Livehaftig

ANGEL WITCH, AMBUSH

9.10.2025, 7er Club, Mannheim

Im „Herbst der Tour-Hölle“ bewegen sich auch die NWoBHM-Kultrocker ANGELWITCH mit den Youngstern aus Schweden, AMBUSH, durch die Republik. AMBUSH haben gerade ihr neues Album ´Evil In All Dimensions´ bei ihrem neuen Label „Napalm Records“ am Start, während die Briten weiterhin mit ihrem sechs Jahre alten Album ´Angel Of Light´ hausieren gehen. Legitime Frage: Kommt da noch einmal was?

Dass man sich als Headliner nicht wirklich einen Gefallen tut, wenn man eine hochaktive, hoch ambitionierte Truppe wie AMBUSH als Opener mit auf Tour nimmt, dürfte auch ANGEL WITCH-Sänger und -Gitarrist Kevin Heybourne, das einzig verbliebene Originalmitglied, schnell gesehen bzw. verstanden haben. Die Schweden heizen extrem stark vor.

AMBUSH machen keine Gefangenen. Von der ersten Minute an fahren sie konsequent ihr Programm, sprich: Up-Tempo, fast schon speedige Tracks dominieren die Setlist, dazu viel Bewegung und kultige Choreografie um den Entertainmentfaktor hochzuhalten.

Sänger Oskar Jacobsson ist stimmlich in Topform, sein Bewegungsdrang groß. Die Klampfenfraktion liefert messerscharf und und ackert Hupfdohlenartig über die Bühne. Wie schon erwähnt sind die synchronen Bewegungsabläufe jener Gitarrenfraktion die optischen Höhepunkte!

Vier neue Songs werden geliefert: ´Evil In All Dimensions´, ´Maskirovka´, ´Come Angel Of Night´ sowie ´Heavy Metal Brethren´. Daneben noch Bandklassiker wie ´Firestorm´, mit dem man souverän den Auftritt beginnt. Natürlich darf ´Natural Born Killers´, die Bandhymne schlechthin, nicht fehlen, die von allen Anwesenden lautstark mitgesungen wird. Der kurzweilige Auftritt ist viel zu schnell vorbei und hätte aufgrund der lautstarken Verabschiedung wohl auch länger gehen können.

Ich kann bis heute nicht verstehen, warum die Briten von ANGEL WITCH so kultig gehandelt bzw. abgefeiert werden. Sicher, ihr selbstbetiteltes 1980 erschienenes Debüt hat seine Momente und mit ´Angel Witch´ und ´Angel Of Death´ sicher zwei zeitlose Klassiker an Bord, die nachweislich einen massiven Einfluss auf die NWoBHM sowie nachkommende Bands hatte. Für mich persönlich zu wenig, um für die Truppe durchs Feuer zu gehen. Ich habe die Briten in den letzten zwei bis drei Jahren bestimmt dreimal gesehen und hatte immer das gleiche Problem. Die Band spielte immer, ausnahmslos verdammt tight und heavy. Aber durch den recht identischen Songaufbau kam immer schnell eine Art Belanglosigkeit auf. Meist wurde man aus einer gewissen Lethargie erst wieder mit dem Zugabenblock gerissen, der dann die Songs lieferte, die alle hören wollten. Man muss meine Sichtweise nicht teilen, aber im “7er Club” kam erneut dieses „Problem“ auf. Hinzukommt, dass die Briten inzwischen so massiv „Heavy“ klingen, dass aus meiner Sicht die leicht kauzige, für NWoBHM stehenden Faktoren durch die harte Spielweise gekillt werden. Hört euch das Debüt an und dann vergleicht dies mit dem Auftritt.

Anyway, die Lautstärke an diesem Abend ist schon enorm und der Sound erst ein bisschen weiter hinten gut. Man steigt mit ´Atlantis´ vom legendären Debut ein, macht danach einen riesigen Zeitsprung ins Jahr 2019 und schiebt ´Death From Andromeda´ vom letzten Studioalbum nach.

Wie gesagt, perfekt gespielt, heavy. Aber irgendwie auch emotionslos. Heybourne wirkt auf mich nicht gelöst, eher routiniert abwesend. Auch ist sein Bewegungsradius auf einen Quadratmeter beschränkt. Der Rest der Band zeigt sich etwas lockerer und wirkt nicht ganz so statisch. Erwartungsgemäß werden die Songs, die jeder erwartet und hören will, ans Ende des Sets gelegt. So kommen in Reihe ´Dr.Phibes´, ´Angel Of Death´, ´Baphomet´ und endlich auch ´Angel Witch´, das lautstark mitgebrüllt wird. Den Reaktionen zufolge waren die Anwesenden mit dem gelieferten zufrieden und bekundeten dies lautstark.

Dass man allerdings ein sechs Jahre altes Album auf Vinyl weiterhin für 35 Tacken an den Mann bringen will, erschließt sich mir nicht. Aber was weiß ich schon.

https://www.facebook.com/Ambushsweden/
https://www.facebook.com/angelwitchofficial/


Fotos: Jürgen Tschamler

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