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DOPETHRONE – Bröke Säbbäth

~ 2024 (Totem Cat Records) – Stil: Sludge Metal ~


DOPETHRONE ist mir als Titel des 2000er Albums von ELECTRIC WIZARD bekannt, die Band gleichen Namens aus Kanada, aktiv seit 2008, lief immer nur so nebenher. Ich habe ja hier und da bei YouTube bereits in ihre älteren Werke reingehört, aber in meiner Sammlung gelandet waren sie schlicht weg noch nicht. Dabei haben sie das Potential dazu.

Auf dem für Mai 2024 angesagten neuen Album ´Bröke Säbbäth´ spielen sie einen komplett entfesselten und schmutzig lärmigen Heavy Rock und Doom, wie es sich für eine Band dieses Namens gehört. Jus Oborne dürfte sie kennen und hoffentlich wertschätzen. Die Musik ist oft sehr laut, wild, chaotisch und schmutzig. Die bis zum Anschlag verzerrten Gitarren und die melodiefreien, harschen, irgendwie fauchenden Stimmdarbietungen unterstreichen die Intention dieser tosenden Klangwelt. Das hier ist körperliche Musik, in der schiere Lust und schiere Qual dicht beieinander liegen und die einen regelrecht hypnotisiert in ihrer Wucht.

Wenn man erst einmal die Kruste aus Krawall durchdrungen hat, wird einen der aufwühlende, wogende Rhythmus des sehr präzise spielenden Schlagzeugers packen, dann die schon fast urtraditionellen Doom- und Heavy Rock-Riffs, alles vom Bass mit coolen Läufen zusammengeschnürt. Dieser Urdoom ohne Zusatz von episch sauberem Heavy Metal brummt und brodelt den Hörer in einen Trancezustand und schrubbt dabei noch die Seele frei. Wenn die Gitarre denn mal zu Soli ansetzt, dann sind diese auch ganz klar der klassischen 70er Hardrockschule entnommen.

 

 

Allein der ultimativ lärmige und übersteuerte, aber sicher so gewollte Sound, der das Album wie live im Luftschutzbunker mit einem einfachen Kassettenrekorder aufgenommen klingen lässt, ist eine richtige Herausforderung und gibt der eigentlich schön rockenden Musik so einen herrlich verdorbenen und verkommenen Ausdruck. In manchen Augenblicken hält der große epische Doom dann doch Einzug, nur so überragend schmutzig und verroht. Ich mag das Album sehr gern, es weicht vom klassischen Doom sehr weit ab, bleibt aber gleichzeitig für eben jenen von absoluter Relevanz.

Die Riffs und Läufe sind so eindeutig. Aber in seiner Gesamtheit ist dieses Album ein Tor, mehr ein Portal in der hintersten Ecke einer schimmeligen und phosphoreszierenden Gruft, aus dessen Sarkophagen die essentiellen Salze aufstauben, wenn sie von der boshaften Wucht der Musik erschüttert werden. Das Doomgeschlurfe, die brodelnde Klanglava und dieser schwarze, schmutzige Überzug haben es mir echt angetan. Dass DOPETHRONE dabei trotzdem wie die coolsten Rocker der Welt klingen und machtvoll in die Knochen und die Seele fahrende Riffs am Start haben, kommt nochmal als Bonusfreude hinzu.

Sie stellen eher eine komplett verzerrte und noisige Ableitung von alten GRAND FUNK RAILROAD und BLUE CHEER dar, als dass sie so dermaßen kaputt sind, wie die Irren der New Orleans Szene aus den 90ern. Das mag sich wie Hausmannskost mit biederen Charme lesen, hat aber gewaltig Schwung. Und bei allem Krach um die Songs herum, die Musiker hier können was. Sie haben eine jammige Note in ihren Songs, die von blindem Vertrauen aufeinander spricht. Die verstörendste Wohlfühlmusik ever.

(8,5 Punkte)

 

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(VÖ: 24.05.2024)