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STONE HOUSE ON FIRE – Time Is A Razor

~ 2022 (Electric Valley) – Stil: Retro Rock ~


Die brasilianische Band orientiert sich an der klassischen Rock-Aufbruchsstimmung Ende der 60er/Anfang der 70er des vorherigen Jahrtausends (hört sich alt an, jaja). Aber keine reinen aufgewärmten alten Geschichten, sondern ordentlich schwere Riffs, gepaart mit psychedelischen Elementen. 2016 wurde das erste Album veröffentlicht, jetzt liegt mit ´Time Is A Razor´ Jahre später das zweite vor.

´Despite´ der zweite Titel, auch als Single veröffentlicht, orientiert sich am Dunstkreis von BLUE CHEER und psychedelischen CREAM und SABBATH. Rau mit Herz und viel musikalischem Verstand und Können. Schwer und dunkel. ´Waterfall´ kommt rhythmischer (wie einst bei den guten Anfängen von SANTANA) und epischer. Improvisation ist hier wichtiger als Kommerzialität oder die Erschaffung von Ohrwürmern. Der Gesang setzt erst recht spät ein und die psychedelischen Fetzen werden einem um die Ohren gehauen.

´Uzumaki´ ist da etwas eingängiger und mit der Wah-Wah-Gitarre im Vordergrund geradliniger und fassbarer. `White Canvas´ ist mit seinen Ozzy-Vocals auch sehr hörenswert und deutlich schneller (schneller heißt hier nur im Vergleich zu den anderen Titeln, nicht wirklich schnell). Im Mittelteil gibt es dann sogar Krautrock-Anklänge. Sehr gewagt und irgendwie – auch wenn das eigentlich der Musikstil ausschließt – sehr originell. ´The Weight´ macht seiner Namensgebung alle Ehre, hat aber auch etwas Melodisches durch den Gesang. Ausufernd ohne langweilig zu werden. Erinnert an SPOOKY TOOTH mit heavierer Gitarre (hat aber nichts mit dem gleichnamigen Song der Legende zu tun). Am Schluss entgleitet einem der Song in die wolkige Ferne.

Man vermisst die Band. Denn – nach sechs recht langen Songs – ist schon Schluss. Auch bei der Länge des musikalischen Werks orientiert man sich eher an den alten Rocktagen. Kein Fehler. Sympathische Veröffentlichung einer hungrigen und kompromisslosen Band.

(7,75 Punkte)


(VÖ: 28.01.2022)