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BRÖSELMASCHINE – Indian Camel

~ 2017 (MIG Records) – Stil: Rock ~


1985 erschien das letzte Werk der BRÖSELMASCHINE, ein letztes Aufbäumen nach turbulenten Jahren in den fabulösen Seventies. Dennoch nährt sich ihr Ruf bis heute nicht allein von ihrem gleichnamigen Debüt aus 1971, sondern ihr Bandname BRÖSELMASCHINE, der sich von einem Motorrad-Geräusch und einer Cannabis-Zerkleinerungsapparatur ableitete, avancierte schlichtweg zum Kult. Obwohl die Herren um Gründungsvater Peter Bursch auch mit LSD und Pilzen jonglierten, riss vielmehr der Alkohol zwei Bandmitglieder nicht nur in den Abgrund.

Bevor sich das Krautrockurgestein BRÖSELMASCHINE 2005 wieder auf den Bühnen der Welt einfand, dozierte Peter Busch derweil über Musik und verdiente sich mit seinem „Gitarrenbuch“ den Spitznamen „Gitarrenlehrer der Nation“. Über zwei Millionen Mal wurde sein Werk bereits verkauft. Kein Wunder, in ihren Anfängen wollten sogar die SCORPIONS von Peter Bursch dessen Zupftechnik erlernen und Kuddel von den TOTEN HOSEN bekannte sich öffentlich dazu, dass sie ihr Wissen aus dem Buch hatten und dessen Arrangements in ihr Debüt einflossen.

Sechs Jahre spielte die Gründungsformation zusammen und gab 150 Konzerte. Mit jungen 17 Jahren klimperte zudem einst Helge Schneider äußerst versiert auf den Tasten der Band (Video über die gemeinsame Zeit, siehe hier). Heute besteht die Formation neben Peter Bursch (Gitarre, Sitar, Gesang) aus Sängerin Liz Blue, Gitarrist Michael Dommers (WALLENSTEIN), Bassist Detlef Wiederhöft, Drummer Manni von Bohr (BIRTH CONTROL, RANDY HANSEN BAND) und Keyboarder Tom Plötzer. Aus langjähriger Freundschaft und Verbundenheit gesellen sich sogar Helge Schneider (Saxophon), Nippy Noya (Percussion) und Lulo Reinhardt (Gitarre) hinzu.

Elf Jahre nach einem Live-Album und 33 Jahre nach dem letzten Studio-Album erscheint nun ´Indian Camel´ – und es klingt keineswegs verstaubt, nach altbackenem Krautrock oder lässt Deutschlands womöglich älteste Folk Rock-Band auf abgedrehten Pfaden stapfen. Es ist ein einschmeichelndes, Live im Studio eingespieltes Werk geworden, das weder im Underground bestehen will, noch im Pop-Format der Breite gefallen soll – und im Bluesrock die folkige und jazzige Note dezent einfließen lässt. Dabei zeigen sie all den retrogressiven Rockern bei wem das Blut der Gründerzeiten noch in den Adern fließt und wer mit all den Legenden wie URIAH HEEP, JETHRO TULL, KING CRIMSON und HAWKWIND bereits auf der Bühne stand. Zu einem Song wie ´I Was Angry´ müssen THE DEVIL´S BLOOD oder JESS AND THE ANCIENT ONES erst gar nicht so weit zu Roky Erickson hinüberstieren und in andere Sphären darf man in ´Fall Into The Sky´ gleich hinabtauchen, inklusive eines phantastischen Saxophon-Parts von Helge Schneider und jazzigen Klaviereinlagen Tom Plötzers. Über die Vorzüge von Sängerin Liz Blue müssen derweil nicht viele Worte verloren werden, Hören genügt völlig.

Einen gemeinsamen Auftritt mit T. REX hatten BRÖSELMASCHINE in ihrer Karriere nie, obwohl sie für einen ihrer zahlreichen „Burg Herzberg“-Festivalauftritte deren ´Children Of The Revolution´ einstudierten, das nun auf dem Album mit der Sitar seinen wohligen BRÖSELMASCHINE-Touch erhalten hat. Es trug sich in den 70ern nur zu, dass T. REX-Sänger Mac Bolan auf die Bühne der Krautrocker stürmen wollte, jedoch aufgrund seines Rauschzustands durch die Roadies von dieser wieder verwiesen wurde. Zwischendrin erklingen mit ´Peace Of Heaven´, ein akustisches Sonntagsstück, das als reines Gitarrenspiel entstand, und ´Indian Camel´, einem im Studio in einem Rutsch eingespielten Song mit Oriental-Feeling durch die Sitar, rein instrumentale Glückseligkeiten. Abschließend kommt bei ´Daydreaming´ regelrechte Wehmut auf. Glücklicherweise soll das nächste Werk bereits weitgehend im Kasten sein. Darauf einen Wermut.

(8 Punkte)

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