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CYRIL – Amenti’s Coin – Secret Place Pt. II

~ 2022 (Progressive Promotion Records) – Stil: Prog Rock ~


Sofern eine Musikgruppe wie CYRIL mit zwei Sängern gesegnet ist, mit zwei gleichgesinnten und sich ergänzenden Sängern wie Larry B. (TOXIC SMILE) und Manuel Schmid (STERN MEISSEN), dürfte der Entschluss schnell gefasst worden sein, sich einer von Bassist Denis Strassburg geschriebenen Geschichte und einem von Guy Manning (DAMANEK, UPF) in Lyrik gegossenem Konzeptalbum zu widmen. Für die Musik zeichnete sich natürlich die gesamte Mannschaft um Keyboarder/Saxofonist Marek Arnold (u.a. SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR, FLAMING ROW), auch Gitarrist Ralf Dietsch verantwortlich. Das Schlagzeug bediente bei CYRIL erstmals Manuel Humpf (Ex-SMALLTAPE).

Das vierte Werk von CYRIL, das Konzeptwerk ´Amenti’s Coin – Secret Place Pt. II´ führt die Geschichte des Longtracks ´The Secret Place Pt. I´ aus dem zweiten CYRIL-Album ´Paralyzed´ fort. Die spannende Reise setzt an der Stelle der Geschichte an, an der ihr Protagonist Omar verzweifelt am Pharaonengrab steht. Omar ist zur Zeit der Pharaonen ein Kaufmann in Theben. Er hatte sich in eine Magd des Pharaos verliebt und ihr seinen Lieblingsplatz, seinen „Secret Place“ gezeigt. Doch als der Pharao stirbt, muss sie ihn – nach geltendem Gesetz – mit auf die Reise ins Jenseits begleiten.

In der Fortsetzung der Geschichte versucht Omar auf dem Friedhof in ihr Grab zu gelangen. Er wird dabei jedoch von den patrouillierenden Wachen entdeckt, umgehend den Hohepriestern vorgeführt und zum Tode verurteilt. Omar darf noch einen letzten Brief an seinen Vater schreiben und ihm seinem Freund Anwar als Boten übergeben. Dieser liest freilich selbst den Brief und erkennt erst jetzt den Ernst der Lage. Als Wache verkleidet rettet Anwar seinen Freund aus dem Gefängnis. Sie fliehen gemeinsam bis zur Stadtgrenze, doch Omar will nochmal seinen schwer kranken Vater sehen. Dieser begreift Omars schwierige Lage und übergibt ihm eine Pergamentkarte mit der Omar einen Weg in die Unterwelt und zu seiner geliebten Sherin finden soll.

Omars Weg führt ihn erst durch die Wüste, in der er nach vielen Tagen völlig erschöpft und letztlich bewusstlos zusammenbricht. Er wird jedoch glücklicher Weise von einem Karawanenführer namens Hilal gefunden, der ihm erklärt, dass er auf dem Weg in die Unterwelt erst an einem Torwächter vorbei und diesem eine Goldmünze geben muss. Hilal gibt ihm neben den Hinweisen auch Wasser, einige Vorräte und eine ungewöhnliche Goldmünze mit auf den Weg.

Und so begibt sich Omar wieder auf seine Reise und gelangt über felsige Pfade in ein verstecktes Tal. Dort wird er von einer schönen und liebreizenden Frau empfangen, die ihn bewirtet und becirct. Als sie allerdings urplötzlich ausspricht, dass er von nun an Sherin vergessen solle, wacht Omar aus der Trance auf und verlässt überstürzt das Tal. Am letzten Tag des Monats steht er endlich vor dem Höhleneingang, an der auf der Karte markierten Stelle, wartet auf den Sonnenaufgang und den ersten Sonnenstrahl, so wie es der Karawanenführer gesagt hatte, und übergibt dem riesigen Torwächter Amenti die Goldmünze.

 

 

Während der eine Gesangskünstler in der Eröffnung (´On Sacred Ground´) schnell und direkt den heiligen Boden besingt, stimmt der andere in himmlischen Sphären das Lied auf die Hoffnung und kommende Chancen an. Keyboard und Gitarre sind allzeit präsent, doch Marek Arnold umspielt fortwährend mit leichtem Blasinstrument die Szenerie. Die Atmosphäre beim Verfassen des letzten Briefes an den Vater (´A Letter Home´) ist anschließend keineswegs melancholisch, sondern unerschrocken und halsbrecherisch, so wie die Flucht aus dem Gefängnis. Die Schwermut kommt allerdings im Gespräch mit dem Vater auf (´My Fathers Answer´), ehe sie sich in eine Aufbruchsstimmung verwandelt. Schritt für Schritt singt und bewegt sich der Prog Rock durch die Wüste (´Desert Crossing´), mit leichtem, akustischem Instrumentarium sowie Keyboard- und wildem Saxofon-Solo am Wendepunkt. Flirrend erscheint dem Protagonisten nach seiner Bewusstlosigkeit wieder ein Bild vor Augen. Gutgelaunt stimmt der Gesang seine Freude über die Rettung an (´Caravan´), dem sich ein Instrumentalabschnitt genießerisch anschließt und in das Instrumental (´Amenti´s Coin´) beim Betrachten der Goldmünze übergeht. Schwelgerisch wird sodann das gut versteckte, aber doch entdeckte Tal inspiziert (´A New Shangri-la´), die Freude steht dem Gesang dabei ins Gesicht geschrieben. Zur Akustikgitarre erscheint die einsame Lady aus dem Tal und singt sogar in Form von Andrea Strassburg (´The Temptress´). Am Ziel der Reise angekommen (´Arrival´), am Höhleneingang, zeigen sich erst Klavier und dann die Akustikgitarre zum Gesang, ehe die elektrifizierte Mannschaft zum Himmel greift, weiterhin becirct, allerdings von Marek Arnolds Blasinstrument. Die Freude ist in den verbleibenden acht Minuten allseits spürbar, in dessen Verlauf eine Stimme, Guy Manning, den überraschenden Epilog spricht und sich Keyboard sowie Gitarre zum Rhythmus der Stimmung ausgelassen hingeben.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/cyrilband


(VÖ: 22.02.2022)
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