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PERFECT PLAN – Live At The Sharpener’s House

~ 2021 (Frontiers Music s.r.l.) – Stil: AOR / Progressive Rock ~


2018 gestartete schwedische Band, die nach zwei Studioalben und einer EP mit Coverversionen diese „Live“-Aufnahme vorlegt. Der Einstieg ist sehr spannend und (angenehm) bombastisch und es handelt sich um den Titelsong des letzten Studio-Albums ´Time For A Miracle´. Bei AOR-Verdacht gibt es bei mir ja immer schnell ein kleines, unbewusstes oder bewusstes Unwohlsein. Aber PERFECT PLAN sind einigermaßen knackig und zumindest mit diesem Einstiegssong keine Langweiler.

´Evertime We Cry´ geht dann schon mehr in Richtung AOR. Aber Kent Hilli ist ein kerniger Sänger und kein Weichspülkandidat. Das ist schon einmal eine wichtige Voraussetzung für eine gelungene Scheibe. Allerdings fehlt über die ganze Platte die Live-Atmosphäre, denn es handelt sich auch nicht um ein klassisches Live-Konzert, sondern um eine über YouTube-veröffentlichte „Live aus dem Studio“-Aufnahme. Na ja. Ist halt Corona und laut Info wollten das die Fans so. Da müssen wir uns jetzt dran gewöhnen. Ganz stark sein. Notfalls kann man ja ein paar Schreihälse und notorische Klatscher beimischen. Das wurde ja auch schon früher gerne gemacht. Und die KI kann das viel wirkungsvoller und unauffälliger.

Beim vierten Song handelt es sich um das FOREIGNER-Cover ´That Was Yesterday´.  Da kommen dann schon Nostalgiegefühle bei einem wie mir auf. Braucht man das?  Nicht unbedingt, aber es stört auch nicht. War schon eine gute Band FOREIGNER. Allerdings auch eher in der Frühphase. Trotzdem ist der Song keine schlechte Wahl der Schweden. ´What About Love´ setzt am vorherigen Song in puncto Kraft und Melodie an. Klingt aber eher wie ein Song der kommerziellen WHITESNAKE-Zeit Ende der 80er. Kent Hilli holt auf jeden Fall auch aus diesem Song mit seinem kraftvollen Gesang das fast Optimale raus. Der AOR-Ansatz setzt sich im Laufe der Platte immer mehr gegen irgendwelche Progressiv-Elemente durch. Aber nie unangenehm, kein Unwohlsein.

FOREIGNER (zu ihren besten Zeiten) sind PERFECT PLAN insgesamt bei weitem nicht, die waren dank den Riffs von Mick Jones schon knackiger, aber im Bereich zwischen AOR und leichten Progressivaufschlägen sind sie zumindest in der heutigen Zeit eine Qualitätstruppe. Nach den neun „Live“-Songs gibt es noch vier Akustik-Titel. Ob man die braucht, ist Geschmackssache. Aber Akustik heißt in diesem Fall glücklicherweise nicht Wandergitarre und Pfadfinder, sondern eher dezente Keyboards, Gitarre und Klavier. Und dank des Gesangs kommen hier auch eher positive Assoziationen wie zu den starken PRETTY MAIDS auf, eine der wenigen Bands, die auch akustisch ertrage. Aber dann schon etwas seicht wie beim Zuckerwerk ´Heaven In Your Eyes´, aber beim GIANT-Cover ´Stay´ schon besser.

(7,25 Punkte)