PlattenkritikenPressfrisch

KULT KOMPASS März 2023 – 1/2

Hallihallo,

der März ist da, ist schon lange da – und wir locken Euch mit frischen Kurzreviews!

 

 

Q u i c k – R e v i e w s

 

 

THE BLACK CAT´S EYE – The Empty Space Between A Seamount And Shocked-Headed Julia
2023 (Tonzonen Records/Soulfood) – Stil: Psych Rock

THE BLACK CAT´S EYE kommen aus Frankfurt am Main und legen alles auf den Tisch, was man so zum Bembel trinken in den Player legen kann. ´The Empty Space Between A Seamount And Shocked-Headed Julia´ heißt  ihr Debüt-Full-Length, das einer EP folgt.

Während die Bandmitglieder die diversesten Einflüsse aus Metal und Rock, aus Jazz und Klassik, Indie und Stoner Rock verinnerlicht haben, präsentieren THE BLACK CAT´S EYE auf ihren eigenen Songs solche Sounds, die von PINK FLOYD (´Kill The Sun And The Moon And The Stars´), aber ganz sicher aus den Siebzigerjahren (´In My Dreams The Wind Chases Away The Clouds´) stammen könnten. Denn sie haben noch mehr zwischen GENESIS und YES auf der einen oder TANGERINE DREAM und CAN auf der anderen, der krautrockigen Seite zu bieten. Allein die fulminante 20-Minuten-Eröffnung hätte womöglich noch ein ebenbürtiges Stück zum Abschluss benötigt. Dennoch: ganz exquisit, Julia.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/theblackcatseye


CHIVVY – XVI
2023 (Novoton) – Stil: Dream-Pop / Indie / Electronica

Alexandra Tortosa und Ester Hilmersson sind seit ihrem 2021er Debütalbum als CHIVVY bekannt. Zuvor tourten sie bereits unter dem Namen THE TAPE durch Europa.

Ihre Musik wird als Symbiose aus BEACH HOUSE und COCTEAU TWINS, TUVABAND und SIOUXSIE AND THE BANSHEES angepriesen. Auch auf ihrer neusten EP lustwandeln sie mit traumhaften Melodien, Synthesizern und Atmo-Gitarren durch fünf neue Songs. Der Dream Pop wird dabei von einem ausdrucksstarken Gesang furchtbarschön aufgewertet.

Also heißt es jetzt bis zum nächsten Full-Length genießen und in aller Seelenruhe träumen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/chivvymusic


DEZ DARE – Perseus War
2023 (CH!MP Records) – Stil: Garage Punk

DEZ DARE spielen weiterhin ihren Garage Punk from Down Under, obwohl Darren Smallman seit Jahren im schönen englischen Brighton residiert. Daher auch der britische Humor, der sich durch das gesamte Werk zieht. Nachzuhören auf den harten Klangperlen, die er mit seinem Schreigesang dementsprechend verfeinert.

Und so bleibt sich DEZ DARE treu, schaut nicht nach links oder rechts, sondern überrollt und durchdringt alles wie ein Schlagbohrhammer. Die schlichte Attitüde kann dennoch nicht von der Ironie überdeckt werden, so dass am Ende ein ernüchternder und blasser Blick auf DEZ DARE zurückbleibt.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/dezdareriffs/ 


THE FIREBIRDS – Stripes
2023 (Independent) – Stil: Rock´n´Roll / Rhythm´n´Blues

THE FIREBIRDS sind längst eine echte Institution. Das Quintett um die Gründungsmitglieder Guido Gentzel und Konrad Schöpe ist seit über 30 Jahren aktiv: Rock’n’Roller seit Geburt, eine Band seit ihren Zeiten an einer Leipziger Schule.

4.000 Shows liegen hinter ihnen, große Auftritte mit Chuck Berry oder Bill Haley‘s Comets, eine eigene Musical-Showproduktion und ein eigenes Festival haben sie populär gemacht. Wie soll sich solch eine Combo, die zudem 300 Songs der Fünfziger- und Sechzigerjahre im Programm hat, weiterhin motivieren?

THE FIREBIRDS haben einfach ein neues Album mit reichlich authentischem Rock´n´Roll und Rhythm’n’Blues produziert, bei dem immerhin 11 der insgesamt 13 Songs Eigenkompositionen sind. Neben ´Blinding Lights´ (von THE WEEKND) und ´Step By Step´ (von NEW KIDS ON THE BLOCK) haben sie tatsächlich leidenschaftliche Songs voller Rock’n’Roll und Rockabilly, voller Country und Surf, voller Swing und Jazz, voller Blues und Soul auf dieses Album der Stars and ´Stripes´ gepackt.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/firebirds.de


