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THE ELECTRIC FAMILY  – Echoes Don’t Lie

~ 2020 (Sireena Records/Broken Silence) – Stil: Rock ~


Die ELECTRIC FAMILY war um die Jahrtausendwende und darüberhinaus recht aktiv. Sie war zu jeder Zeit viel mehr ein Künstlerkollektiv als eine, auf einen kleinen Kreis beschränkte Gruppe. Sie waren und sind eine Familie.

Eine sich anschließende, über zehnjährige Pause beendeten die Krauts um Tom Redecker vor drei Jahren zur Freude der stetig wachsenden Anhängerschaft und veröffentlichten ihr fünftes, abendfüllendes Werk. Nun steht der Nachfolger ´Echoes Don’t Lie´ in den Läden und wird abermals, nicht nur in Kraut-vernebelten Räumen für Freude sorgen.

Zur aktuellen Kern-Mannschaft um Tom “The Perc” Redecker (Gesang, Gitarre, Keyboards), Rolf Kirschbaum (Gesang, Gitarre, PACHINKO FAKE, ex-FEHLFARBEN) und Harry Payuta (Bass, Sitar, ex-VEE YAS, ex-MOJO CLUB) gesellen sich erstmals Roman Bunka (EMBRYO, DEIN KOPF IST EIN SCHLAFENDES AUTO), Marlon Klein (DISSIDENTEN), Milla Kapolke (GROBSCHNITT), Rolf Möller (EXTRABREIT) sowie Jojo Brandt (THE CONVENT).

Betont leichtfüßig gesungen beginnt das zwischen Mellotron- und Gitarrenklängen schwirrende ´Sacred Land´ den Songreigen. Hand in Hand scheint die Sonne des Indie Rock und Prog Rock durch die am Himmel hängenden Wolken. Ein fabulöser Auftakt, der bereits erste Gitarreneruptionen zulässt. Zu coolen Percussions von Marlon Klein und spacigen Keyboards steht in ´What Is In Your Head, Fred´ der Gesang auf teutonischen Beinen, derweil zur Musik auf dem glühenden Asphalt des Westens gehechelt wird.

Zum hemdsärmeligen Rock von ´Cutflowers´ singt Rolf Kirschbaum, auf dem FLOYDig beginnenden und endende Neil Young-Cover ´I’ve Been Waiting For You´ Milla Kapolke und zum Akustikgitarren-Song ´Look´ Steff Ulrich (VELVETONE, BRIAN PARRISH BAND). Doch den samt und sonders 20 beteiligten Musikern fällt immer noch eine Kleinigkeit ein, hier Tastenklänge und dort Gitarrenqualmen. ´Mini Mini´, im Original von Jacques Dutronc aus dem Jahr 1966, entgleitet sogar in den französischen Sprachraum, indessen Roman Bunka die Wellen der Erzählung ´Echo Room´ mit seiner arabischen Laute Oud in weit entferntere Gegenden führt. Auch ´Another Giant Leap´ kommt in Redestimmung, über gefrorene Pyramiden und Monolithen zu Orgel und Space. Da ist es nicht verfänglich, den Kreis mit ´Three Miles To Roswell´ im Stile des Achtzigerjahre Rock zu schließen.

´Echoes Don’t Lie´ dürfte in Zukunft zahlreiche Abendstunden mit großartigen Gitarrenklängen und ausgefallener Songwriter-Kunst selig machend vertreiben.

(8 Punkte)

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(VÖ: 14.08.2020)