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KLARK KENT – Klark Kent

~ 1980/2023 (BMG/Warner) – Stil: Rock/New Wave ~


Superman heißt eigentlich Kal-El, wurde aber adoptiert und Clark Kent genannt. Stewart Copeland heißt eigentlich Stewart Armstrong Copeland, wurde aber auch als weltberühmter Schlagzeuger von THE POLICE nur Stewart Copeland gerufen. Dennoch rief er nebenbei ein Solo-Projekt ins Leben und wurde dabei Klark Kent genannt.

Nicht Clark Kent, sondern Klark Kent. Klar. Ein Pseudonym, das sich in den Comic verliebten Jahren der Siebziger- und Achtzigerjahre jeder hätte merken sollen.

Da sich nämlich die Jungs von THE POLICE mit seiner Komposition ´Don’t Care´ nicht identifizieren konnten, nahm Stewart Copeland kurzerhand das Lied unter dem inkognito Künstlernamen KLARK KENT auf, spielte alle Instrumente und sang es selbst ein. Nachdem die Single sogar auf Platz 48 der britischen Charts geklettert war, nahm er drei weitere Singles, ´Too Kool To Kalypso´, ´Away From Home´ und ´Ritch In A Ditch´, auf. Schließlich spielte er in den „Surrey Sound Studios“ von Leatherhead seine einzige Full-Length-Scheibe ein.

´Klark Kent´ erschien im Jahre 1980 als erstes Soloprojekt eines Mitglieds von THE POLICE, wurde 1986 und 1991 kurioserweise neu unter dem Namen KLERK KENT aufgelegt sowie 1995 in einer Zusammenstellung ´Kollected Works´ gewürdigt.

Aktuell erscheint Stewart Copelands alte Unternehmung KLARK KENT in einer kompakten Gesamtwerkschau. Dieses dereinst mysteriöse Projekt des Post Punk enthält alle Singles, das komplette selbstbetitelte Album aus dem Jahre 1980 sowie zwei bisher unveröffentlichte Studioaufnahmen in neu gemasterten Versionen. Hinzu kommen zwölf bislang unveröffentlichte Demoversionen.

´Klark Kent´ entspricht selbst in der Nachschau einer wilden Mischung aus Post Punk, New Wave & Power Pop und dürfte dem einen oder anderen im Nachhinein eine noch unbekannte Seite aus dem Umfeld von THE POLICE eröffnen. Denn ´Klark Kent´ kann nach New Wave und Post Punk, nach Brit Pop und Artrock klingen, aber ebenso nach THE POLICE im Irrenhaus. Dabei wird sogar kurzzeitig ein Calypso- und Reggae-Einfluss nicht unterschlagen.

Diese Musik kann in facto nur den Siebziger- und frühen Achtzigerjahren entstammen, da sie derart ideenreich und fantasievoll entworfen worden ist. Hier tönen unbeschwerte Sounds aus den Boxen, von denen sich der Indie und Alternative Rock der Neunzigerjahre garantiert unverhohlen bedient hat. Obwohl diese Klänge eindeutig jener Epoche zuzuordnen und somit dementsprechend gealtert sind, bleibt die schiere Begeisterung beim erneuten oder erstmaligen Hören nicht aus.

Für einen überschaubaren Zeitraum war einer der großen Schlagzeuger des Rock einer der coolsten überhaupt. Man nannte ihn Klark Kent.

 

PS: Wer dieser Aussage widersprechen oder keinen Glauben schenken mag, muss nur den bizarren Auftritt von KLARK KENT bei „Top of the Pops“ (hier) anschauen: Stewart Copeland mit Sonnenbrille sowie silbernem Make-up als Sänger und seine ebenfalls inkognito auftretenden THE POLICE-Kumpels Sting (mit Gorilla-Maske) und Andy Summers sowie POLICE-Roadie Kim Turner und CURVED AIR-Schlagzeuger Florian Pilkington-Miksa als überdreht hüpfende Mitmusiker in unterschiedlichen Kostümen.

 

https://www.facebook.com/StewartCopeland