~ 1958/2022 (Blue Note Records) – Stil: Jazz ~


Der US-amerikanische Jazz-Altsaxophonist Lou Donaldson kehrte mit Kriegsende nach North Carolina zurück und trat mit anderen ehemaligen US-Marines in einer Musikformation auf, die sogar den Soundtrack zur Musical-Komödie „Pitch A Boogie Woogie“ beisteuerte. Mit dem Charlie Singleton Orchestra konnte er 1950 an seinen ersten Studioaufnahmen teilnehmen, 1953 an weiteren mit Clifford Brown und Philly Joe Jones sowie 1954 mit dem Art Blakey Quintett an den legendären Aufnahmen zu ´Night At Birdland´. Er spielte auch mit berühmten Jazzmusikern wie Trompeter Blue Mitchell oder Pianist Horace Silver zusammen.

Mit der Veröffentlichung von ´New Faces New Sounds´ im Jahre 1953 begann Lou Donaldson allerdings seine eigene Karriere als Bandleader voranzutreiben. Sein unverwechselbares Spiel hatte der von Charlie Parker beeinflusste Altsaxophonist längst perfektioniert und lebte es in seinen frühen „Blue Note“-Aufnahmen im Bop und Hard Bop aus. Seinen unantastbaren Klassiker nahm Lou Donaldson (Altsaxophon) am 28. Juli 1958 gemeinsam mit Herman Foster (Klavier), Peck Morrison (Bass), Dave Bailey (Schlagzeug) und Ray Barretto (Congas) auf.

Seinem berühmten Soul-Jazz sollte Lou Donaldson erst später in ´Midnight Creeper´ den letzten Schliff geben, denn ´Blues Walk´ ist noch eine Dekade früher ganz und gar im Bebop-Stil gehalten. Hier dürfen die Noten nach wie vor in ganzer Lebendigkeit schwingen, in sanften und leichten Momenten, mit einer selten so spürbaren Wärme. Dieser Genre-Klassiker ist noch bluesig, seelenvoll und lebensvoll, er ist sensationell einladend. Er ändert zwar nicht die Gesetze der Schwerkraft, überrascht allerdings auch mit dem Einsatz von Congas. Denn allein das sanft und einschmeichelnd singende Altsaxophon ist natürlich ein echter Triumph, doch eine raffinierte Meisterleistung ist es, dem bluesigen Altsaxophon lateinamerikanische Congas an die Seite zu stellen.

Bereits der Titelsong ´Blues Walk´ schwingt sich dementsprechend zur ewigen Erkennungsmelodie von Lou Donaldson auf. Vielleicht sind es auch schlicht das Schlagzeug von Dave Bailey und die Congas von Ray Barretto, die diese einnehmende Wirkung entfachen, während Herman Foster am Piano einige seiner Kunstfertigkeiten zeigen kann. Im Anschluss zündet der schnelle Bebop-Uptempo-Klassiker ´Move´, der ein Jahr zuvor auf ´Birth Of The Cool´ öffentlichkeitswirksam verewigt wurde, endgültig das Feuer. Wieder ist Herman Foster am Piano für einige Zwischendurch-Zaubereien zu haben und Ray Barretto tritt im Rhythmus-Zweikampf diesmal nicht gegen Dave Bailey an.

Die traditionelle, von den Congas schön begleitete Swing-Nummer ´The Masquerade Is Over´ beendet letztlich diese schwungvolle A-Seite in entspannter Art und Weise. Selbst der Midtempo-Blues von ´Play Ray´ gibt sich zu Beginn der B-Seite samt und sonders den Emotionen hin, wobei Ray Barretto obgleich des Songtitels nur einen kurzen Auftritt erhält.

Restlos romantisch wird es hingegen mit der einzigen echten Ballade ´Autumn Nocturne´, die jede Nacht in ein strahlendes Meer taucht. Die wunderbare Bop-Nummer ´Callin‘ All Cats´ beschließt letztlich in einem davoneilenden Tempo dieses Werk und hätte sich mit ihrem Titel ebenso für den des gesamten Werkes angeboten.

Die noch immer aktuelle Wiederveröffentlichung dieses Meisterstückes von Lou Donaldson kommt in der komplett analogen „Blue Note Classic Vinyl Series“ natürlich auf 180g mit einem audiophilen Master von Kevin Grey bei „Cohearent Audio“ und ist in allen Belangen verlockend.

 

Lou Donaldson – Altsaxophon
Herman Foster – Piano
Peck Morrison – Bass
Dave Bailey – Drums
Ray Barretto – Congas

 

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