MeilensteineVergessene Juwelen

Angelo Badalamenti – TWIN PEAKS

~ 1990/2016 (Death Waltz Recording Company) ~


Ein Vogel (eine Halsbanddrossel), eine Fabrik und ein Willkommensschild am Ortseingang (Einwohnerzahl 51 201) im ländlichen Washington,
Nebel, Berge (die Zwillingsgipfel) und ein Wasserfall:

Welcome to Twin Peaks!

Es war einmal eine US-amerikanische Fernsehserie, die erstmals in den Jahren 1990 und 1991 ausgestrahlt wurde. Es war keine gewöhnliche Fernsehserie, denn ihr Einfluss ist bis zum heutigen Tag in unzähligen Serien und Filmen wiederzufinden.

TWIN PEAKS war eine bizarre und surreale Mystery-Serie, ein Kriminalfilm und eine Seifenoper zugleich. Sex, Drugs und Jazz traten von Stunde zu Stunde immer stärker hinter der zerbröckelnden Fassade einer Kleinstadtidylle hervor.

Inszeniert von TV-Produzent Mark Frost und Regisseur/Autor David Lynch („Eraserhead“, „Blue Velvet“, „Lost Highway“), lebte die Serie von exzentrischen Charakteren, aber auch von Horror und übernatürlichen Kräften. Es gab Zwerge, Riesen und Dämonen. Es gab Kirschkuchen und sehr häufig schwarzen Kaffee. Special Agent Dale Cooper vom FBI („Damn Good Coffee!“) untersuchte schlicht und einfach den Mord an Laura Palmer, zwischen Lebensfreude und Romantik, Trauer und Unruhe.

„Harry, I’m going to let you in on a little secret. Every day, once a day, give yourself a present. Don’t plan it. Don’t wait for it. Just let it happen. It could be a new shirt at the men’s store, a catnap in your office chair, or two cups of good, hot black coffee.“ (Dale Cooper)

Zur großflächigen Untermalung der Geschichte engagierte David Lynch den italienisch-amerikanischen Komponisten Angelo Badalamenti, der bereits bei seinem Film „Blue Velvet“ als Gesangscoach von Isabella Rossellini verpflichtet wurde und letztlich die gesamte Partitur schrieb, sein großes Gesellenstück. Für TWIN PEAKS komponierte Angelo Badalamenti sein mythisches Meisterstück. Geichermaßen geheimnisvoll wie die gesamte Serie.

„The owls are not what they seem.“ (Giant)

Der Original-Score von Angelo Badalamenti besitzt alles, was ein Soundtrack benötigt, um ohne den Film bestehen zu können. Es gibt wiederkehrende Themen wie das ikonische ´Twin Peaks Theme´, für das Mordopfer das ´Laura Palmer’s Theme´, für die Bürgerwehr, die Geheimgesellschaft ´The Bookhouse Boys´, dann gibt es das Liebesthema ´Love Theme From Twin Peaks´ und für den ungehorsamen weiblichen Vamp Audrey Horne den ´Audrey’s Dance´. Den Soundtrack zeichnet zudem echte Atmosphäre aus, indem er sehnsuchtsvolle und geheimnisumwobene Töne anschlägt.

 

 

Die berühmte Partitur ´Twin Peaks Theme´ eröffnet natürlich die A-Seite des Soundtracks. Eine flächendeckende Synthesizer-Schönheit wird von einem prägnanten E-Gitarren-Akkord und von Streichern himmlisch über die Berge getragen. Schwerelos und in sich gekehrt erscheint dieses ikonische Thema. Ein Grammy für die beste Pop-Instrumentaldarbietung sowie eine Emmy-Nominierung waren der Lohn für dieses Glanzstück.

Gleichermaßen würdevoll glänzt ´Laura Palmer’s Theme´ in der Schönheit der Nacht, erst in aller Schwere den grausamen Tod beweinend, dann aus den nur vereinzelt wahrzunehmenden Klavieranschlägen heraus in eine freudestrahlende Klaviermelodie übergehend. Fingerschnippen und ein regelrecht schwüler Jazz begleiten sodann den verführerischen ´Audrey’s Dance´, Saxofon und Klarinette drängen immer wieder zu den leichtfüßigen Percussions hinzu, während Audrey Horne in aller Besessenheit Agent Cooper umgarnt.

Ebenso erotisch tritt die US-amerikanische Sängerin Julee Cruise im Nachtclub oder im Road House auf und singt die einzigen drei Lieder mit Gesang. Passend zu jeglichen Träumereien in der Dunkelheit trägt sie das federleichte ´The Nightingale´ vor. Die verführerischen Augenblicke werden in der Tat immerfort mit coolem Jazz wie in ´Freshly Squeezed´ unterlegt. Hektische und dicht gewebte Percussions begleiten ´The Bookhouse Boys´ zu weiterem Fingerschnippen auf der B-Seite. Abermals geradezu entrückt zwischen den Welten begleitet Julee Cruise den Schritt ´Into The Night´ mit einem kurzen orchestralen Aufbrausen.

Bedrohlich wirkt die Nacht, wenn der Jazz in ´Night Life In Twin Peaks´ herumspielt, hier und da vorbeischaut. Denn selbst im schwarz-roten ´Dance Of The Dream Man´ tanzt der Zwerg im roten Anzug zum Fingerschnippen und Saxofon des frühen Jazz. Doch die wahre Liebe muss sich erst wieder aus der Dunkelheit herauswinden, wenn auf diese Art das ´Love Theme From Twin Peaks´ erklingt. Zum bekannten Theme singt Julee Cruise schließlich ein letztes Mal, haucht den Gesang von ´Falling´ über die Gefährlichkeit des Verliebens in das Mikrofon.

 

 

„She’s Dead… Wrapped In Plastic.“ (Pete Martell)

Über 25 Jahre nach der Veröffentlichung des legendären Soundtracks von Angelo Badalamenti erschien dieser 2016 durch „Death Waltz Recording Company“ frisch remastert in einem Deluxe-Format: Gatefold-Sleeve mit einem weißen Außenschuber, der wellenhafte Ausstanzungen aufweist, samt OBI-Strip und 180g Vinyl in rotbrauner Farbe.

 

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