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LOUDNESS – Sunburst

~ 2022 (Katana Music) – Stil: Heavy Metal ~


LOUDNESS-Fans der frühen Stunde wissen, dass seit 1992 mit dem gleichnamigen Album ´Loudness´ die Band nicht mehr die Gleiche ist. Von den schweren Line-up-Umbrüchen in dieser Phase mal abgesehen, hat sich die Band musikalisch in eine komplett andere Richtung entwickelt. Selbst als sich LOUDNESS wieder im Original Line-up zusammen taten, waren die Großtaten der Achtziger und frühen Neunziger in musikalischer Hinsicht nicht mehr relevant.

Über die letzten zehn Jahre hauten LOUDNESS zwei bis drei Alben raus, die großzügig gefühlt, ansatzweise einen Richtungswechsel erkennen ließen, aber sie waren dennoch Meilenweit von dem entfernt, was sich meisten Fans wünschen. Mit ´The Sun Will Rise Again´(2014) und dem Vorgänger ´2.0.1.2.´ (2012) schielten sie zumindest ansatzweise auf vergangene Taten und Hoffnung kam bei den Fans auf. Aber schon mit den weiteren Veröffentlichungen zerschlugen sich diese Hoffnungen, sie drifteten wieder weiter weg von dem, was sich die Fans wünschten. Selbst das 2018 veröffentlichte Album ´Rise To Glory´, u.a. angekündigt mit einem „back to the roots“ Konzept, entsprach nicht dem, was man wirklich hören wollte. Nicht dass die Alben aus technischer Sicht schwach sind, im Gegenteil, Akira Takasakis Gitarrenspiel besticht auch hier und bietet Weltklasseniveau.

Kurzum, als alter Fanboy musste man seit Mitte der Neunziger viel leiden. Und wie sieht die Lage 2022 mit der Veröffentlichung des neuen Albums ´Sunburst´ aus? Nicht viel besser – und sogar erneute Rückschritte, noch weiter weg vom wirklich traditionellen Sound sind zu vermelden. Die Doppel-CD fällt zum einen mit einem für meine Begriffe „blechernen“ Sound aus dem Rahmen und eben einem Gitarrensound, der kaum noch die traditionellen Tonlagen der guten alten Tage bereithält. Takasaki brät zwar souverän einen weg und liefert gitarrentechnisch Earcandy. Im Kontext mit dem generellen Songwriting hilft das aber nicht, die Qualität des Albums anzuheben.

Die 16 Songs über zwei CDs verteilt, in der Standardausführung, machen nur bedingt „Spaß“. Würde da nicht LOUDNESS auf dem Cover stehen, nee, man könnte da keine Verbindung zu der einstigen japanischen Metal-Legende ziehen. Und das macht dann einen Die-Hard Fan wie mich wirklich ziemlich betroffen.

Exakt drei Songs wirken nachhaltig: ´Stand Or Fall´, ´Hunger For More´ sowie ´The Sanzu River´. Der Rest plätschert unspektakulär dahin. Für eine Band wie LOUDNESS ist das tödlich. Zumal auch das allermeiste alles andere als nach Old School klingt, sondern eher der modernen Spielart unterliegt. Das ganze Ding ist wie eine Art Konzeptalbum aufgebaut, zumal ein Teil der Songs auch japanische Titel hat. Ebenso wird das allermeiste in Japanisch gesungen. In diesem Zusammenhang muss gleich noch erwähnt werden, dass sich Minoru Niiharas Gesang inzwischen nur noch auf wenige Tonlagen beschränkt, was live kurioserweise nicht so auffällt, wenn er dort selbst die alten Songs noch ziemlich klasse singt.

Kurzum, mit diesem Album sammeln LOUDNESS bei den alten, langjährigen Fans keine Pluspunkte. Und die Jungen? Das ist eine gute Frage, denn man kann nicht wirklich klar sagen, welche Zielgruppe LOUDNESS mit diesem Album sowie auch den letzten Alben ansprechen wollen. Leider.

Neben der Standard-Version gibt es noch eine Variante mit DVD, die unter dem Titel ´LOUDNESS 40th Anniversary Special Live´ beiliegt und genau das bietet, was die Fans hören wollen. Grandiose Setlist, bei dem Fanboys Pipi in die Augen bekommen.

(5,5 Punkte)

http://www.loudnessjp.com/live/