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SINGLE CELLED ORGANISM – Percipio Ergo Sum

~ 2021 (Flat Earth Music/Timezone) – Stil: Art/Prog Rock ~


Multiinstrumentalist, Komponist und Produzent Jens Lueck (u.a. für SYRINX CALL, ISGAARD, SYLVAN, RAINBOW SERPENT, RAIN FOR A DAY) ist bereits auf dem Debüt ´Splinter In The Eye´ seines Projektes SINGLE CELLED ORGANISM seinem Faible für PINK FLOYD/Roger Waters Konzeptdystopien und deren New Artrock-Nachfahren PORCUPINE TREE nachgegangen. Auf dem Nachfolger ´Percipio Ergo Sum´, vier Jahre später ebenfalls ein Konzeptwerk, leiden die zwei Protagonisten nach einem weltweiten Terrorangriff durch ein künstliches Virus bereits in der Brave New World. Das TV-Girl ist ein 20-jähriges Mädchen, das 16 Jahre lang in einem Bunker als Versuchsobjekt darben musste. Während die restlichen Menschen, etwa 5% der Menschheit, allein aufgrund ihrer Blutgruppe überlebt haben und nach dem Motto „Cogito, Ergo Sum“ („Ich denke, also bin ich“) weiter vegetieren, hatte die junge Frau keinen Bezug zur Außenwelt und lebt vielmehr nach der Devise „Percipio Ergo Sum“ („Ich nehme wahr, also bin ich“). Gleichwohl sieht sie sich als Teil des Ganzen.

 

 

Die Konzeptfortsetzung ist musikalisch selbstverständlich mit Art und Prog Rock ausgeschmückt. Die Siebzigerjahre bilden zwar den Grundstock, ohne jeglichen Retro-Mief, dennoch klingen SINGLE CELLED ORGANISM vielmehr nach der zweiten Generation, dem Neo Prog nach GENESIS und vermischen diese gewohnt melodischen und kraftvollen Melodienfolgen mit minimalen Einsprengseln des Post Rock, des Alternative Rock und elektronischen Verzierungen. Die Melodie steht dabei gerne im Mittelpunkt, wenn sich der Gesang auch mehrstimmig zeigt. Dass Jens Lueck das Songmaterial überwiegend an der Gitarre komponiert hat, kommt diesem ebenso wie den Gitarristen Ingo Salzmann und Johnny Beck zugute.

Das Girl erwacht in der Eröffnung ´She’s Awake´ und zeigt bei seinem Weg in die schöne, neue Freiheit Stärke. Das sich anschließende Stück ´The Final Door´ blüht über acht Minuten zwischen Prog Rock und Neo Prog, gar mit Anklängen an RUSH und PENDRAGON, auf. Schwebend zeigt sich anfangs ´I’d Like To See´ in den Sphären von PINK FLOYD, ehe die Fesseln endgültig fallen und sich eine erstklassig melodische Komposition mit hohem Gesang zum Refrain offenbart. ´Ride On A Ray´ ist sogar ordentlich rockend unterwegs. Bei ´Save Me From Freaming´ kommt neben Jens Lueck endlich auch Isgaard am Mikrofon zu einem längeren Einsatz. Anhänger der Sängerin freuen sich zudem in den Liedern ´I’m Not Human´ und ´Humble´ über ihre Präsenz. Doch viel zu schnell beendet das knapp neunminütige ´Entanglement Runs Off´ sowie der Ausklang ´Inhale The Dark´ die einstündige Stippvisite von SINGLE CELLED ORGANISM in der neuen Welt, die sich nach dem Untergang der Zivilisation und dem Wiederaufbau grundsätzlich garstig grau, aber musikalisch äußerst lebhaft in epischen und melodischen Bahnen zeigt.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/Single-Celled-Organism-337366936702496/

https://singlecelledorganism.com/


(VÖ: 7.05.2021)