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PABLO INFERNAL – Mount Angeles

~ 2021 (Taxi Gauche Records/Cargo Records) – Stil: Rock ~


Das junge Quartett aus der Schweiz beginnt mit dem knackigen Opener ´Champagne Killer´ sehr dynamisch und kräftig mit schönen Doppelgitarren. Das reißt mich sofort mit und setzt im musikalischen Teil des Gehirns jede Menge Assoziationen zur Rockgeschichte frei. Leider – das wird jetzt gleich verraten – wird das Niveau des Openers nicht konsequent durchgehalten. Aber zunächst einmal wirklich „High Energy Rock’n’Roll“ wie im Infosheet genannt. Beim zweiten Titel ´Bend Your Strings´ wird es dann aber auch zum Schluss reichlich chaotisch. Böswillig interpretiert klingt der Song wie der Song einer Komiker-Truppe, mit viel Wohlwollen kann ich ihn als ein wenig „zappaesk“ charakterisieren (kennt jemand noch Frank Zappa?).

Dieser Durchhänger wird mit dem dritten Song ´Danger Zone Intruder´ aber wieder ausgebügelt, harter „Street Rock’n’Roll“ mit viel Spielfreude. Ab ´Bbbbaby´ wird dann reichlich in den 60ern und 70ern-Rock-Annalen geplündert, oder sagen wir es netter, klassisches Rockmaterial adaptiert. THE BEATLES-Harmonien, THE WHO und Flower Power – querbeet.

Auf dem Video zu ´Sunshine´ kommt man sich dann bei der Tracht der Musiker auch wie in einer Zeitmaschine vor – natürlich auch musikalisch. Schon bewundernswert wie intensiv die junge Band Musik der Ende 60er/Anfang 70er Jahre irgendwo zwischen JEFFERSON AIRPLANE und CROSBY, STILLS AND NASH und dann wieder THE BEATLES zu einem doch recht gelungenen eigenen Titel zusammenmixt. Den Song sollte ein „Rock Opa“ wie ich schon gehört haben, dankbare Vorlage für eine Aufzählung von klassischen Rockbands. Dann wird es wieder etwas langweiliger und anstrengender. Mit dem Doppelschlag ´Past Present´ / ´Present Future‘ meldet sich die Band aber zum Schluss noch einmal psychedelisch stark zurück und festigt eine anständige Wertung des Rezensenten.

Für das Alter der vier Youngster ist das oft genannte „blinde Zusammenspiel“ sehr überzeugend. Das hängt mit der doch schon ordentlich vorhandenen Live-Erfahrung zusammen. Die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe der vier Musiker dürfen als Erklärungsvariable – zumindest als ein Mosaikstein –  für das bunte Potpourri auf ´Mount Angeles´ herangezogen werden. Will man etwas kritisieren, dann erscheint doch ein Teil des Albums einfach zu konturenlos und es wird zu viel in zu wenig Zeit reingepackt. Da geht dann bei allen originellen Ideen die eigene Originalität verloren und „zappaesk“ steht dann eher für Beliebigkeit. Beim nächsten Mal wäre etwas weniger mehr und würde sicher zu einer noch höheren Wertung führen.

(7,5 Punkte)