PlattenkritikenPressfrisch

J MASCIS – What Do We Do Now

~ 2024 (Sub Pop) – Stil: Folk Rock/Indie Rock/Country Rock ~


In den letzten rund 15 Jahren hat der U.S.-amerikanische Sänger und Gitarrist Joseph „J“ Mascis nach jedem Album seiner Hauptband DINOSAUR JR. ein Solowerk nachgeschoben, und war es ursprünglich noch gänzlich unbegleiteter und ausschließlich mit der Akustik-Gitarre zelebrierter Folk Rock, so verfügt der Meister mittlerweile über einen hervorragenden Slide-Gitarristen (Matthew „Doc“ Dunn) und Keyboarder (Ken Maiuri), die ihn auf ´What Do We Do Now´ begleiten.

Die Songs wirken im Kern zwar immer noch zart und akustisch, werden aber zunehmend mit schillernden Soli geschmückt, was ihnen auch ein gutes stückweit mehr von der dynamischen Spannung DINOSAUR JR.s verleiht, Mascis` beeindruckend konsistentes Songwriting hat jedenfalls nach wie vor ein ungemeines Gewicht.

 

 

Der Modus Operandi seiner Soloarbeit besteht darin, an die Country Rock-Elemente des Sounds seiner Hauptband in den 90ern zu erinnern, auch immer wieder gespickt mit feinen Soli á la Neil Young, aber im Kern ist ´What Do We Do Now´ wiederum ein Folk Rock-Album, wobei jedes der Stücke weitgehend von Akustikgitarren- und Klavierarrangements geleitet wird, mit einer sehr zurückhaltenden Rhythmusgruppe, die sich oftmals wie R.E.M. in deren besten Zeiten anfühlt.

Vor diesem Hintergrund stehen die beiden Standards, die Mascis` Spiel in nahezu allen Kontexten kennzeichnen, nämlich der träge Country-Style-Akzent in seinem Gesang sowie die furchteinflößende Hardrock-Welle seiner Gitarrensoli.

Die Konsequenz dieses Ansatzes verleiht dem Album ein leicht verschwommenes, amorphes Gefühl, und ´I Can’t Find You´ beispielsweise verlangsamt das Tempo auf etwas, das einer Ballade ähnelt, und die Register werden verschoben, bis schließlich Mascis` Gitarre ihr unerwartetes Schlussstatement abgibt.

´What Do We Do Now´ wirkt wie das Debüt einer Band, die die Folk Rock-Arrangements großer, forschender 60er-Jahre-Bands mit den härteren Rock-Gitarrensolos aus derselben Schaffensperiode verbindet. Es ist wieder einmal ein solides Album, jedoch im Vergleich zu den gewaltigen Höhen des zu Recht geschätzten Backkatalogs von Herrn Mascis strahlt es nicht ganz so hell. Der Fluch der Größe eben.

(8 Punkte)

 

https://www.facebook.com/JMascisOfficial


Pic: Jeffrey Fowler