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TRAUMA – As The World Dies

2018 (The Orchard/Rivet Records) – Stil: US-Metal


Ihr kennt sicher das Gefühl, wenn ihr ohne große Meinung an ein Album herangeht und es durchhört. Ihr sitzt dann da und überlegt, ob ihr das Gehörte nun gut oder weniger überzeugend findet. So geht es mir schon seit Tagen mit dem neuen TRAUMA-Album.

Aber der Reihe nach: TRAUMA haben mit einem Album in 1984, `Scratch And Scream`, sicher Geschichte geschrieben. Bekannterweise sind sie die Band, bei der Cliff Burton (METALLICA) seine Karriere begann. Ein Umstand, der der Band mehr Aufmerksamkeit eingebracht hat als erwähntes Album, das sicher zu den Sternstunden des frühen US-Metals gehört und dem Shrapnel Records u.a. seinen legendären Status zu verdanken hat. Lange Bestand hatte das alles nicht, die Band dankte schnell ab. Interessanterweise tauchte sie 2015 mit einem neuen Album auf, allerdings befanden sich im Line-up nur noch zwei Original-Mitglieder. `Rapture And Wrath` hatte ein paar nette Momente, aber nicht mehr (siehe hier). Drei Jahre später sind die beiden Originalakteure, Sänger Donnie Hillier und Drummer Kris Gustofson, mit einem neuen Line-up am Start und liefern ein weiteres Album. Was sie sich als Verstärkung in die Band geholt haben, kann sich sehen lassen: Gitarrist Joe Fraulob (ex-DANZIG), Bassist Greg Christian (ex-TESTAMENT) sowie an der zweiten Klampfe Steve Robello (ex-DUBLIN DEATH PATROL). Ein explosives Bay Area-Line-up hat man da am Start.

Warum dem Album allerdings ein Thrash Metal-Stempel aufgebürdet wird, erschließt sich mir nicht wirklich. Ich hätte bei der Genrezuordnung eher knackigen US-Power Metal mit Einflüssen aus dem Thrash Metal den Vorzug gegeben. Knackige Riffattacken, hier und da coole Melodien, ein Gesang, der grundsätzlich eh recht melodisch klingt – das alles hat zudem einen schön gepflegten Old School-Charakter. Sänger Donnie Hillier hat eine wohlklingende Stimme, die dem ganzen Sound diese eher melodische Komponente aufdrückt. Technisch sind die Songs über alle Zweifel erhaben. Hier springt der Funke über und dennoch bleiben Restzweifel, Vorurteile und ich kann es mir nicht erklären warum: Ich bin verwirrt. Aber je länger ich mir das Album anhöre, um so mehr gefällt es mir, trotz mangelnder Innovationen oder Eigenständigkeit. `As The World Dies` ist schlicht ein fucking großartiges US-Power Metal-Album, das mit Songs wie `Cool Aid`, `Run For Cover`, `From Here To Hell` (METALLICA lassen grüßen) oder `Last Rites` überzeugt. Dass die erwähnten Thrash Metal-Einflüsse hier und da dominant werden, wie bei `From Here To Hell`, lockert das Album ziemlich gut auf.  Zudem haben sie mit dem Opener `The Rage` eine Nummer gewählt, die die Vielseitigkeit des TRAUMA`schen Songwritings gut repräsentiert.

Selbst wenn ich immer noch dasitze und zwischen Euphorie und nüchterner Analyse des Albums schwanke, in Momenten weiterhin zwiegespalten bin, haben TRAUMA letztendlich doch ein starkes Album geliefert, das überrascht. Fans von ATTACKER und Co. sollten das Ding auf die Einkaufsliste setzen.

(8,5 Punkte)