MeilensteineVergessene Juwelen

SAIGON KICK – The Lizard

~ 1992/2022 (Atlantic/Real Gone Music) – Stil: Hardrock ~


1992 veröffentlichten LILLIAN AXE ´Poetic Justice´, T-RIDE ´T-Ride´, EXTREME ´III Sides To Every Story´, KING’S X ´King’s X´ und WARRIOR SOUL ´Salutations From The Ghetto Nation´. Aber auch ähnlich faszinierende Gruppen wie JANE’S ADDICTION, WHITE LION und ENUFF Z’NUFF waren in jenen Tagen unterwegs.

Eine weitere Formation jener seltenen Spezies waren SAIGON KICK, die 1991 in der Formation Matt Kramer (Gesang), Jason Bieler (Gitarre, Gesang, Keyboards), Tom DeFile (Bass) und Phil Varone (Schlagzeug) debütierten und 1992 mit ihrem Zweitwerk ´The Lizard´ abermals für Begeisterungsstürme sorgten, nachdem sie auf Tourneen mit FAITH NO MORE, SKID ROW und KING’S X in Nordamerika sowie mit EXTREME in Europa ihre bis heute eingeschworene Hörerschaft für sich gewonnen hatten.

Für die breite Masse war die Gruppe aus Miami allerdings aufgrund ihrer Hit-Single ´Love Is On the Way´ nur eine weitere Glam oder Hair Metal-Band. Dabei präsentierten SAIGON KICK auf ihrer zweiten Studioscheibe einen vielfältigen und sogar noch experimentelleren Sound als auf ihrem selbstbetitelten Debüt.

Diese Band war schlichtweg wagemutig und außergewöhnlich, daher saßen sie mit ihrem Sound auch zwischen allen Stühlen. Sie waren weder purer Heavy noch Hair Metal, sie konnten weder dem Alternative Rock noch dem Grunge zugerechnet werden. Allein die tief in den Magen stampfende Eröffnung ´Hostile Youth´ erinnerte den Hörer daran, dass wir das Jahr 1992 schreiben. Ihr Sound hatte die Härte zum Kopfschütteln, besaß aber auch einen charakteristischen, mehrstimmigen Gesang, der in seiner Melodik der von LILLIAN AXE aus jenen Tagen recht nahe kam.

Das extrem harte ´Freedom´ besaß zu seinen fröhlichen Gesängen sogar einen leicht funkigen Bass, ganz wie EXTREME oder JANE’S ADDICTION. Mit einem fetten Bass wartete dagegen der Titelsong ´The Lizard´ zu Tribal-Formationstänzen auf und besaß selbstredend diese überirdischen Gesänge sowie ein erfrischendes Gitarren-Solo. Kurz und schmerzlos war der Punk von ´My Dog´ sowie das schmale Instrumental ´Sleep´, etwas ausführlicher das beinahe power-thrashige ´Body Bags´.

Eine Note leichter kam der natürlich mitsingbare Hardrock von ´Feel The Same Way´ und ´Miss Jones´ daher. Eine Note schwerer mutete das wunderbar groovige und psychedelische ´Peppermint Tribe´ an. Dazwischen positionierte sich ´All Alright´ schwer bedrohlich und aggressiv als auch schwer harmonisch. Noch luftiger und romantischer gaben sich ´All I Want´ und ´World Goes Round´ samt Harmoniegesängen aus. Dabei lag wie bei KING’S X oder ENUFF Z’NUFF immer ein Hauch von BEATLES in der Luft.

Denn die andere Seite von SAIGON KICK spiegelten Songs wie ´God Of 42nd Street´ wider, eine brillante Akustiknummer mit psychedelischer Note. Die aufsehenerregende Akustik-Ballade ´Love Is On the Way´, mit einem erlesenen Gitarren-Solo, wurde hingegen bereits durch Heavy-Rotation landesweit bekannt, vermittelte der Allgemeinheit jedoch genauso wie das altmodisch tönende und natürlich entspannt die Scheibe ausklingen lassende ´Chanel´ ein allzu unzureichendes Bild von SAIGON KICK.

Der ausgewiesene Kenner liebt SAIGON KICK im Endeffekt seit Menschengedenken und seit 1992 diese grüne Eidechse im Speziellen.

(Klassiker)

 

 

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