~ 1973/2024 (Verve/Acoustic Sounds) – Stil: Jazz ~
Der US-amerikanische Jazz-Saxophonist Stan Getz befand sich im Mai 1964 auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner musikalischen Laufbahn. Nach einigen aufsehenerregenden Scheiben wie ´Stan Getz Plays´ (1952) und ´Focus´ (1962) oder den ersten Zusammenarbeiten auf ´Hamp And Getz´ (1955), verfiel er der Liebe zum Bossa Nova und beglückte die Welt mit ´Jazz Samba´ (1962), ´Big Band Bossa Nova´ (1962) , ´Jazz Samba Encore!´ (1963) und ´Getz/Gilberto´ (1964). Die Hitsingle ´The Girl From Ipanema´ aus letzterem Werk machte ihn im Mai 1964 weltberühmt.
Der US-amerikanische Jazzpianist Bill Evans befand sich mit den gefeierten Titeln ´Sunday At The Village Vanguard´ (1961) und ´Waltz For Debby´ (1962) ebenso auf dem vorläufigen Höhepunkt seiner musikalischen Laufbahn. Er hatte 1956 das erste BILL EVANS TRIO formiert und spielte in jenen Tagen sogar wenige Monate bei Miles Davis, entwarf dabei noch Kompositionen für das weltberühmte Werk ´Kind Of Blue´ (1959), um schließlich im selben Jahr das legendäre BILL EVANS TRIO mit dem Bassisten Scott LaFaro und dem Schlagzeuger Paul Motian aus der Taufe zu heben, das ihn auf den Gipfel des Erfolgs tragen sollte.
Stan Getz und Bill Evans trafen sich am 5. und 6. Mai 1964 in den „Van Gelder Studios“ von Englewood Cliffs in New Jersey, um mit Schlagzeuger Elvin Jones, der noch im selben Jahr mit John Coltrane das Wunderwerk ´A Love Supreme´ einspielen sollte, sowie den Bassisten Richard Davis und Ron Carter ein Studioalbum einzuspielen, das allerdings erst 1973 selbstbetitelt bzw. mit dem Untertitel ´Previously Unreleased Recordings´ erschien.
Dieses Ausnahmewerk begeistert aktuell in einer Wiederveröffentlichung aus der „Acoustic Sounds Serie“. In der beliebten Reihe aus dem selben Hause wie „Analogue Productions“ wurden die ´Previously Unreleased Recordings´ durch Ryan K. Smith von den Originalmasterbändern gemastert und auf einem durch „Quality Record Pressings“ gepressten 180g Vinyl, 33 ⅓ RPM, in einem wundervoll glänzenden und stabilen Tip-On-Gatefold mit wattierter Innenhülle frisch aufgelegt.
Die neue Pressung gesteht dem Schlagzeug von Elvin Jones mehr Raum zu und lässt die Schärfe des Post Bop brodeln. Der Bass von Ron Carter auf Seite A und von Richard Davis auf Seite B tritt nunmehr deutlicher und wuchtiger in den Vordergrund. Das Piano von Bill Evans tönt natürlicher und harmonischer im Soundgefüge sowie das Tenorsaxophon von Stan Getz unmittelbar auf Armeslänge.
So wird das einzige Studiotreffen zwischen Stan Getz und Bill Evans zu einem echten Event. Die wunderschönen Balladen, das sinnlich sanfte ´Melinda´ sowie das fühlbar klare ´But Beautiful´ an Piano und Tenorsaxophon, sind verführerische Momente des Cool Jazz.
Während die Eröffnung eine luftige Version des Cole Porter Songs ´Night And Day´ darstellt, in dem die flinken Finger am Piano zur Melodie als auch für die Akkorde sowie das Tenorsaxophon entschlossen aufspielen, und das finale ´Grandfather’s Waltz´ von Färnlöf/Lees in aller lasziven Eleganz beglückt, verschmelzen dazwischen noch Bill Evans‘ vorantreibendes ´Funkallero´, bei dem das Quartett besonders vom Tenorsaxophon angestachelt wird, und eine ausgelassen lebhafte Variante von Lorenz Hart/Richard Rodgers-Lied ´My Heart Stood Still´, mit einem überraschend greifbaren Bass, im Cool Jazz mit Post Bop-Mentalität.
´Stan Getz & Bill Evans´ ist ein echter Cool Jazz-Segen für Freund und Feind.
(9 Punkte)
Stan Getz – Tenorsaxophon
Bill Evans – Piano
Richard Davis, Ron Carter – Bass
Elvin Jones – Drums
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