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THE SPIRIT – Cosmic Terror

~ 2020 (AOP Records) – Stil: Melodic Death/Black Metal ~


Vor gut zwei Jahren brachte ein Eigenverlags-Debüt einer bislang unbekannten Saarbrücker Death/Black Metal-Band den nationalen Untergrund zum Brodeln. ´Sounds From The Vortex´ schlug so eiskalt wie feurig ein wie vor Aeonen der Siljan-Asteroid in Zentralschweden. Dies blieb auch „Nuclear Blast“ nicht verborgen, die die Youngsters unter Vertrag und ein knappes Jahr später den Erstling nochmals herausbrachten; spätestens damit war die Band in aller Munde, wozu neben diversen Festivalauftritten auch die Europatour mit KATAKLYSM und HYPOCRISY beitrug.

2019 kam mit dem Wechsel zu „AOP Records“ auch die Ankündigung eines neuen Albums, und schon die Vorabsingle ‚Pillars Of Doom‘ mit dem dazugehörigen Video, siehe unten, machte die zuerst überraschende Marschrichtung für den zweiten Streich deutlich: während ich mich vor gut zwei Jahren noch zurückhielt, zu sehr auf den Namen Jon Nödtveidt abzuheben, ist es heutzutage fast unmöglich zu negieren, dass der leitende Spirit hier tatsächlich der des DISSECTION-Masterminds ist – jedoch weniger als grosses Vorbild, sondern eher als das, was Geister tatsächlich tun, nämlich den Weg bereiten, wachsam begleiten und Impulse geben.

Und war beim Debüt die geistige Nähe zur anderen bedeutenden deutschen Combo dieser Stilrichtung, den Münchnern THULCANDRA, noch deutlich zu hören, hat man sich nun vollständig auch aus dieser verwandschaftlichen Verbindung emanzipiert, und führt das einstmals schwedische Erbe noch weiter hinaus in die unendliche Weite, Klarheit und Kälte des Kosmos. Die Auslegung von Progressivität ist es, die heutzutage beide Bands zugleich verbindet als auch unterscheidet.

Es ist erstaunlich, mit welch kühlem Kalkül die zum Trio geschrumpfte Band ihre misanthrope Botschaft in tödlich-schwarze Töne gegossen hat, die mit viel Negativität, aber auch funkelnder Schönheit mitreissen. Und dies in jeglicher Hinsicht – diese Platte hat einen Drive (das Opener-Doppel ´Serpent As Time Reveals´ und ´Strive For Salvation´!), der den Hörer nicht mehr loslässt, geschweige denn auch nur den Gedanken an den Skip- oder gar Stop-Knopf aufkommen lässt. Galoppierende Rhythmen (grandioser Job an den Drums: Manuel Steitz, manchen vielleicht noch bekannt von AGATHODAIMON) wechseln sich ab mit geradezu magischen, epischen Momenten, die natürlich von MTs Gitarren erschaffen und getragen werden wie im hymnischen Genreklassiker ´The Path Of Solitude´, jedoch vor allem zusammen mit ATs oft wunderbar gegenläufigem Bass gern in progrockige Gefilde ausbrechen (´The Wide Emptiness´), gerade auch im titelgebenden, mutig instrumentalen Schlusstrack, der sich so langsam fast zu meinem Favoriten entwickelt. Dazu ist MTs Sprechgesang eher Warriorhaft-böse als räudig gegrowlt, was das Bild gefällig abrundet.

Alles in allem eine runde, abwechslungsreiche, sehr dynamische Platte mit einer grossartigen Produktion von V. Santura, die nicht nur Black/Deathmetaller ansprechen, sondern auch Melo-Blackies und -Deathies einfangen wird, und für die Saarländer nochmal einen deutlichen qualitativen Sprung nach vorne vom bereits extrem gelungenen Debüt bedeutet. Wer beim angesagten nationalen Extremmetal mitsprechen will, muss diese Scheibe kennen!

(8 Punkte)

 

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