~ 1973/2024 (MPL/Universal Music) – Stil: Rock ~
Anfang der Siebzigerjahre kämpfte Paul McCartney um seine künstlerische Anerkennung. Seine Reputation hatte nach dem Ende der BEATLES gelitten, denn sein erstes Soloalbum ´McCartney´ aus dem Jahre 1970 erfuhr erst Dekaden später seine ihm zustehende Anerkennung und auch sein 1971er Album ´Ram´ mit seiner Frau Linda als Muse konnte den Erfolgshunger nicht stillen und keinesfalls an die erfolgsverwöhnten Jahre mit den Fab Four anknüpfen.
Als er Johnny Cash mit seiner Band im Fernsehen auftreten sah, schien auch für Paul McCartney wieder die Zeit gekommen, eine Gruppe zu formieren. Er gründete kurzerhand mit Linda McCartney und Gitarrist Denny Laine von MOODY BLUES die Gruppe WINGS, die sich zu einer der erfolgreichsten Bands der Siebzigerjahre entwickeln sollte. In ihrer frühen Bandperiode lehnten sie es allerdings grundlegend ab, bei Live-Auftritten BEATLES-Lieder zu spielen.
Ihr erstes Album ´Wild Life´ wurde im Dezember 1971 veröffentlicht und das zweite ´Red Rose Speedway´ im Mai 1973. Obwohl die WINGS nicht unerfolgreich waren, ihr zweites Album erklomm immerhin die Spitzenposition in den US-amerikanischen Charts, bemühte sich Paul McCartney weiterhin um Anerkennung als Songwriter.
Zur nochmaligen Steigerung der Verkaufszahlen firmierten sie alsbald unter PAUL McCARTNEY AND WINGS und veröffentlichten das dritte Album ´Band On The Run´ im Dezember 1973.
Dieses erschien jedoch völlig unkommerziell nur mit den Wörtern „Band on the Run“ auf dem Coverartwork und schoss dennoch an die Chartspitze in Großbritannien als auch den USA. Es wurde in Australien, Kanada und dem UK zum meistverkauften Studioalbum des Jahres 1974, gewann zwei Grammys und gilt bis heute als das beliebteste sowie erfolgreichste von Paul McCartney.
Dabei mussten sie dieses tatsächlich nur zu dritt aufnehmen, da Schlagzeuger Denny Seiwell und Gitarrist Henry McCullough die Band direkt vor den Aufnahmen verlassen hatten. Somit übernahm Paul McCartney nicht nur den Bass, sondern auch das Schlagzeug und überwiegend die Lead-Gitarre, als er mit den verbliebenen Bandmitgliedern im nigerianischen Lagos mit den Aufnahmen begann.
Anfangs schien Paul McCartney sogar von der eigenen Idee begeistert, in einem EMI-Studio außerhalb des Vereinigten Königreichs aufzunehmen, doch sie fanden dort ein verwahrlostes Studio mit einem kaputten Kontrollpult und einer Acht-Spur-Tonbandmaschine vor, wurden nachts bei einem Spaziergang ausgeraubt, Paul erlitt einen Bronchialkrampf und ein politischer Aktivist sowie Afro-Beat-Musiker bezichtigte ihn, nach Nigeria gekommen zu sein, um die afrikanische Musik auszubeuten. Bei ihrer Rückkehr nach London mussten sie letztendlich die Achtspuraufnahmen auf Sechzehnspuraufnahmen transferieren und fügten noch Orchesterarrangements unter der Leitung von Tony Visconti hinzu.
Jetzt erscheint eine Jubiläumsneuauflage von ´Band On The Run´ in einer 1-LP- und 2-LP-Vinyl-Edition im Half Speed Master sowie in einer 2-CD-Edition. Die Versionen mit zwei Tonträgern enthalten erstmals „Underdubbed“-Mixe, d. h. die Kompositionen sind zum ersten Mal ohne die zusätzlichen Orchester-Overdubs zu hören.
Doch ganz gleich in welchem Mix, die Songs von ´Band On The Run´ begeistern auch noch ein halbes Jahrhundert nach ihrer Erstveröffentlichung, sei es die mehrteilige Suite, der später gar als Rock-Oper hochstilisierte Titelsong ´Band On The Run´, die Pop-Hymne ´Jet´ („ohohoohoohoooo“), die Trinker-Hymne ´Picasso’s Last Words (Drink To Me)´, die Ballade, der Jazz-Pop von ´Bluebird´ („yeah yeah yeah“), der bluesige Rocker ´Let Me Roll It´, der erste aufgenommene Song ´Mamunia´ („oh oh oh“) und einfach ´Mrs. Vandebilt´ („ho, hey ho“) sowie das Scandi-Epos ´Nineteen Hundred And Eighty-Five´.
(Klassiker)
Paul McCartney – Gesang, Bass, Gitarren, Piano, Keyboards, Drums, Percussion
Linda McCartney – Gesang, Organ, Keyboards, Percussion
Denny Laine – Gesang, Gitarren, Percussion
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