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NORTH MISSISSIPPI ALLSTARS – Still Shakin’

2025 (New West) - Stil: Southern Blues Rock / Soul / Country Rock

Die Brüder Luther und Cody Dickinson gründeten 1996 das Musiker-Kollektiv aus Musikern aus (klar) North Mississippi und Memphis, um ihrem musikalischen Drang eine freie Spielwiese zu bieten. Schon das erste Album ´Shake Hands With Shorty´ fand bei Kritikern und Käuferinnen viel Gefallen. Seitdem wurden jährlich ein bis zwei Alben veröffentlicht, zuletzt allerdings schon vor drei Jahren ´Set Sail´.

´Still Shakin’´ setzt auch bewusst namentlich am ersten Album an. Dem ursprünglichen südlichen Blues Rock wurden immer wieder neue musikalische Einflüsse untergemischt, so dass kein Album dem anderen genau gleicht. Der Opener ´Preachin’ Blues´ erinnert von der Dynamik an die Live-Aufnahmen von Muddy Waters Ende der 60er-Jahre mit vielen damaligen Rock-Musikern. ´Stay All Night´ (feat. Robert Kimbrough & Joey Williams) ist dagegen ein funkiger Soul-Titel, sehr relaxed, wie man wohl nur in den Südstaaten Musik spielen kann. Ohne viel Fantasie sieht man sofort sonnige Weiden und ein weites Land vor sich. Luther Dickinsons Gitarre singt im Solo, dass es ein Vergnügen ist.

´My Mind Is Ramblin’´ baut um den ansteckenden Schlagzeugbeat von Schlagzeuger Cody Dickinson ein gesangliches Duett, das auch wieder durch chillige Stimmung überzeugt und ein wenig Gospel einbringt. Was immer wieder auffällt, ist die ansteckende Coolness gepaart mit einer ordentlichen Dynamik. Das zieht sich durch das gesamte Album durch. ´K.C. Jones (Part II)´ nimmt eine Schippe Country Rock mit auf die Fahrt in den Süden – verbunden mit einem funkigen Bass. Der Titelsong ist ein intensiver Blues mit kernigem Gesang á la ZZ TOP gepaart mit luftigem weiblichen Backgroundgesang.

Ein wenig Geduld und Einfühlsamkeit für komplexere Musik benötigt die Hörerin / der Hörer ab und zu schon. Als Hintergrundmusik würde ich die NORTH MISSISSIPPI ALLSTARS nicht bezeichnen. ´Poor Boy´ klingt ein wenig nach den 70er-Helden WAR und Luther Dickinson darf sich mit dem Jazz-Gitarristen Duwayne Burnside duellieren. So bringen alle musikalischen Mitstreiter ihre eigene musikalische Biografie ein. Joey Williams war Teil der späteren THE BLIND BOYS OF ALABAMA, einer Gospel Band, die blinde Mitglieder enthielt. Hier kann er beim entspannten Blues ´Don’t Let the Devil Ride´ seine großen Sanges- und Gitarrenkünste einbringen.

Trotz aller Gäste und Mitmusiker ist der rote Faden jederzeit spürbar. Coole Musik aus dem Süden der USA, zeitlos gut und jederzeit auf glänzendem musikalischen Niveau. Es gibt einen digitalen Bonus-Track für die CD und eine Hommage an die schwarze Legende John Henry, der schneller als jeder Bohrhammer war und diesen Wettbewerb gewann, aber mit dem Leben bezahlte. Diese Geschichte wurde von vielen Musikern besungen. ´Monomyth (Folk Hero’s Last Ride)´ verabschiedet die Platte mit leisen Tönen.

Starke, zeitlose Musik. Gerne antesten.

(8 Punkte)

https://www.facebook.com/nmallstars


(VÖ: 06.06.2025)

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