Livehaftig

MAIDEN UNITED – Powerslave

~ 4. Januar 2020, 7er Club, Mannheim ~


Wenn ich im Vorfeld herumfragte, wer noch anzutreffen ist bei MAIDEN UNITED, gab es Sprüche wie „Das ist doch auch nur eine Coverband“, „ohne Damian Wilson, das taugt doch nicht“ oder „Akustisch? Das ist mir doch zu lahm“. Wie sagt man? Wer nicht will, der hat schon.

Anno 2011 habe ich mir eher aus Neugier die erste CD ´Mind The Acoustic Pieces´ gekauft. Ich war hin und weg. So hatte ich über die Jahre ein Auge auf die Vereinten Jungfrauen. Nur sie live zu sehen, war bisher keine Gelegenheit. In dieser Zeit entwickelte sich eine personell gesehen kleine Band zu einer Musikervereinigung, die theoretisch (ähnlich dem TRANS-SIBERIAN ORCHESTRA) mehrere Touren gleichzeitig fahren könnte. Nun bietet sich mir endlich die Chance, MAIDEN UNITED doch mal live zu sehen.

Trotz der anfangs erwähnten Sprüche, der 7er ist an diesem Samstag Abend gut gefüllt (Sind die Clubs nicht immer, insbesondere bei Cover-Shows, prall gefüllt? – Anm. d. Red.). In der Luft liegt eine Atmosphäre der Neugier und der Spannung. Doch zuvor gibt es noch einen Opener zu goutieren. Wenn bislang POWERIZED im Vorfeld angekündigt waren, wurden sie von den meisten hier wohl gekonnt ignoriert.

Der am heutigen Abend zu viert angetretene blutjunge Trupp aus Breda hat sich, nach eigener Aussage, dem sinfonischen Prog verschrieben. Heute allerdings führen POWERIZED einige Songs im Unplugged-Gewand auf. Wegen des starken Klaviereinsatzes klingt es tatsächlich nach einem Mix aus SAVATAGE und Schlagermetal. Allerdings bestätigt sich dieser Eindruck beim nachträglichen Hören des Albums ´The Mirror’s Eye´ nicht. Es sei hier nur kurz konstatiert, die überlangen, überladenen und zerfaserten Songs kommen kaum auf den Punkt. In guten Momenten klingen auch mal SYMPHONY X durch, in weniger guten gepflegte Langeweile. Da bleibt leider doch zu wenig im Ohr hängen.

Während Sänger Nick Holleman irgendwie recht übermotiviert wirkt, vielleicht ist die Bühne aber einfach nur zu klein, genießt es der Rest der Bande, hier zu sein. Sie waren wohl auch schon einmal im 7er, durften im letzten Jahr mit TRANCE hier spielen, für die Nick ebenfalls singt. Dennoch sind sie dem heutigen Publikum kaum bekannt. Schade eigentlich. Am Rande, sie sind heute so Rock’n’Roll, bei einem Unplugged-Gig gibt es Tee statt Bier.

Doch es wird Zeit für die Hauptattraktion des Abends. Bassist und Initiator Joey Bruers hat fähiges Personal um sich versammelt für die 2020er Powerslave-Tour. Backstage ein neuer Bühnenmanager, eine neue Beleuchterin, diese hat auch mit Laune das Merch unter den Fittichen.

Am Mikrofon steht heute Jeroen Voogd, der auch schon auf ´The Barrel House Tapes´ zu hören ist, etwa bei ´The Number Of The Beast´. Keyboarder Polle van Genechten, gerade 20 Lenze jung, spielt wie ein Alter. An der Gitarre Daan Janzing, er wirkt zur gleichen Zeit in sich gekehrt und motiviert. Auch diese beiden waren auf der aktuellen Platte schon mit von der Partie. Das Schlagwerk bedient Fab Regmann. Er könnte einigen bekannt sein von den Briten ANTIMATTER und den südhessischen Deathern DISBELIEF. Eines sei gesagt. Selten habe ich jemanden so elegant trommeln gesehen.

Natürlich ist anfangs noch zu spüren, das es die erste Show der Tour ist. Es ist auch die erste Show in dieser Besetzung. Nach etwa einem Drittel der Show aber wächst die Sicherheit und man groovt sich ein. Möglicherweise trägt der Whiskykonsum auch ein Scherflein bei?

Musikalisch reiht sich ein Höhepunkt an den anderen. Klassiker wie ´Aces High´ oder ´Stranger In A Strange Land´ finden sich neben Geheimfavoriten der Marke ´Losfer Words´. ´Phantom Of The Opera´ dürfte in dieser Versionen ebenso abräumen wie das Original. Das die Tour betitelnde ´Powerslave´, dieses Album ist sowieso fast komplett vertreten, macht in der reduzierten Fassung von MAIDEN UNITED ebenfalls Freude. Zu Gesang und Bass gesellt sich live anstelle der Trompete auf ´The Barrel House Tapes´ eine Hammond. Ich liebe es, wenn ein Song ein neues sinnvolles Gewand erhält. Das ist der Unterschied zu einer normalen Coverband, dass nicht einfach nur eins zu eins etwas nachgespielt wird.

´Wasting Love´ und ´The Number Of The Beast´ sind feine Mitsingnummern. Von wegen lahm, die Jungs rocken wie Hölle. Und ich vermisse auch Damian Wilson nicht. Jeroen Voogd ist ein verdammt starker Sänger, mit einer Stimme, die eben genanntem oder Bruce Dickinson kaum nachsteht.

Doch es gibt noch eine Steigerung. Alexx Stahl betritt die Bühne. Der Sänger von BONFIRE ist als Special Guest geladen. So darf er erst ´Back In The Village´ performen, den mitgebrachten Spickzettel braucht er offensichtlich nicht. Manche mögen ihn affektiert empfinden und übertrieben, für mich ist er einer der besten aktiven Sänger im Land. Für mich gehört genau dieses Gebahren zur Person Alexx Stahl. Mit ´Die With Your Boots On´ wird noch ein Schippe zugelegt.

Zwei Zugaben folgen noch, ´The Evil That Men Do´ und ´Wasted Years´ sorgen auch beim letzten Gast für ein glückliches Gesicht. Ich höre bei keinem der Anwesenden auch nur ein negatives Wort. Selbst beinharte Thrash-Liebhaber zeigen sich mehr als angetan. Also, meine Lieben, beim nächsten Mal keine Sprüche machen, sondern laßt Euch einfach darauf ein.

Vielleicht schaut Ihr hier nach Terminen und Infos: http://www.maidenunited.com/

Und falls Interesse besteht an Powerized: https://www.powerized.net/