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LARKIN POE – Blood Harmony

~ 2022 (Tricki-Woo) – Stil: Southern Rock/Rock/Blues ~


Mit der Live-EP ´Paint The Roses´ hatten sich die sympathischen Schwestern Megan Lovell und Rebecca Lovell im letzten Jahr – nicht nur meiner Meinung nach – weiter zu einer großen Hoffnung für die Zukunft der Rockmusik entwickelt. Im Live-Kontext kamen sie noch einmal deutlich besser rüber als auf ihren schon starken Studio-Alben.

Und wer meint, mit dem Erfolg wäre auch sicher der Druck auf die Band größer geworden, mag recht haben. Aber LARKIN POE gehen weiter unbeeindruckt ihren Weg und haben den Druck ganz einfach wegmusiziert. Sie haben bewusst das neue Studio-Album stärker an ihren Live-Auftritten ausgerichtet und es ist, so viel schon vorweg, ein sehr starkes Album geworden.

´Deep Stays Down´ startet sofort so wie man das von den beiden Schwestern kennt. Ein spannend aufgebauter Titel, der am Ende diese Spannung in ein rockiges Finale katapultiert. Der hervorragende Gesang von Rebecca Lovell und die beiden Gitarren, die auf diesem Album im Zusammenspiel in neue Dimensionen für die Band vorstoßen. Megan, die Meisterin auf der Slide-Gitarre und bei Lap Steel und der so genannten Resonatorgitarre. Ihr Gitarrenstil ist „singend“ wie ich es bei wenigen Gitarristen gehört habe.

LARKIN POE haben wieder das Beste der amerikanischen Rockmusik des tiefen Südens in ihren eigenen Sound destilliert. Das hardrockige ´Bad Spell´ erinnert dabei auch an LED ZEPPELIN. Das sind bekanntermaßen Briten, das ist aber kein Widerspruch, weil LED ZEP zu Beginn hemmungslos bei Muddy Waters oder Willie Dixon-Songs abgekupfert haben. Aber natürlich nur aus reiner Liebe.

Bei ´Strike Gold´ kann man das inzwischen blinde Spielverständnis der Schwestern auf den beiden Gitarren genießen. Dazu ist der Song ein gnadenloser Ohrwurm wie viele andere, mühelos, nicht konstruiert. Denn Rebecca und Megan spielen einfach das, was sie seit der Jugendzeit in sich aufgenommen haben, den guten alten Rock amerikanischer Prägung mit starken Blues-Wurzeln und dieses Mal eher weniger „Americana“.

´Southern Comfort´ macht schon im Titel klar, wohin die Reise geht. Klassischer Southern Rock, den auch die frühen LYNYRD SKYNYRD nicht viel besser hinbekommen hätten. Man spürt die Weite der Südstaaten und die Liebe der Schwestern zu ihrer Heimat. ´Bolt Cutters & The Family Name´ ist ein explosives Gemisch aus Blues und Boogie. Da brennt die Gitarre, der trockene Bass und der harte Schlagzeug-Beat bilden den fruchtbaren Boden für Megans singende Soli.

Ein klarer Höhepunkt ist dann der schon vorab veröffentlichte Titelsong. Er ist einfach wunderschön und erinnert an einen der bisher stärksten Titel von LARKIN POE: ´Mad As A Hatter´. Auch hier geht es um Familienbande, ein gemeinsam mit der Mutter gelesenes Buch und die musikalischen Gene. Ein Titel im Format von ´Simple Man´, einer der Meisterwerke der genannten LYNYRD SKYNYRD. Das Video zeigt wie unglamourös und bodenständig die Schwestern (bisher) geblieben sind (ich glaube immer, was in Videos kommt). ´Kick The Blues´ bringt die Hörerin und den Hörer dann wieder auf die harte Straße des Lebens zurück. Ein staubtrockenes Rockstück mit impulsiver und imposanter Slide-Gitarre und der speziellen Technik von Megan.

