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LORD DYING – Clandestine Transcendence

~ 2024 (MNRK Heavy/SPV) – Stil: Sludge Metal/Progressive Metal ~


Nach zwei Alben an rauem und solidem Sludge Metal für das einschlägige Genre-Label „Relapse“, hatten die aus Portland, Oregon, stammenden LORD DYING mit ihrem dritten Werk ´Mysterium Tremendum´ von 2019 ihre Klangpalette dramatisch erweitert. Die ruppigen Tendenzen waren zwar nach wie vor vorhanden, wurden jedoch um deutliche Progressive Metal-Einflüsse erweitert, und es gab somit einen massiven Zustrom an klarem Gesang und melodischen Gitarrensegmenten, die es den Strukturen ermöglichten, ein weit dynamischeres Spektrum zu durchlaufen.

Diese Prog-Übernahme ließ zwar nach wie vor reichlich Raum für die gewohnt aufwändigen Shredder-Feste oder die unorthodoxen Taktarten, aber gerade die neu hinzugekommene Art der Gitarrenarbeit war das herausragendste Merkmal des Albums, da die Leads nun wunderbar flüssig wirkten und die Rhythmen, trotz des Feinschliffs, ihr kerniges Gewicht beibehalten hatten. Auch die stimmliche Veränderung von Gitarrist/Sänger Erik Olson hatte sich durchaus positiv ausgewirkt, wobei er die klaren und harten Elemente mit viel Pathos gemischt hatte.

 

 

´Clandestine Transcendence´ setzt nun nach rund fünf Jahren Studioabstinenz genau dort wieder an, und das noch geschärfter wirkende Songwriting, mit einer noch größeren Fokussierung auf die Hooks, treibt die beiden Extreme der Band nun noch viel weiter über die bisherigen Grenzen hinaus.

Es besteht jedenfalls eine nahezu perfekt funktionierende Synchronität zwischen den sludgigen Nola-Einflüssen und der alten Rockvorlage aus den 70ern, wobei sich ein Maß an Zugänglichkeit entwickelt hat, das phasenweise sogar weit über die Grenzen dessen hinausgeht, was als Basis des Stils gelten würde, sogar bis hin zu den melodischsten Rändern der anderen Seite des Spektrums.

Frontmann/Gitarrist Olson keift zwar phasenweise immer noch wie gewohnt, beherrscht inzwischen jedoch auch die melodischen Zwischentöne hervorragend, was dem Songmaterial zusätzliche Tiefe verleiht, und bei ´Unto Becoming´ zeigen sich sogar deutliche Einflüsse von Gothic Rock.

´Clandestine Transcendence´ ist jedenfalls genauso sehr kunstvoll darin, die epische Seite der Medaille zu erforschen wie es die härteren Momente des Sludge-Stils gekonnt gemildert hat, ohne dass sich die beiden Elemente dabei in die Quere gekommen wären. Einmal mehr fesselnd und unbestreitbar bezaubernd.

(8 Punkte)

 

https://www.facebook.com/LordDying


(VÖ: 19.01.2024)
Pic: Neil DaCosta