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ULTHA – All That Has Never Been True

~ 2022 (Vendetta Records) – Stil: Atmospheric Black Metal ~


2022 reihen sich ULTHA in die Riege der Superstars ein, die ihre allzeit ausharrende Anhängerschaft mit einem echten „Surprise Release“ beglücken. ´All That Has Never Been True´ steht unverhofft auf den digitalen Kanälen zur Verfügung, während das Vinyl noch auf sich warten lässt, und ist immerhin das erste Lebenszeichen in Form eines Outputs seit zwei Jahren, seit der ´Floors Of Heaven´-EP.

Zumal in der Zwischenzeit die Zukunft der Kölner so oder so ungewiss erschien, erfolgt die Veröffentlichung von ´All That Has Never Been True´ regelrecht aus heiterem Himmel. Die Vorgehensweise entspricht natürlich der „Do it yourself“-Attitüde von ULTHA. Aufgenommen in den „Goblin Sound Studios“ zwischen der Blüte von 2020 und der Dürre von 2021, erfolgt die Publikation gleichwohl über „Vendetta Records“.

Dass das Werk als finale und dritte Etappe ULTHAs Konzeptalbum-Trilogie abschließt, von ´Converging Sins´ (2016) über ´The Inextricable Wandering´ (2018) und jetzt ´All That Has Never Been True´, ist hingegen nicht überraschend. Schließlich ist das Leben nicht weniger finster und dunkel geworden sowie die auf dem Vorgänger angedeutete, verhängnisvolle und erzogene Angstgesellschaft zur Realität geworden.

 

Die Melancholie unter der hiesigen Sonne erhebt sich abermals im Groll. Ab und an zeigt sich aus der Ferne die gewohnt majestätische Sinfonik, derweil der hysterische Gesang im fünfminütigen ´Dispel´ zum Tremolo-Picking aus der Gruft springt: „I’ve been to hell, the gates I saw, never again, like never before.“ Schließlich sind ULTHA die Meister des atmosphärischen Black Metal, der alle Epochen bis zum Post-Black Metal aufgesogen hat, samt diesen mitsummbaren Melodien. Denn eunuchenhohes Wolfsgeheul als auch kraftvolles Geschrei führt auf diese Weise das zehnminütige ´Der alte Feind (Jeder Tag reißt Wunden)´ erbarmungslos sowie unbändig aus dem Höllenschlund und mit all den winselnden Kreaturen und dem Sax of Hell wieder zurück: „But you and I, we’ve felt all that, like all the throes that we once had.“

Minutenlang summt und kündigt sich das aufkommende Chaos erst durch ein Glöckchen an. Sind die Tränen der Angst im elfminütigen ´Bathed In Lightning, Bathed In Heat´ getrocknet, entsteht etwas Großes, da das Drunter und Drüber nunmehr unbarmherzig bis zum Abschluss kracht und dröhnt: „You see me but you never saw, the side of love you didn’t want to know.“ Urplötzlich kann sogar die gegenwärtige Welt klaren Blickes wahrgenommen werden; eine beinahe dem entgegengesetzt beschwingt wirkende Melodien entströmt ´Carrion (To Walk Among The Spiders)´: Während die Menschheit blind umherirrt („Some are born to wander blind.“) und in ewiger Angst leben muss („We are meant to fear, for as long as we are here.“), steht die Welt scheinbar in Flammen („Some set the world on fire, so they feel warm for a little while.“),

Geradezu ätherisch spielt in der Folge das zehnminütige ´Haloes In Reverse´ anfangs zwischen Alternative und Post Rock auf, bevor das brodelnde Geschöpf der Hölle nochmals emporsteigt und kollektives Schreien angesagt ist: „My half-toned existance, my half-lit world, twilight after twilight after twilight.“ Weiteres Surren und Flirren treibt das finale, abermals elfminütige ´Rats Gorged The Moon…And All Fell Silent´ an. Die Melodie schlängelt sich dabei einem Delirium vergleichbar im Kreise, geradezu gleich einem Jahrmarkt des Lebens: „I never wanted what life wanted from me. I never wanted what life gave to me.“

Die Black Metal-Götter müssen surprised oder verrückt sein.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/templeofultha/

https://ultha.bandcamp.com/album/all-that-has-never-been-true


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