ALI FARKA TOURÉ – Voyageur
2023 (World Circuit) – Stil: World Music

Ali Farka Touré weilt nicht mehr unter uns, doch der Geist des großen malischen Gitarristen/Sängers und Begründers des Desert Blues ist bis heute präsent. Ali Farka Touré hat bis zu seinem Tod vor siebzehn Jahren wie kein anderer afrikanischer Musiker mit seinem Gitarrenspiel und seiner Stimme überzeugen können. Er produzierte Lo-Fi-Aufnahmen aus seinem entfernten Heimatdorf und die Grammy-prämierte Zusammenarbeit mit Ry Cooder und dem Kora-Maestro Toumani Diabaté. Selbst die texanische Indie-Rockband KHRUANGBIN hat sich vor Kurzem mit Alis Sohn Vieux seinen Liedern angenommen. Nun hat sich Vieux Farka Touré mit Nick Gold von „World Circuit“ zusammengetan, um aus ungehörtem Material eine posthume Veröffentlichung von Ali Farka Touré zusammenzustellen. Die Songsammlung enthält Lieder von Aufnahmen über einen Zeitraum von bald 25 Jahren, die spontan auf der Straße oder im Studio aufgezeichnet wurden. Sie sollen von großer persönlicher Bedeutung für Ali Farka Touré gewesen sein und sein Leben zwischen den Wüstenbühnen von Timbuktu, den Studios von West Hollywood, den Konzertsälen von London und Tokio sowie den winzigen Dörfern am malischen Flussufer widerspiegeln. Auf drei der neun Songs ist die von Ali Farka Touré protegierte Wassoulou-Diva Oumou Sangaré zu hören. In seiner typischen Sonrhaï-Manier, samt Kamelngoni-Groove, mit Fula-Flöte, mit Djerkel-Gitarre, mit dem Ngoni-Zupfen der Maestros Bassekou Kouyate und Mama Sissoko oder mit dem jazzigen Saxophon von James Brown-Sideman Pee Wee Ellis, ist ´Voyageur´ für Bewunderer von Ali Farka Touré eine kleine Schatztruhe.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/AliFarkaToure


GRIM JUSTICE – Justice In The Night
2023 (Iron Shield Records) – Stil: Heavy Metal

Kam Ende letzten Jahres als Eigenproduktion raus, wurde nun von „Iron Shield Records“  übernommen und auch dem internationalen Markt zugänglich gemacht: ´Justice In The Night´, das dritte Album der österreichischen Band GRIM JUSTICE um Sängerin und Gitarristin Michela Vignoli.

Sie liefern klassischen Heavy Metal mit den typischen Attributen dieses Genres. Mit dem Opener und gleichzeitig Titelsong des Albums legen sie gut vor. Ein schöner gepflegter flotter Heavy Metal-Track mit Nachwirkungen und satter Banger-Symbolik. Das folgende ´Curse Of The Moon´ ist nicht viel schlechter und hat sogar eine leichte NIGHT DEMON-Schlagseite. Generell kann man das Quartett schon unter dem Banner des NWoTHM laufen lassen. Ich persönlich finde den Gesang etwas zu eintönig und geradlinig, da müssten mehr Emotionen rein, oder es liegt an dem leicht dumpfen Sound, der auch in seiner Gesamtheit etwas blass klingt und mich an „Ebony Records“ erinnert, die zu NWoBHM-Tagen öfters mal schrägklingende Platten veröffentlichten, wie wir alle wissen. In seiner Gesamtheit, sprich neun Songs, finden sich schon ein paar recht gute Nummern, die aber gegen einiges an Mittelmaß ankämpfen müssen. Nicht wenige Tracks sind auch ziemlich hardrockig aufgebaut, wo es dann etwas zäh wird. Aber hier steckt einiges an Potential drin und ich hoffe die Lady und ihr Anhang bleiben an der Sache dran.

(7 Punkte- Jürgen Tschamler) – https://grimjustice.bandcamp.com/album/justice-in-the-night


ISA JANSEN – Bitter & Süß
2023 (Sturm & Klang) – Stil: Singer/Songwriter

In diesen Tagen erscheint das Debüt von Isa Jansen. Bereits die Single-Veröffentlichungen ´In den Wolken´ und ´Du hast mich kaputt gemacht´ bezeugen nicht nur die musikalische Spannbreite zwischen Folkpop und Singer-Songwritertum, sondern auch die Gedanken, denen sich die Künstlerin von der Ostsee in den vergangenen Jahren ausgesetzt sah.

Zwischen Hoffnung und Verbitterung schreibt sie ihre eigenen Gedichte und trägt sie auch gerne im Gruppenverbund vor. Zur musikalischen Umsetzung im Studio fanden sich daher Kollegen der Berliner und Mannheimer Jazzmusik-Szene, Hiromu Seifert, Johannes Hamm, Johannes Engelhardt, Paul Santner, Julian Maier-Hauff, Thomas Krüger und Samir Khoury, ein.

Die zwölf, von Johann Seifert (Lena Meyer-Landrut, KRAFTKLUB) abgemischten Songs bieten nicht nur ein Duett mit Musicalsängerin Anika Bollmann, sondern mobilisieren alle Gefühlsebenen zwischen Leichtigkeit und Schwere, im Herzen und in der Seele. Die wunderbare Stimme von Isa Jansen macht es dem Hörer allerdings leicht, ihr durch ´Bitter & Süß´ zu folgen.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/isajansen.de


JAMIE KYLE – Wild One
2023 (I Will Be King Records) – Stil: Rock/Pop

In der Sammlung gewühlt, als der Name JAMIE KYLE aufpoppte und Bingo. Vor mehr als 20 Jahren hatte die US-Lady bei „Frontiers Records“ eine Art Best-Of am Start. Madame sieht sich ja als Songwrtiterin, die sich nicht dem Hard Rock-Genre zugehörig fühlt. Demenstsprechend ist das Album eine recht zwiespältig, aber auch nette unterhaltsame Angelegenheit.

