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MINDSPEAK – Pictures

~ 2014 (Independent) – Stil: Melodic Prog ~


Ein tolles Debüt legen die Österreicher MINDSPEAK mit ihrem selbstproduzierten Album `Pictures` vor. Mit einem größeren Budget und einer etwas besseren Produktion hätte ein guter Produzent zwar noch mehr aus dem Album heraus holen können, da die Musik förmlich nach mehr Raum und Größe schreit, doch dies mindert nicht die Leistung dieser jungen Gruppe.

Die Musik ist mehrheitlich durch die Gitarren und Keyboards dem Neo-Prog entsprungen, entledigt sich aber dieser Kategorie durch die Integration aller möglichen Elemente, bei denen sie weder dem New Artrock noch dem Retro-Rock im Besonderen zusprechen. MINDSPEAK versuchen schon in diesem frühen Stadium ihrer Geschichte eine eigene Identität und musikalische Richtung zu finden, was ihnen auch gut gelingt.

Besonders schön glückt ihnen dies im ersten Song `Tragedy Of Perfection`, der nach dem Intro (`Into The Void´) erklingt. Gleich zu Beginn verwöhnen MINDSPEAK den Hörer mit genialen Neo Prog-Soli und Gesangsarrangements die höchstens mit SOPHISTREE zu vergleichen sind. Eine überragende Nummer und schon zu Beginn der Höhepunkt des Albums. GENTLE GIANT oder deren zeitweiliger Epigone SPOCKS BEARD wollen wir hier als Referenz nicht in den Mund nehmen („Constant ´learning to live´ echoes from the walls, I am caged within the tragedy of perfection, constant pressure heating up with no remorse, I am caged within the tragedy of perfection.“). Vergleiche mit MAGENTA oder ähnlichen Neo Prog-Bands mit weiblichem Gesang lassen sich aber dagegen nicht von der Hand weisen. Viktoria Simon kann gesanglich zwar noch nicht ganz mit den Großen Damen dieser Welt oder auch vergleichsweise mit einigen beim Band-Projekt FLAMING ROW massenweise auftretenden Damen mithalten, doch schlägt sie sich recht achtbar auf diesem Werk. Da es sich bei `Pictures` auch um ein Konzeptalbum handelt, ist der Longtrack `The Big Sleep` eigentlich eher ein Sechsteiler, der aus zwei Instrumentals und vier Liedern besteht, die alle ineinander übergehen. Der frühe Part `Empty Faces` entpuppt sich dabei mit seinem Gesangsarrangement gleich als Highlight („A state of failing feelings, no decisions to be made, no somber thoughts at all, a numbing ease instead, reflections of the past surrounding, floating through the afterlife, looking in an empty mirror, slipping through a stream of light.“), lässt er von der Atmosphäre her sogar Erinnerungen an die großartigen Progger THE LAST THINGS aufkommen. Zum Abschluss dann das längere und gefühlvolle `Reawakening` („Long ago, I was far below, I’m the one who seizes dreams, break the line, may the stars align, I’m the cue for my own theme.“) und der Songzyklus findet sein Ende.

Ein schönes Album – im Digipak, die CD jedoch augenscheinlich kein Silberling – einer jungen Band, von der man hoffentlich noch mehr hören wird.

(7 Punkte)

http://mindspeak.bandcamp.com/