PlattenkritikenPressfrisch

ST. MADNESS – Bloodlustcapades

~ 2018 (Nasty Prick Records) – Stil: Heavy Metal ~


Obwohl diese silberne Scheibe bereits vor zwei Jahren erschienen ist, drehen wir Euch dieses Werk aus den USA als pressfrisch an. Schließlich buddelt der Metaller gerne nach vergrabenen Meisterwerken und hofft auf pures Gold. Aber auch diese Silberscheibe hat es in sich.

Die 1993 gegründete Formation CROWN OF THORNS ging 1997 wegen Namensduplizität in der Band ST. MADNESS auf und versucht seither seinen Heavy Metal, bisweilen auch mit Humor, unter das Volk zu bringen. Auch wenn die Besetzungsliste der Musiker recht wechselhaft erscheint, ist Sänger und „Prophet“ Patrick Flannery gemeinsam mit Larry Elyea ein beständiger Fels in der Brandung der Combo.

Seit 1993 haben sie elf Scheiben aufgenommen und veröffentlicht – und die immer noch aktuelle benötigt fast gar keinen Humor. Die Gegenwart liefert genügend Zündstoff für puren Sarkasmus – und die Musik bleibt dabei frisch wie anno dazumal. Denn ´Bloodlustcapades´ klingt wie aus einem Guss, wie ein traditionelles Album mit Biss, obwohl die dreizehn Stücke plus Bonus auch Einflüsse aus Thrash, Goth oder Southern Rock offenbaren, aber dennoch diese nicht gänzlich durchschlagen lassen. Gekonnt ist eben gekonnt, so dass ST. MADNESS heutzutage ihre theatralische Show mit Verkleidung und Schauspielerei live auf der Bühne gar nicht nötig hätten. Aber eine Bühnen-Show ist schließlich etwas für das Auge und dieser Silberling etwas für die Ohren – und die Nackenmuskulatur.

 

 

Denn insbesondere der Titelsong ´Bloodlustcapades´ ist dermaßen heavy, dass niemandes Kopf daran vorbeikommen kann, den Schädel zum Beat zu bewegen. Und auch der Opener ´Day Of The Dead´, in dem die Menschheit mit einem Chip im Kopf endet, schlackert im Dauerfeuer der Rhythmus-Maschinerie. In der schnellen Betrachtung der ersten Songs und ihrer Komponenten tönen ST. MADNESS gewissermaßen wie eine Mischung aus OZZY OSBOURNE und ANVIL, doch die Vielfalt erweitern sie auf diesem langen Silberling noch erbarmungsloser um metallische Versionen von Johnny Cashs ´Folsom Prison Blues´ und Elvis Presleys ´Can’t Help Falling In Love With You´ sowie einem Instrumental namens ´Rigel´.

Von den restlichen Eigenkompositionen tendiert hingegen ´Don’t Be Like The Blind´, in dessen Verlauf jeder auf sein Gotteszeichen wartet, durchaus in Richtung BLACK SABBATH und enthält obendrein doomigen Sprechgesang. In ´This Is Your Reality´ wird der variable Gesang sogar in eine richtig schreiende und eine singende Variante ausgebaut. Dagegen beweist ´The Arrogance Of Man´, dass es wie im vorliegenden Falle einer großen Lead-Gitarrenmelodie bedarf, wenn man den Chorus derart schlicht im Sinne des Songtitels belässt. Die „Ahaaaha“-Schreie könnten vielleicht sogar Jon Oliva ansprechen.

Passend zum trashigen Titel ´Made In China´ darf sogar einmal ein Punk-Vibe durchschimmern. Letztlich gibt uns der Prophet aber weitere Ratschläge mit auf den Weg. Denn ´Walk Your Own Path´ ist der Aufruf, an sich selbst zu glauben, und an den Einen dort oben. Das Lied selbst wurde für Patrick Flannerys Sohn, der Bassist in der Band EMERALD ISLE ist, geschrieben. Wenn jedoch der Motor einer Harley im letzten Song aufheult, dann ist es Zeit für ´He’s Riding A Harley In Heaven´, geschrieben für Patrick Flannerys Stiefsohn, der 2016 mit nur 38 Jahren verstarb.

´Bloodlustcapades´ ist wiederum hoffentlich nicht das Vermächtnis von ST. MADNESS; viel zu heavy, viel zu spannend und außergewöhnlich präsentiert sich das Quartett aktuell im Studio. Sollten die Sterne 2021 besser stehen, dürfte zumindest ein Werk von Mastermind PROPHET & THE COWBOYS OF APOCALYPSE erscheinen. Beware.

(8 Punkte)

 

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https://stmadness.bandcamp.com/album/bloodlustcapades-digital