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FRANK ZAPPA – Zappa ´75: Zagreb/Ljubljana

~ 2022 (Zappa Records/Universal Music) – Stil: ~


Als Zagreb und Ljubljana noch nicht die Hauptstädte Kroatiens und Sloweniens waren, statteten Frank Zappa und seine Band THE MOTHERS im Jahre 1975 mit der „Mothers of Invention Yugoslavian Extravaganza“-Tournee Jugoslawien einen kurzen Besuch ab. Am 21. und 22. November 1975 traten sie in Zagreb und Ljubljana auf. Beide Shows wurden jedoch nur semiprofessionell aufgenommen, in einem ½“-8-Spur-Format anstatt auf Zappas üblichem Scully ½“-4-Spur-Recorder, konnten dennoch nach allerlei Bastelei von Craig Parker Adams in den „Winslow Ct. Studios“ abgemischt und von John Polito bei „Audio Mechanics“ gemastert werden, so dass die Mitschnitte beinahe fünfzig Jahre später veröffentlichungsreif sind.

Im Juni 1975 hatte Frank Zappa nicht nur mit den MOTHERS OF INVENTION das Werk ´One Size Fits All´ veröffentlicht, sondern im Oktober noch die Zusammenarbeit mit Captain Beefheart ´Bongo Fury´. Die frische Tourbesetzung sollte allerdings erst auf dem kommenden Zappa-Werk ´Zoot Allures´ beinahe vollzählig im Studio erscheinen: Andre Lewis (Keyboards), Napoleon Murphy Brock (Tenorsaxophon, Leadgesang), Norma Bell (Altsaxophon, Gesang), Roy Estrada (Bass) und Terry Bozzio (Schlagzeug). Diese seltene Personalbesetzung hielt allerdings auch im Anschluss keine weiteren Jahre. Norma Bell ging noch im selben Jahr, Andre Lewis sowie Roy Estrada Anfang 1976 und Terry Bozzio 1978 andere Wege.

Die beiden einzigen Konzerte von Frank Zappa in Jugoslawien, hinter dem „Eisernen Vorhang“, waren allerdings ein Großereignis. Die Band präsentierte eine Suite aus drei Songs von ´We’re Only In It For The Money´ aus dem Jahre 1968 (´Lonely Little Girl´, ´Take Your Clothes Off When You Dance´, ´What’s The Ugliest Part Of Your Body?´) sowie drei von dem MOTHERS OF INVENTION-Debüt ´Freak Out!´ aus 1966 (´I Ain’t Got No Heart´, ´How Could I Be Such A Fool´, ´I’m Not Satisfied´), weiterhin die ersten drei von ´Over-Nite Sensation´ aus 1973 (´Camarillo Brillo´, ´I’m The Slime´, ´Dirty Love´) sowie einige ausgewählte von ´Apostrophe´ aus 1974 und ´One Size Fits All´ aus 1975. Obendrein nahm Frank Zappa Songs aus dem Werk mit Captain Beefheart in die Setlist (´Advance Romance´, ´Carolina Hard-Core Ecstasy´ und ´Muffin Man´).

Obwohl natürlich die zweieinhalbstündige, originale Setlist-Reihenfolge ein durchgehender Höhepunkt ist, stechen wie gewöhnlich die Ankündigungen und Erzählungen des Maestros heraus. Vor ´The Illinois Enema Bandit´ versucht er den Zuschauern das Wort „Enema“ zu erklären und die Story dahinter. „I can say it in German, it’s a Kleisterspritzen,“ versucht er es hinsichtlich einer Klistierspritze sogar in anderer Sprache. Zudem stellt Frank Zappa schon die künftigen Klassiker ´Zoot Allures´ und ´Black Napkins´ aus dem kommenden, dem 1976er Album ´Zoot Allures´ vor. Selbst sagenhafte Instrumentalsessions wie das zwanzigminütige ´Chunga’s Revenge´ enthalten bereits Riffs aus späteren Kompositionen (´Filthy Habits´, ´Five-Five-Five´, ´Wind Up Workin‘ In A Gas Station´).

Brillant.

 

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