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IHSAHN – Àmr

2018 (Spinefarm Records) – Stil: Progressive Metal


IHSAHN schreitet unbeirrbar auf seinem schwarzen Pfad voran. Old School Black Metal zelebriert er live mit EMPEROR. In seinen Solo-Werken lässt er zwar auch das Blut aus eurem Opferlamm fließen, so dass es von weiß nach grau, letztlich schwarz anläuft, spielt hier jedoch auf den dürren und gelben Knochentasten der Avantgarde. ´Lend Me The Eyes Of The Millenia´ ist die düstere Essenz dessen. Das fiese Geschrei des 42-jährigen Vegard Sverre Tveitan lässt den Ängstlichen erschaudern als würde jemand um sein Leben winseln oder in den letzten Sekunden desselben sich seines Schmerzes befreien. Dabei flankieren Synthwave-Geschwader von links und rechts das Geschehen. Krachende Schlagzeugschläge treiben die auf schwebenden Keyboards florierende Szenerie voran. Sinfonie in Black. ´Arcana Imperii´ zeigt erstmals zum Höhepunkt klaren Gesang, derweil die Stimmung geisterhaft umherweht. Ein geradezu Floydiges, aber rasend schnell gespieltes Solo beflügelt den Seitenweg in den New Artrock mit ´Sámr´. Ein Trommelfeuer führt uns auf andere Abzweigungen; wäre nicht das Gekeife, könnte ´One Less Enemy´ auch für einen angehenden Ohrwurm von GHOST stehen. Bevor sich lüstern Höhepunkt an Höhepunkt reibt, verschafft sich der Dark Rock von ´In Rites Of Passage´ Ruhe und Abstand. Anschließend holen Ihsahn und seine Mannen eine Hook nach der anderen aus den Gedärmen des verwesenden Tieres. ´Marble Soul´ heißt die erste Wohlgestalt, ´Twin Black Angels´ die zweite sowie nochmalige Wahnsinnsblutexplosion und ´Wake´ durchschreitet unter zitternd ratterndem Schlagzeuggewitter das Finale. Zwar überhaupt nicht so Experimentell wie ´Das Seelenbrechen´, aber in seiner Schwärze und gleichzeitigen Schönheit betörend. Das Herz reißt letztlich der elf-minütige Bonus-Song ´Alone´ heraus, die Vertonung eines Gedichtes von Edgar Allan Poe. Die Raben picken schon eifrig und singen:

„From childhood’s hour I have not been
As others were – I have not seen
As others saw – I could not bring
My passions from a common spring –
From the same source I have not taken
My sorrow – I could not awaken
My heart to joy at the same tone –
And all I lov’d – I lov’d alone –
Then – in my childhood – in the dawn
Of a most stormy life – was drawn
From ev’ry depth of good and ill
The mystery which binds me still –
From the torrent, or the fountain –
From the red cliff of the mountain –
From the sun that ’round me roll’d
In its autumn tint of gold –
From the lightning in the sky
As it pass’d me flying by –
From the thunder, and the storm –
And the cloud that took the form
(When the rest of Heaven was blue)
Of a demon in my view.“
(von Edgar Allan Poe)

(8,3636 Punkte)

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