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WAYNE SHORTER – Schizophrenia

~1969/2023 (Blue Note) – Stil: Jazz ~


Der US-amerikanische Jazz-Saxofonist Wayne Shorter veröffentlichte in der zweiten Hälfte der Sechzigerjahre einen Klassiker nach dem anderen. Nach ´Night Dreamer´ (1964) und ´JuJu´ (1964) folgte das Überirdische ´The All Seeing Eye´ (1966), nach den beiden großen Meisterwerken ´Speak No Evil´ (1966) und ´Adam’s Apple´ (1967) folgte noch ´Schizophrenia´ (1969).

Wayne Shorter wechselte bei diesen Aufnahmen zwischen Quintett- und Quartett-Besetzungen, bei ´Schizophrenia´ war es sogar ein Sextett, das Erinnerungen an seine Zeiten als Hauptkomponist und musikalischer Leiter von ART BLAKEY AND THE JAZZ MESSENGERS weckte. Sein elftes Solo-Album nahm Wayne Shorter in der Besetzung mit Pianist Herbie Hancock, Bassist Ron Carter, Posaunist Curtis Fuller, Altsaxofonist/Flötist James Spaulding (früher SUN RA, später bei Freddie Hubbard) und Schlagzeuger Joe Chambers am 10. März 1967 in den „Van Gelder Studios“, Englewood Cliffs, New Jersey, auf.

 

 

Obwohl Wayne Shorter aufgrund seines Studiums anfangs sehr von John Coltrane beeinflusst war, entwickelte er eigene Qualitäten und wurde sowohl als Komponist als auch Saxofonist eine der wichtigsten Persönlichkeiten des Jazz. Auf ´Schizophrenia´ zeigte er zwei Blickwinkel als Komponist, die Seite mit der Tendenz zum Free Jazz und die mit der Tendenz zum Bebop, sozusagen nicht kalkulierbarer Post-Bop.

´Schizophrenia´ ist schlicht und einfach eines der weniger berühmten Alben und ein gerne übersehener Klassiker von Wayne Shorter, der sich in diesen Monaten auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft befand. Der umgehend mitreißende Opener der A-Seite ´Tom Thumb´ ist bereits ein später Hardbop-Song, der erst etwas funky und dann bluesy im Solo von Wayne Shorter aufblitzt. Die Brillanz der drei Hörner ist einnehmend, Tenor- und Alt-Saxofon sowie Posaune von Wayne Shorter, James Spaulding und Curtis Fuller.

Dagegen ist ´Go´ eher melancholisch gestimmt und besticht durch den vielschichtigen Unterbau von Piano, Bass und Schlagzeug, durch Herbie Hancock, Ron Carter und Joe Chambers. Das Schlagzeugspiel wirbelt allerdings erst in ´Schizophrenia´ den Staub so richtig auf. Wild werden dabei auch die Saxofon-Einlagen, ehe Curtis Fuller mit einem Posaunen-Solo einfällt und Herbie Hancock am Piano nachzieht.

Auf der B-Seite wirkt bei der Komposition ´Kryptonite´ von James Spaulding mit dem Einsatz seiner Flöte augenblicklich der Kontrast zum Saxofon. Ausnahmsweise verträumt ist die Stimmung durch die Ballade ´Miyako´. Der langsame Walzer ist natürlich Wayne Shorters Tochter Miyako gewidmet. Der Abschluss ´Playground´ entspricht bereits Shorters Gedanken zum Free Jazz. Das Schlagzeug ist wieder nicht zu bändigen, das Piano in Aufruhr versetzt, während sich Wayne Shorter mit Curtis Fuller und James Spaulding die musikalischen Bälle zuwirft.

(Klassiker)

 

 

´Schizophrenia´ erscheint in der „Tone Poet Vinyl“-Reihe, in einer schwer zu übertreffenden Neuauflage und Pressung, d.h. audiophiles, rein analoges Mastering von den Original-Analogbändern, eine flache und extrem leise 180g-Vinyl-Pressung und ein mega-dickes, glänzendes Gatefold-Cover.

 

 

Wayne Shorter – Tenorsaxofon
Curtis Fuller – Posaune
James Spaulding – Flöte, Altsaxofon
Herbie Hancock – Piano
Ron Carter – Bass
Joe Chambers – Drums

 

https://www.facebook.com/wayneshortermusic