Mit dem hardrockigen Opener ´Driving With The Brakes On´ liefert sie eigentlich recht ansprechend, aber schon beim dritten Song ´Change´ ist sie stilistisch ganz weit weg vom Opener. Aber dennoch hat dieses ´Change´ echte Ohrwurmqualitäten. Generell ist das Album eher eine dieser „Easy Listening“ Scheiben, welche grundsätzlich wenig Überraschendes bieten, aber mit treffsicheren Songs sich verdammt hartnäckig im Ohr verbeißen. Selbstredend, dass die Hälfte der Songs wenig Hard Rock-Kompatibel sind, was sicher nicht wenige abschrecken wird, leider. Denn so fair muss man dann wieder sein, um dem Album dann doch über weite Strecken Ohrwurmpotential zu bescheinigen, auch wenn nur sehr kleinteilige Hard Rock-Einflüsse zur Geltung kommen. Ihre Stimme hat nicht das Über-Stimmvolumen, aber sie macht das Beste daraus und das wirkt irritierend nachhaltig. Für Leute, die mit rockig-poppiger Musik keine Probleme haben und einfach gute Unterhaltung wollen. Nett.

(knappe 7 Punkte – Jürgen Tschamler) – https://www.jaimekyle.com/


TRILOK GURTU – One Thought Away
2023 (Jazzline) – Stil: World / Jazz / Percussion / Electronica

Wer kennt nicht den bekannten indischen Ausnahme-Percussionisten und Meister-Trommler Trilok Gurtu? Mit zehn Jahren in einer Perkussionsgruppe landesweit unterwegs, mit dreizehn in einer Formation seiner berühmten Mutter. Bald tourt er mit WATERFRONT durch Indien und Europa, ist schnell ein gefragter Mann bei John McLaughlin, Archie Shepp, Joe Zawinul oder Barre Phillips.

Sein Solo-Debüt veröffentlicht er 1989, sein 21. in diesen Tagen unter dem Titel ´One Thought Away´. Die größte Aufmerksamkeit erhält dazwischen ´Living Magic´ (1991) mit einem Septett und ´The Glimpse´ (1996) mit einer Fusion aus afrikanischer und indischer Musik.

Auf ´One Thought Away´ nutzt er die volle Improvisation und Tablas, Trommeln, Keyboards sowie E-Bass. Freunde experimenteller Jazz- und Electronica-Alben, die sich für traditionelle Indische World Music begeistern können, sind bei TRILOK GURTU an der richtigen Adresse.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/trilokgurtu


ODIN & BJÖRN BERGE – Hoohahs And Cat Calls
2023 (TBC Records) – Stil: Blues / Alternative / Electro

Who the f### is Odin? Er ist nicht nur Komponist und Produzent, auch Musiker und Texter bei seiner Gruppe VAMP. Ein erstes Soloalbum hieß ´Mellom Husene´, der Nachfolger ´Sillajass´. And who the f### is Bjørn Berge? Er war bis 2019 bei VAMP und veröffentlichte bereits 1997 sein Solo-Debüt. Er ist landesweit als Bluesmusiker bekannt.

Gemeinsam sind sie ODIN & BJÖRN BERGE und spielen Blues mit alternativen und elektronischen Bestandteilen. Ihre Themen sind dabei ebenso populär wie erwartbar: Liebe und Sex, kein Sex und Einsamkeit sowie der immer passende Klimawandel. Fuckin‘ experimental Blues.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/odinstavelandofficialhttps://www.facebook.com/stringmachine68 


PEROPERO – Massive Tales Of Doom
2023 (Panta R&E) – Stil: Mathrock/Progmetal/Psychedelic/Spacerock

Die Krawallbrüder von PEROPERO sind mit ihrem dritten Album zurück und lassen bereits nach einem Hördurchgang kein Stein auf dem anderen.

PEROPERO sind noch lauter und extremer geworden. Ihre lyrischen Ausführungen zu Verschwörungstheorien, im Gegensatz zu den Echsen-Geschichten auf dem Vorgänger, hingegen nicht. Die musikalischen schwirren allerdings von dem Ansatz des „Prog Metal from outta Space“ natürlich über den Space Rock, mit etwas Elektronik und Industrial, in doomige und sludgige Landschaften, die von Mathrock bestäubt werden.

Dass all dies natürlich abseits der bekannten Routen durch das All und die Universen zischt, zeichnet PEROPERO besonders aus. Daher müssen sie weiterhin zur Gattung der interessanten Spezies gezählt werden.

(Michael Haifl) – https://www.facebook.com/perosounds/

 

 

Bis zum nächsten Klick.
Euer
Michael und das gesamte SaitenKult-Team

 


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