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ARRAYAN PATH – Thus Always To Tyrants

~ 2022 (Pitch Black Records) – Stil: Epic Power Metal ~


Wieder eine Band, die mir noch nie untergekommen ist. Leider. Das sollte geändert werden. Oder besser, die früheren 8 Alben dieser Band einsacken. 1997 in Boston als ARYAN PATH gegründet, hat Bandkopf Nicholas Leptos den Namen bald in ARRAYAN PATH geändert. Das machte auch Sinn, schließlich wollte die Band sicher nicht mit irgendwelchen Idioten in einen Topf geschmissen werden. Seit Nicholas Umzug nach Zypern wurde aus einem Projekt neben anderen (etwa DIPHTHERIA oder PRODIGAL EARTH) eigentlich seine Hauptband. Neben ihm am Gesang sind Miguel Trapezaris (Bass) und die Gitarristen Socrates Leptos sowie Christoforos Gavriel dabei. Als Gast dabei am Schlagzeug Stefan Dittrich, den man schon bei MYSTIC PROPHECY hören konnte.

Spannend ist der Fakt, schon beim ersten Hören, noch ganz ohne Infos, waren da zwei Gedanken. Zuerst, oh, das ein Konzeptalbum zu sein scheint. Warum sonst wird gleich im Opener ´Oh Dark Tears (Aftermath)´ Alexander der Große erwähnt? Dass dann so manche Passage klingt, als wären da Melodien aus der griechischen Folklore genutzt worden, verstärkt das Gefühl. Es liegt schon nahe, Teile Zyperns sind ja schon eher griechisch geprägt.

Allerdings irre ich an einer Stelle. Es geht nicht um Alexander, der die halbe Welt zwischen Makedonien und Indien beherrscht hat. Mit ein wenig Nachlesen ist klar, es geht um König Evagoras, den Herrscher der Stadt Salamis auf Zypern. Jahrhunderte vor Christi Geburt wusste er, als Vasall Persiens, seine Macht zu sichern. Als Sympathisant Athens hatte er später Teil an einer antipersischen Revolte. Später wurde er zu einem griechischen Patrioten, zum überzeugten Kämpfer gegen den Perserkönig und zum Kulturbringer für die „barbarischen“ Phönizier auf Zypern stilisiert. Und heute wird sein Leben vertont.

Und wie!!!

Das, was ich hier höre, das nenne ich Power Metal. Da ist Drama drin, Epik, man hört Anklänge von SAVATAGE, genau wie von WARLORD. Aber auch europäische Größen haben Spuren im Sound hinterlassen. Da gibt es eingängige Refrains, die an HELLOWEEN erinnern oder an HAMMERFALL. Wenn es dann noch ein wenig orchestriert zugeht, dann bekommt der Hörer eine Ahnung, was aus RHAPSODY hätte werden können.

Spuren im Herzen hinterlässt der eher schleppende Stampfer ´The King’s Aegis… They Came From the Taygetos Mountains´, das Drama pur verbreitet. Eher galoppierend bewegt sich ´The Battle Of Cnidus´ ins Hirn. Und spätestens bei Track 5, ´Artaxerxes II Mnemon´ kann der geneigte Hörer konstatieren, es braucht nicht mehrere Sänger, um kleine metallische Opern aufzuführen. Nicholas kann die ganze Bandbreite an Rollen abdecken, von sanft bis zornig. Dabei muss er noch gar nicht einmal Growls heranziehen, die er bei seinen Death Metal-Projekten sicher auch nutzt. ´Crossing Over To Phoenicia´ nutzt die Seefahrer-Romantik von RUNNING WILD, eine freche Orgel im Hintergrund und orientalische Klänge sorgen dennoch für die nötige Eigenständigkeit.

Was soll ich noch viel um den heißen Brei herumschleichen. Eigentlich reicht es, nur noch eine Kaufempfehlung auszusprechen. ´Thus Always To Tyrants´ ist nichts anderes, als Kino für die Ohren, akustisches Lichtspiel in der dunklen Jahreszeit.

(8,5 Punkte)

https://www.facebook.com/arrayanpath


(VÖ: 09.12.2022)