PlattenkritikenPressfrisch

HATE ETERNAL – Upon Desolate Sands

~ 2018 (Season of Mist) – Stil: Death Metal ~


HATE ETERNAL sind Erik Rutan. Dieser ist schon für sich eine Death Metal-Institution: Mit RIPPING CORPSE nahm er im Jahr 1991 das einflussreiche ´Dreaming With The Dead´ auf. Danach kletterte er eine Stufe höher, spielte bei MORBID ANGEL mit – und gründete nach respektabler Gitarrenleistung auf deren 1995er-Hammer ´Domination´ letztlich HATE ETERNAL, mit denen er seit 1999 mit wechselnden Besetzungen Alben veröffentlicht. Zudem ist er ein gefragter Tontechniker und Produzent, genießt das Vertrauen von Bands wie CANNIBAL CORPSE, GOATWHORE und SIX FEET UNDER. Mit HATE ETERNAL hat er nach dem eher schwächeren ´Infernus´ (2015) seinen Ruf des brutalen Technikers neu zu verteidigen. Sind doch Alben wie ´I, Monarch´ (2005) und ´Fury & Flames´ (2008) Meilensteine des kunstvoll-erbarmungslosen Gemetzels.

´Upon Desolate Sands´ schließt nun wieder an diese Höhenflieger an: hammerhart, präzise und unerbittlich. Erst beim sechsten Lied ´Portal Of Myriad´ hat man den Eindruck, dass etwas Durchatmen möglich ist: dank Midtempo, aber angetrieben von scharfkantigen Riffs. Danach regiert wieder König Double Bass bis zum abschließenden Instrumental ´For Whom We Have Lost´, das die schiere Wut des Albums gekonnt runterkocht.

Kleine Anmerkung noch: Hannes Grossmann (Ex-NECROPHAGIST und -OBSCURA), der dieses Jahr angeheuert hat, bietet am Schlagzeug sowohl die kontrollierte Raserei als auch den kunstvollen Groove, die diese Band benötigt. Der gebürtige Bamberger ist eine echte Bereicherung für die Deather aus Florida – mit hoffentlich aussichtsreicher Zukunft unter Rutans Ägide.

(8 Punkte)

Johannes Zenner, 16.10.2018

 

Hier gibt es aber mal so richtig was auf die Mütze. Beginnen möchte ich allerdings zunächst mit den nicht ganz so erfreulichen Aspekten von ‚Upon Desolate Souls‘. Meiner Ansicht nach packen die aus Florida stammenden Burschen viel zu viele Ideen in die einzelnen Kompositionen, so dass eine klare Linie oder Struktur kaum mehr zu erkennen ist. Hier ein Break, da ein Break und noch eines hinterher, was den Hörer stellenweise schlicht und einfach überfordert. Weniger ist manchmal einfach mehr. Angefangen von den derben Blasts, über wuchtige und tonnenschwere Passagen bis hin zu wahnwitzigen Gitarrenläufen gepaart mit psychedelischen Momenten, packen HATE ETERNAL die verschiedensten Elemente in ihre Songs – das nennt man dann wohl irgendwie progressiv.

Scheiße aber auch, denn jetzt kommt’s: das was oben eher etwas negativ anmutet ist verdammt toll in Szene gesetzt und gefällt mir deshalb ausgesprochen gut. Mit ‚Upon Desolate Sands‘ haben HATE ETERNAL einen Gewaltakt zusammengezimmert, welchen man sich zwar nicht immer geben, doch bei eingehender Beschäftigung mit den neun Titeln durchaus auch seine Freude daran haben kann. Das Album fordert allerdings die volle Aufmerksamkeit und Konzentration. Spannend, aber auch sehr, sehr anstrengend, dazu muss man schon in der richtigen Stimmung und Verfassung sein.

Die hohe Qualität lässt aber nicht weiter verwundern und kommt nicht überraschend, wenn man weiß, dass die Mannen um Death Metal-Szene-Urgestein Erik Rutan schon gut dreißig Jahre im Geschäft sind und sich einen hervorragenden Namen erspielt haben. Erfahrung pur dröhnt hier in unnachahmlicher Art und Weise aus den Boxen. Das Album wächst mit jedem Durchgang und stand heute gibt es von mir 7,5 Zähler, was morgen allerdings schon wieder ganz anders aussehen kann – je nach Gefühlslage eben. Bestimmt nicht jedermanns Sache, doch Freunde derbster Klänge sollten hier unbedingt mal mehr als nur ein Ohr riskieren. Als Beispiele für meine Aussagen und Anspieltipps, um sich selbst ein Bild von dem „heillosen Durcheinander und Chaos“ machen zu können, eignen sich ‚Vengeance Striketh‘ und ‚Dark Age Of Ruin‘. It’s up to you now!!!

(7,5 Punkte)

Armin Schäfer, 25.1.2019


(VÖ: 26.10.2018)