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HOME STYLE SURGERY – Brain Drill Poetry

~ 2021 (Metal On Metal) – Stil: Thrash Metal ~


Hier haben wir das zweite Album der finnischen Melodic Power Thrasher HOME STYLE SURGERY, deren Name mir jetzt irgendwie zu sperrig wirkt, aber deren Musik nicht minder abgefahren ist. Thrash, fürwahr, an die Jahre 1988 bis 1991 erinnernd, mit klarem Gesang zumeist und ein paar ebenso mit klarer Stimme geschrienen Parts, aber auch Ausbrüchen, die dezent an Death Metal alter Schule erinnern, jedoch selten und nur schöne Ausschmückungen sind. Der klassische Metal Sound herrscht vor.

Das Albumcover ist dermaßen abgefahren, dass man sogleich an eine Death Metal-Band brutaler Prägung denken will, aber die versponnenen, dennoch aggressiven Riffs und die coolen, wilden Melodien sprechen eine andere Sprache. Früher hätte man dazu Techno Thrash gesagt, da gab es aber auch die Computermusik mit ähnlichem Namen noch nicht.

Was die Instrumentenfraktion hier vom Leder zieht, ist eines Lobs würdig. Anhänger von verrücktem Frickel-Thrash, der dennoch vor Kraft nur so strotzt und bei aller Irrsinnigkeit eine gewisse eingängige Ader hat, werden sich verzückt-sabbernd auf dem Boden winden. Ich bin die ersten Hördurchläufe etwas verwirrt gewesen, weil mich diese Gitarrenattacken wie ein Hornissenschwarm umschwirren, aber so nach und nach geht man dem Song auf den Grund – und siehe da, auch straightere, fast schon hymnische Momente tun sich auf.

Aber ganz einfach machen es die Finnen ihrem Publikum nicht, was ich auch begrüße. Sie haben einen so klassischen Sound und Ausdruck, dass eine auf Geradlinigkeit getrimmte CD vielleicht in der Masse an aktuellem straighten Thrash untergegangen wäre. Nun gut, das kommt immer auf die Qualität der Songs an.

Aber HOME STYLE SURGERY machen das schon richtig so. Ich kann mich halt auch für REALM, TOXIK und die Belgier TARGET begeistern, die Ende der 80er bis Anfang der 90er ähnlich krasse Scheiben auf den Markt warfen und von der Masse gekonnt ignoriert wurden. Oder FORBIDDEN mit ihren ersten beiden Alben. Technik wird hier schon sehr groß geschrieben, verkommt aber nie zum reinen Selbstzweck. Hier hört man tatsächlich gut komponierte Songs.

Diese CD macht halt genau wegen ihrer verwinkelteren und verdrehteren Momente viel Freude. So ein TOXIK meets HEATHEN Gebräu ist selten beim aktuellen Thrash und wäre auch 1990 nicht alltäglich gewesen. Umso schöner, dass sich diese Jungs darauf eingeschworen haben. Kann man sich zwanzig Mal anhören und wird immer noch Details entdecken. Sofern man eben nicht schon beim ersten Hören kapituliert.

Eine der schönsten neuen Platten im klassischeren Metalbereich und für mich DIE THRASH METAL Entdeckung 2021.

(9 Punkte)