PlattenkritikenPressfrisch

HARVESTMAN – Triptych: Part One

~ 2024 (Neurot) – Stil: Ambient/Dub/Drone/Psychedelic/Experimental ~


Steve Von Till von NEUROSIS hat bereits eine recht beeindruckende Solokarriere hinter sich, sowohl unter seinem eigenen Namen als auch unter dem Spitznamen HARVESTMAN. Diese mehrdimensionale musikalische Alchemie erforscht Klänge im gesamten Spektrum, von rein akustischer, volkstümlicher Americana (Steve Von Till) bis hin zu Ambient-Drone und Psychedelic, womit er sich erneut auf diesem Album befasst.

´Triptych: Part One´ startet einen Drei-Alben-Zyklus, die jeweils an drei Vollmonden dieses Jahres veröffentlicht werden sollen und entstand aus Musik, die Von Till über zwei Jahrzehnte zu Hause aufgenommen hat. Indem er hier alte Tonbandaufnahmen, Dudelsäcke, dokumentarische Erzählungen, Loops, Moog-Synthesizer und Mellotrons hinzufügt, entsteht ein jenseitiger Sound, der sich irgendwie von der Zeit abhebt und dennoch versucht, das Ursprüngliche zu erschließen.

 

 

´Psilosynth´ beginnt mit sich wiederholenden Klängen, die an komplexe, futuristische Maschinen erinnern, teils Feedback, teils sensorische Spannung. Es gesellen sich schließlich tiefe Dub-Beats und der hypnotische Bass von Al Cisneros (OM, Gastbeitrag) hinzu, ein Song, der auch durchaus von Cisneros` Stammband stammen könnte.

´Give Your Heart To The Hawk´ beginnt hingegen mit sanften Streichern und geht dann in Downbeat-Folk-Territorium über. Die warme Ausstrahlung der Gitarre und die sanften, sich wiederholenden Refrains bilden den Hintergrund für die verzerrte Interpretation von Poesie und verleihen dem Stück ein traumhaftes, treibendes Gefühl.

Die zweite Version von ´Psilosynth (Harvest Dub)´ ist dann ebenfalls sehr basslastig, und der Titel tanzt mit elektronischen Stichen und Klängen, während die klopfende Percussion den Hörer vorantreibt. Der wahrscheinlich markanteste und eindringlichste Groove auf dem Album nimmt Elemente aus der ersten Iteration auf und vertieft sie, was dem Song eine noch größere Dramatik verleiht.

´Nocturnal Field Song´ kehrt schließlich zu einem organischeren Sound zurück, mit einer Elektronik, die das Zwitschern von Insekten nachahmt, und einem rhythmischen Knallen, das durch die Drone-Atmosphäre verstärkt wird.

´Mare And Foal´ beendet den ersten ´Triptych´-Teil mit John Geoff, der nordumbrische Pfeifen beisteuert, die sich wie ein sanfter Hauch über die Gitarre und andere Instrumente erheben und senken, um erneut in stille Kontemplation abzudriften.

Aufgenommen und gemischt im „The Crow’s Nest“ im Norden von Idaho von Steve Von Till selbst und gemastert von James Plotkin, bietet ´Triptych: Part One´ ein recht bemerkenswertes multisensorisches Musikerlebnis und macht neugierig auf die Vollmonde, die da in diesem Jahr noch kommen mögen.

(7,5 Punkte)

 

https://www.facebook.com/SteveVonTill


Pic: Nils Verwijk