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ALTARETH – Blood

~ 2021 (Magnetic Eye Records) – Stil: Stoner / Doom ~


Wer 2021 noch nicht genug Unheil hatte, voilà, dem kann geholfen werden! Fetter, satter Schwedendoom kommt mit ALTARETHs Debüt-LP ´Blood´ direkt zu euch ins Musikzimmer, wird von dort jedoch sicherlich auch in den Rest der Wohnung, ins Büro, in Auto, Ohrhörer und am Ende noch viel intimere Bereiche vordringen. Vielleicht schafft es sogar den Weg in euer Blut, und nistet sich dort unheilbar ein? Es ist für nichts zu garantieren…

Schlechten Scherz beiseite, für diejenigen, die das Quintett aus Göteburg Metal City schon länger verfolgen, ist diese Platte das Einlösen eines Versprechens, das vor sechs oder mehr Jahren gegeben wurde. Schon seit 2013 sind sie aktiv, nach Demo und zwei EPs kommen nun endlich die sieben Titel der ersten LP, und ALTARETH präsentieren sich gereift und haben ihren nuancenreichen Stil gefunden. Der basiert auf sehr repetitiven, hypnotisch langsamen und noch schwereren Riffs extrem verzerrter und rauer, eben sludgiger Gitarren, die ebenso typisch schwedisch mit schöngeistig-strahlenden Soli gekrönt werden, sehr prominentem, genauso fuzzigen Bass, also einem Grundmix aus Doom und Sludge, und trotz der teils fast sedierenden Langsamkeit mit ganz viel Groove. Hinzu kommt ein Songwriting, dass den Stimmen von Gitarren und vor allem Vokalist eine wahre Bühne bereitet, wenn sich die anderen Instrumente zurücknehmen und Platz machen für Magic Paddy. Dieser, ein wahrhaftig predigender Reverend of Doom, ist im Näsel- und Falsettiermodus gesanglich nah dran an Dan „Fodde“ Fondelius von COUNT RAVEN, mancher wird sagen Ozzy, das greift für mich jedoch zu kurz.

Und wenn wir schon dabei sind, Einflüsse der Bands Beider finden sich natürlich wieder bei ALTARETH, man muss zurück zu den Vätern (und Gottvätern) des Genres; BLACK SABBATH legen mal wieder die Basis, auch TROUBLE, ST. VITUS und als heutige Helden SLEEP oder ELECTRIC WIZARD. Ihre Herkunft und musikalische Sozialisation spielen aber eine mindestens genauso große Rolle, sei es theatralischer CANDLEMASS-Doom oder schwedischer (Melo)Death wie Black Metal, aber eben genauso Stadionrock und sogar Art-Rock und Folk.

Da die fünf Schweden so viele Einflüsse verarbeiten, fällt wirklich jeder einzelne Song unterschiedlich aus; man hat den Eindruck, dass sie die vergangenen gemeinsamen Jahre in diesem Erstling nochmal Revue passieren lassen, und einfach ausprobiert haben, was alles zu ihrem Sound passt, und zwar sowohl was die Instrumente, gerade Bandleader Niklas Sörums einprägsame Gitarre, aber genauso den Gesang betrifft, bei dem sich Paddy mit immer neuen Interpretationsmöglichkeiten ausleben kann. Herausgekommen sind dann Perlen wie ein veritabler Doom-Hit mit Bläsersätzen, ´Satan Hole´, siehe das Video unten, oder im Gegensatz dazu das superdüstere, schleppende ´Eternal Sleep´, welches genau auf Letztere verweist. Mein, wie sollte es anders sein, Favorit ´Moon´ ist schwedischer, melodisch-melancholischer Doommetal mit Darkfolk-Aura, eindringlichen Chören und dissonanter Kante, der Titelsong dagegen entführt in die ostamerikanischen Sümpfe und feiert dort eine gospelverzierte schwarze Doommesse, komplett mit Südstaatenchören und einer Überdosis Heavyness. ´Downward Mobile´ präsentiert die schwarze, gotische Seite und Rausschmeißer ´Empty´ schließlich ist ein melodeath-beeinflusster Hardrocker, der ihrer Heimatstadt Göteborg und ihrem typischen Gitarrensound Tribut zollt, und das Ganze schließlich so schleppend wie verzerrt ausklingen lässt, wie es angefangen hat.

So hat Anfang November noch ein absolutes Genre-Highlight den Weg zu mir gefunden, das ich allen Doomheads da draußen warm ans Herz legen möchte. Von ALTARETH wird noch zu hören sein!

(8 Punkte)

 

https://altareth.bandcamp.com/

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