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WHITE ROSE TRANSMISSION – Happiness At Last

~ 2020 (Sireena Records) – Stil: Indie Rock ~


WHITE ROSE TRANSMISSION existieren immer noch, fröhlich wie ehedem. 1995 von Adrian Borland und Carlo van Putten gegründet, als Carlo van Putten und seine Band THE CONVENT bei Adrian Borland und THE SOUND anfragen, ob sie deren Song ´Winning´ covern könnten. Aus diesem Ansinnen heraus entsteht eine tiefe Freundschaft. Borland geht mit THE CONVENT gar auf Tournee und widmet auf seinem 1997er Solo-Album ´5:00 AM´ van Putten einen Song (´City Speed´).

Adrian Borland und Carlo van Putten (auch DEAD GUITARS, IN2THESOUND) veröffentlichen im Jahre 1995 das WHITE ROSE TRANSMISSION-Debüt und vier Jahre später ´700 Miles Of Desert´. Überwiegend von Adrian Borland komponiert, ist dieses 1999er Album das letzte musikalische Lebenszeichen des Briten, da er sich im April 1999 in London das Leben nimmt.

Der Niederländer Carlo van Putten führt das Projekt seither sporadisch fort. Bisweilen sind Amanda Palmer (DRESDEN DOLLS), Marty Wilson-Piper (THE CHURCH, ALL ABOUT EVE) oder Mark Burgess (THE CHAMELEONS) mit von der Partie. Derzeit hat van Putten Robert Smeekes und Thomas Marcin (beide AESTRID) und Kurt Schmidt (TWELVE DRUMMERS DRUMMING) engagiert.

Da Carlo van Putten bereits mit seinen Bandkollegen und AESTRID des Öfteren auf Wohnzimmer-Stippvisite durch Europa gereist ist, bringt ´Happiness At Last´ diese jetzt praktisch direkt in jedes Heim. Denn wenn WHITE ROSE TRANSMISSION nicht in Europas Wohnzimmer kommen können, schicken sie wenigstens mit der Post dieses feine Album vorbei.

´Happiness At Last´ ist das Wohnzimmer-Erlebnis in diesen konzertlosen Tagen und eine Angelegenheit zur Gemütsaufhellung. Glücklichsein ist letztendlich alles.

Alles klingt entschleunigt, ganz gleich, ob Schmerz und Trauer jederzeit fühl- und spürbar bleiben. Der New Wave und Dark Wave von WHITE ROSE TRANSMISSION zeigt sich „endlich glücklich“, also überwiegend besinnlich mit Streichern. Die Musik reduziert sich auf schnelle Akustikgitarren (´Dimmer´) oder mehr auf eine Singer-Songwriter-Ebene (´Machinery Of Grace´). Einmal tönt es gar mächtig nach FISH (´Epic – Rays Of Light´). Aber auch das Klavier kommt immer wieder hier (´Featherweight`) oder dort (´Happy As The Day Is Long´) zum Tragen. Dementsprechend ist auch der Klassiker ´Winning´ nochmals in einer basischen Version vertreten, so dass die Akustikgitarre in wenigen Sekunden gar nach Jimmy Page tönt und der Song an sich in dieser Form den späten R.E.M. stehen würde. In ihrer Gesamtheit ähneln alle Kompositionen einer erlesenen Darbietung im kleinen Kreis, bei der wir am Ende (´False Light´) gemeinsam singen: „Make sure, I´ll meet you on Sunday.“ Keiner muss zur Stunde in Schwermut versinken.

(7,5 Punkte)

https://www.facebook.com/whiterosetransmission/