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PHANTOM – Cyberchrist

1993/2018 (Metalloscope Music) – Stil: Power Metal


Pünktlich zum 25-jährigen Jubiläum des dritten Werkes von PHANTOM erscheint ´Cyberchrist´ erstmals auf Vinyl. Das kleine, aber feine Label „Metalloscope“ lässt es für uns Vinyl-Fetischisten auf 500 Einheiten in neuem Glanze – schwarz und blau – erstrahlen, pünktlich zum Geburtstag eures Rezensenten, wenn das keine schöne Überraschung ist.

Nachdem uns die Jungs vor zwei Jahren mit einem Single-Release (siehe hier) verblüfften, kam es im Mai dieses Kalenderjahres auf dem „Legions Of Metal“-Festival in Chicago endlich zum heiß ersehnten Live-Comeback. Vom letzten Line-up aus 1994 waren immerhin Meistersänger Falcon Eddie, Bassist Charley Buckland und Gitarrist Eddie Campbell dabei, begleitet vom zweiten Gitarristen Dustin Primeau und Schlagzeuger Charlie Zeleny. Doch bis auf etwas Haare und deren Farbe scheinen die Herren Augenzeugenberichten zufolge nichts von ihrer Brillanz verloren zu haben. Und natürlich fanden hauptsächlich Songs ihres besten Werkes ´Cyberchrist´ Einlass in die gespielte Setlist.

Dass die New Yorker vor 25 Jahren als amerikanische Antwort auf JUDAS PRIEST verschrien waren, ist aufgrund solcher Songs wie ´Six Feet Under´ oder ´Alive And Well´ nicht restlos als Verschmähung zu werten, nur müsste dieses Prädikat dann heutzutage jedem zweiten Newcomer anhaften. PHANTOM selbst befanden sich jedenfalls auf dem Zenit ihrer Karriere. Das Album war unstrittig eine Steigerung zu den beiden nicht schlechten Vorgängern, eine Festveranstaltung für Jünger mit Geschmack, die sich auch die knackigen Kompositionen von VICIOUS RUMORS, LIEGE LORD und METAL CHURCH durch die Gehörgänge pusten lassen. Gruppen wie HOLY MOTHER beschritten in der Folgezeit ähnliche Wege.

Dabei blasen PHANTOM auf ihrem Drittwerk gar nicht durchgehend zur Double-Bass-Attacke, ein ´Big Daddy´ zeigt neben der Groove-Attack ebenso die Wandlungsfähigkeit von Sänger Falcon Eddie, der nicht nur sein Falsetto bemüht. Und ´Blind Man’s Sight´ gefällt mit einem dezenten Blues Einschlag. Der Titelsong beschwört salbungsvoll das Sanctus in Latein und zeigt sich als weiterer, außergewöhnlicher Song, selbst wenn Falcon Eddie letztlich in Halford‘scher Manier den Cyberchrist anruft. Ein Mit-Shouter ersten Grades ist weiterhin ´Psycho Zoo´, ebenso wie ´Graveyard Shift´ im zackigen Rhythmus vorgetragen.

Letztlich bleibt das Spiel immer das gleiche, auch im Cyberage: „Each and every night he pulls the sword out of the stone“. Ich ziehe mir daher jetzt nochmal das runde Schwarze aus der Hülle und lege es auf den Plattenteller.

(Essentiell)

Fakten: Gatefold-Cover mit Lyrics und Linernotes von Falcon Eddie, 150 x blaues Vinyl (durch „Diabolic Might Records“), 350 x schwarzes Vinyl. Ein neues Artwork auf Wunsch der Band. Cover, Logo und Artwork von Carsten Schmidt.

metalloscope-music@web.de