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PHINEAS NEWBORN JR. – A World Of Piano!

~ 1962/2023 (Contemporary Records/Acoustic Sounds Series) – Stil: Jazz ~


Der US-amerikanische Jazz-Musiker Phineas Newborn Jr. war einer der versiertesten Pianisten seiner Zeit. Bevor er allerdings mit 25 Jahren nach New York ging und international Aufmerksamkeit erregte, spielte er jahrelang mit seinem Bruder Calvin in der R&B-Band seines Vaters. Er gründete sodann Trios und Quartette, um als Bandleader seine ersten Alben aufzunehmen.

Zwischen den Klassikern ´Here Is Phineas´ (1956) und ´The Great Jazz Piano Of Phineas Newborn Jr.´ (1962) spielte er auch ´A World Of Piano!´ (1962) ein.

Am 18. Oktober 1961 wurde Phineas Newborn Jr. von Bassist Paul Chambers und Schlagzeuger Philly Joe Jones in den „Contemporary Records Studio“, West Hollywood, Kalifornien, begleitet, am 21. November 1961 hingegen von Bassist Sam Jones und Schlagzeuger Louis Hayes. Beide von Phineas Newborn Jr. angeführten Trio-Aufstellungen erwiesen sich als vorteilhaft für ´A World Of Piano!´.

Dieses, sein wohl bestes Werk, erscheint aktuell über die „Acoustic Sounds Serie“ auf einem wunderbar leisen und flachen, bei QRP gepressten 180g-Vinyl, mit einem All-Analog-Mastering durch Bernie Grundman von den Originalbändern.

Auf ´A World Of Piano!´ wurde der Charlie Parker-Klassiker ´Cheryl´ von Phineas Newborn Jr. mit vollem Elan und voller Geschwindigkeit dargeboten. Er schmetterte die Melodien mit seinen beiden Händen im Abstand von zwei Oktaven. Im afrokubanischen Klassiker ´Manteca´ von Dizzy Gilliespie, samt Philly Joe Jones‘ Kuhglocken-artiger Percussions, spielten die kraftvollen Hände von Phineas Newborn Jr. vereint und getrennt voneinander auf.

Dahingegen wurde mit dem nächsten Atemzug die unvergängliche Billy Strayhorn-Ballade ´Lush Life´ mit Sanftheit und Anmut vorgetragen. Der nächste Bop-Klassiker ´Daahoud´ von Clifford Brown war abermals in Schnelligkeit und spielerischen Irrwitz kaum zu übertreffen, samt Schlagzeugsolo von Philly Joe Jones.

Die Spielfreude setzte in ´Oleo´ von Sonny Rollins ein breites Grinsen auf und zelebrierte ihn im peppigen Swing sowie glückselig leicht in ´Juicy Lucy´ eines Horace Silver. Noch eleganter schwang der Walzer ´For Carl´ von Leroy Vinnegar im Angedenken an Carl Perkins, ehe ´Cabu´ von Roland Alexander erneut in hohem Maße Kreativität und Genialität im Sauseschritt vereinte.

Merkwürdigerweise wurde Phineas Newborn Jr. in den Sechzigerjahren aufgrund seiner brillanten technischen Fähigkeiten kritisiert, da infolgedessen die emotionale Ausdrucksweise seines Spiels zu kurz käme. Vielleicht war es auch nur der Neid von Kritikern, die ihm den kometenhaften Aufstieg missgönnten. Tragischerweise führten „schwerwiegende Gesundheitsprobleme“ für ihn zu einem ebenso schnellen Abschied aus dem Rampenlicht.

Zumindest erwies sich Phineas Newborn Jr. als würdiger Nachfolger von Art Tatum oder Oscar Peterson. Er konnte nämlich ebenso wie Bud Powell eine ganze Melodie allein mit der linken Hand spielen und damit die Welt in seinen Bann ziehen.

(Klassiker)

 

Phineas Newborn Jr. – Piano
Paul Chambers (# 1–4), Sam Jones (# 5–8) – Bass
Philly Joe Jones (# 1–4), Louis Hayes (# 5–8) – Drums

 

https://www.facebook.com/PhineasNewbornJr/