Natürlich gibt es auch was fürs Herz , ´Might As Well Be Me´ zeigt einmal mehr die auch imposante sanfte Seite der Band. ´Lips As Cold As Diamond´ ist dann zum Schluss noch ein weiterer absoluter Höhepunkt. Sehr gut getimed. Rebecca erinnert mich nicht nur hier an Robert Plant, den Älteren. Nicht unbedingt von der Stimme, aber von der Souveränität des Vortrags. Sie ist immer zu 100% präsent, muss sich anscheinend überhaupt nicht anstrengen, nichts beweisen, aber trifft immer den richtigen Ton. Was für ein Naturtalent!

´Blood Harmony´ wurde gemeinsam mit dem texanischen Musiker und Ehemann von Rebecca, Tyler Bryant, produziert und hauptsächlich im Heimstudio aufgenommen. Außerdem wurden die beiden Mitglieder ihrer langjährigen Liveband zur Aufnahme eingeladen, der Schlagzeuger Kevin McGowan und der Bassist Tarka Layman. Das hört man an der Live-Atmosphäre und dem perfekten Zusammenspiel.

Wer die Band noch nicht kennt, kann mit diesem Dreierpack beginnen: Der funkelnden Ballade ´Lips As Cold As Diamond´, dem Hard Rocker ´Bad Spell´ und dem meisterhaften Titelsong. Damit hat man das Spektrum von LARKIN POE ganz gut erfasst.

Insgesamt wieder eine Platte mit Substanz und  Spielfreude, die viel zu schnell vorbei geht. Wie hatte ich im Jahresrückblick 2021 enthusiastisch getönt: „Ich habe eine mögliche Zukunft der Rockmusik gesehen und die ist weiblich“. Von diesem Eigenzitat muss ich keinen Zentimeter abweichen. Aber sie sind nicht nur Zukunft, sondern sie sind eine der besten Bands der klassischen Rockmusik der Gegenwart, sehr amerikanisch und sehr aufregend.

(9 Punkte)

Harald Pfeiffer

 

 

 

 

Das Schwesternpaar Rebecca und Megan Lovell sorgt unter dem Bandnamen LARKIN POE schon seit einigen Jahren für Aha-Erlebnisse. Die aus dem amerikanischen Roots Rock kommenden Damen haben ihren ganz eigenen Stil erschaffen, der aus den Genres des Classic-, Southern-, Country- und Blues Rock seine Einflüsse bezieht. Dabei geben die Damen ihrer Musik noch eine ganz eigene Note und die ist ganz klar für die Arenen dieser Welt geschaffen, ohne auch nur einen Hauch von Kommerzialität bereit zu halten. Aber die Kompositionen berühren, leben von einer brillanten Gitarrenarbeit, wobei die Slide Gitarren-Einlagen Gänsehaut erzeugen. Überhaupt, die Slide ist auf diesem Album ein prägender Bestandteil der Tracks, wodurch der klassische Südstaaten-Touch geradezu in den Vordergrund geschoben wird.

Der energische Gesang gibt den Stücken eine enorme Power, dabei wird die Stimme von dieser unfassbaren, schon erwähnten Slide Gitarre förmlich getragen. Ob druckvoll rockig wie bei ´Bolt Cutters & The Family Name´ oder klassisch traditionell bluesig wie bei ´Kick The Blues´, die Damen haben es in jeder Note drauf. Weniger geschliffen geht es bei ´Bad Spell´, einer kantigen, groovy-harten Nummer zu, die einem live sicher den Schweiß auf die Stirn treibt. Locker und flockig kommt dann ´Strike Gold´ um die Ecke gebogen, und beweist, mit welcher Leichtigkeit die Ladies in ihren Songs variieren und Vielseitig bieten.  

Dass eine Nummer wie ´Georgia Off My Mind´ das krasse Gegenteil von CARRIE UNDERWOODs Country Pop ist, aber dennoch Country-Ohrwurm Potential bereit hält, zeigt klar, LARKIN POE sind eigentlich für ganz Großes bestimmt, denn wenn selbst ein JOE BONAMASSA sich die Ehre gibt, mit den Damen die Bühne zu teilen, dann ist nicht von der Hand zu weisen, dass man die Damen im musikalischen Hochadel wahrnimmt.

(8,5 Punkte)

Jürgen Tschamler

 

https://www.facebook.com/larkinpoe/