Neben einigen Überraschungen und Neuerungen kommen aber natürlich auch die typischen Tribal-Klänge, sowie die gewohnt ganz dezent eingestreuten Hardcore-Elemente nicht zu kurz. Außerdem liegt dem Album ein psychedelischer Tenor zugrunde, der auch Zitate der großartigen VOIVOD oder NEUROSIS offenbart. Ganz anders hingegen das epische und mit bombastischen Chorälen geschwängerte `Guardians Of Earth`, das in Sachen Stimmung fast schon einem kleinen Requiem gleichkommt – überragend!!!

Während beim anschließenden Instrumental `The Pentagram` die musizierende Fraktion ihr Können unter Beweis stellen darf, begeistert ein paar Songs später die Halbballade `Agony Of Defeat` mit akustischem Beginn, klarem Gesang und Ausflüge in etwas orientalischere Gefilde. Und das abschließende `Fear, Pain, Chaos, Suffering`, wo dem guten Derrick gar eine stimmgewaltige Dame zur Seite steht, rundet dieses Hammer-Album standesgemäß ab. `Quadra` ist soviel mehr als „nur“ ein gewöhnliches Thrash Metal-Album oder ein „Fliegenschiss in der Metal-Geschichte“ geworden. Wer jetzt nach all meiner Lobhudelei nicht zumindest einmal zwei Ohren riskiert, der verpasst definitiv eines der innovativsten und stärksten Thrash Metal-Alben der letzten Jahre. Einfach nur GEIL, GEIL, GEIL!!!

(8,5 Punkte)

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