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BAND OF HORSES – Things Are Great

~ 2022 (BMG) – Stil: Indie Rock/Southern Rock/Folk Rock ~


Es ist 16 Jahre her, seit BAND OF HORSES ihr gefeiertes Debütalbum ´Everything All The Time´ veröffentlichten und ihre Geschichte wurde in der Zwischenzeit vor allem von zahlreichen Veränderungen geprägt. Am bemerkenswertesten ist, dass die Besetzung im Laufe der Zeit gleich mehrere Wechsel durchlaufen hat, während die Band zudem bei fünf verschiedenen Labels („Sub Pop“, „Columbia“, „Fat Possum“, „Interscope“ und aktuell „BMG“) unter Vertrag stand.

BAND OF HORSES wurde 2004 in Seattle gegründet, ist mittlerweile jedoch in Charleston, South Carolina, ansässig und besteht größtenteils aus dem Kerntrio um Ben Bridwell (Lead-Gesang, Gitarre, Pedal Steel, Keys), Rob Hampton (Gitarre, Bass) und Creighton Barrett (Schlagzeug und Percussion), die auf diesem Album von Matt Gentling und Ian Monroe am Bass bzw. an der Gitarre unterstützt werden.

Gepaart mit den schimmernden Gitarrenarrangements, die das Klangwerk der Band von jeher definiert haben, beruhigt Bridwells erhabene Stimme nach wie vor in ihrer Selbsterkenntnis, emotionalen Klarheit und unverwüstlichen Anmut. In seinen Worten steckt eine Offenheit und Demut, die dazu verleitet, noch viel aufmerksamer und einfühlsamer zuzuhören, und ´Things Are Great´ stellt diese Beziehungsfähigkeit noch viel effektiver zur Schau als jedes der vorherigen Alben.

 

 

Von der brennenden Rock-Schwere des Eröffnungsstücks ´Warning Signs´ bis hin zum glasäugigen Folk-Rock des abschließenden ´Coalinga´ spielt sich die Band durch ein Set, das sich wie ein „Greatest Hits“-Werk anfühlt, deckt all ihre Stärken ab und lässt dabei nur eher wenige Schwächen aufkommen.

Mit schrillen, von Dream-Pop geprägten Gitarrenriffs, die an die beliebtesten Arrangements von THE CURE erinnern, untersucht die Lead-Single ´Crutch´ beispielsweise die regressiven Dimensionen von Beziehungen, und das wunderschön weitläufige ´Aftermath´, beginnt erst tief und langsam, bevor es in einen schillernden Scheiterhaufen aus Harmonie und Melodien platzt.

Andere bemerkenswerte Momente sind die scharfsinnige Auseinandersetzung mit Verlassenheit und Isolation in ´In The Hard Times´, das beharrliche und introspektive ´Ice Night We’re Having´ sowie der Power-Pop-Rocker ´Lights´.

Überall auf dem Album gibt es Momente echter Originalität und Momente an wahrer emotionaler Kraft, eine Herangehensweise die BAND OF HORSES zweifellos mit artverwandten Künstlern wie NEIL YOUNG und BRUCE SPRINGSTEEN, aber auch DEATH CAB FOR CUTIE oder BUILT TO SPILL teilt. Das ist sicherlich kein Zufall, aber es wirkt andererseits auch weder erfunden noch erzwungen, und es fühlt sich durchgehend organisch und spontan an.

Würden wir noch in den 70ern leben, so würden BAND OF HORSES sicherlich mühelos Arenen füllen, und ´Things Are Great´ ist nun auch endlich eine weitestgehende Rückkehr zu ihrer alten Form, mit der sie auf ´Everything All The Time´ und ´Cease To Begin´ kurz nach der Jahrtausendwende neue Maßstäbe setzten.

(8 Punkte)

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