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THE PROG COLLECTIVE – Dark Encounters

~ 2024 (Purple Pyramid) – Stil: Progressive Rock ~


„Prog“ – das polarisiert. Da zucken einige zusammen und suchen das Weite, andere lächeln weise. Nun, ich mag Progressive Rock ganz gerne, alte Klassiker natürlich wie GENESIS, PINK FLOYD, NEKTAR oder KING CRIMSON am liebsten, aber natürlich auch die Metal-Progressiv-Könige wie FATES WARNING, THRESHOLD oder die frühen DREAM THEATER. Also ging ich vorurteilsfrei ans Werke.

Steve Stevens und Steve Morse, zwei Gitarrenrecken, die nicht unbedingt meine Favoriten sind, aber Rockgeschichte mitgestaltet haben, sind bei den ersten beiden Songs als Gast am Werke. YES-Bassist und Produzent Billy Sherwood hält das ganze Projekt seit 2012 zusammen und ist die einzige Konstante auf den 15 Songs (zwei Bonus-Tracks). Und auf den ersten beiden Titeln spielt auch nur er außer den Gitarristen mit. Beide Songs sind klassischer Progressive Stuff, wenig überraschend mit vielen spacigen Keyboards und ja, den Gitarren. Besser gefällt mir ´At The Gates´ mit KING CRIMSON-Violinspieler David Cross, der dem Progressiv-Rahmen seine Virtuosität beigibt, es blubbert auch nicht ganz so stark.

Ja, es gibt Musiker vieler klassischer Progressive und Fusions-Helden: THE MOODY BLUES, WEATHER REPORT, UTOPIA, SOFT MACHINE, GONG. Und wie es oft bei so Projekten ist, viele Köche… na ja, hören wir erst einmal weiter. ´Dark Days´ ist der erste Song mit Gesang. Das klingt dann wie KING CRIMSON zu ´Red´-Zeiten, aber natürlich nicht so genial und die Gitarre orientiert sich eher an David Gilmour. Das ist vielleicht auch das Problem, das hört sich immer nach den beteiligten Musikern oder „verdienten“ Bands an. ´Dark Days´ ist aber ohne Zweifel ein schöner Song. ´Lonely Landscape´ ist dann wieder instrumental und Omar Hakim, der viel mit Todd Rundgren unterwegs war, setzt spacige Gitarrenmotive ab. ´The Long Night´ ist dann eine gesungene Progressiv-Ballade, in Richtung YES.

Die nächsten Instrumentals klingen wieder ähnlich wie der Anfang. Ja, auch etwas austauschbar, vor allem wegen der wenig variablen Synthie-Sounds. ´Between Two Worlds´, gesungen von Billy Sherwood selbst, kann dann dank Steve Hillage an der Gitarre mehr überzeugen. Dann kommen wieder verschiedene Instrumentals, die nicht sehr vom begonnenen Weg abzweigen. Drummer Chad Wackerman bringt dann wenigstens ein wenig Zappaeskes in den Song ´Beyond Reason´. ´I Saw The Light´ mit Todd Rundgren ist auch mit den Pianosprengseln von Rick Wakeman und dem originellen Gesang eine willkommene Abwechslung, wir sind dann aber auch schon bei den Bonustiteln. ´I’m Not In Love´ von 10CC macht den Schluss, mit Rick Wakeman und NEKTAR. Ist ganz okay.

Technisch und musikalisch gibt es nichts auszusetzen, aber insgesamt ist mir das zu sehr am progressiven Mainstream ausgerichtet und kann dem – auch schon stark beanspruchten Genre – nicht wirklich Neues dazufügen. Die Songs sind von der Laufzeit handlich, trotzdem kommen Längen auf. Für echte Proggerinnen und Progger aber auf jeden Fall ein Tipp.

(7 Punkte)

 


(VÖ: 29.03.2024)