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FLEESH – Eclipsed

~ 2021 (MCR Discos/Just For Kicks Music) – Stil: Rock ~


Sind die Nächte lau und heilsam, ist die Musik von Sängerin Gabby Vessoni und Gitarrist Celo Oliveira eine willkommene Medizin für das Leben. Seit 2014 ist das Duo unter dem Bandprojektnamen FLEESH unterwegs und hat neben drei regulären Studioalben auch Tribut-Scheiben mit den Songs von MARILLION, RUSH, RENAISSANCE und GENESIS veröffentlicht. Die Nennung dieser Einflüsse bringt den Hörer auch sogleich auf die richtige Fährte, welche Musik von den Brasilianern als Lebenselixier zu erwarten ist.

Denkt der Musikliebhaber an Steve Rotherys THE WISHING TREE mit Sängerin Hannah Stobart, an den Klassik-Folk-Prog der englischen Legende RENAISSANCE mit Sängerin Annie Haslam, an GENESIS‘ ehemaligen Gitarristen Steve Hackett und an den Progressive-Folk-Rock von MOSTLY AUTUMN mit einem elegischen Gitarrenspiel im Gedenken an PINK FLOYD, dann steht er bereits in den Fußspuren von FLEESH, die sie 2021 mit ´Eclipsed´ selbst hinterlassen.

„Close your eyes, you’re not alone. Together we fly high above the clouds.“ – ist mehr als eine Einladung aus der Komposition ´Not Alone ´ von FLEESH, vom Alltag und der Gleichförmigkeit loszulassen und sich in ihrer Musik fallen zu lassen. Der Zuhörerschaft wird es leicht gemacht. Sie kann sich in eine fabulöse Komposition wie ´’Till The Morning Comes´ regelrecht hineinlegen sowie ihre Seele baumeln lassen oder sich von der Hoffnung in ´Down Below´ leiten lassen – „There’s is hope in the horizon.“ – und ihr Innenleben von den Gitarrenklängen reinigen lassen.

Festliche Keyboards sind in der Eröffnung ´Stuck´, luftige Keyboard-Blasen hernach in ´Eclipsed´ zu vernehmen, im Refrain zu erstgenanntem Lied sogar das Klavier, dennoch hat Gitarrist Celo Oliveira natürlich immer seine gerne elegisch schillernde Gitarre im Anschlag, während sich Sängerin Gabby Vessoni der täglichen Seelennot hingibt: „If all this pain will make me stronger, let me be weak again, let me be weak.“

Gänzlich lässt Celo Oliveira die Gitarre in einem der Höhepunkte namens ´Pile Of Bones´ sprechen. Aus der Akustikgitarre und dem einschmeichelnd emotionalen Gesang heraus öffnet sich die Komposition wie eine sich entfaltende Blume, solange bis die E-Gitarre aufbraust und sich in einem Solo ergießt. Sängerin Gabby Vessoni hat ebenso in ´All My Sins´ ihr Seelenheil im Blick – „Purify all my sins. But I’ll make the same mistakes again.“ – und steigert sich mit all den Gedanken und Gefühlen in einen kurzen Rausch.

Denn hat erst einmal die Dunkelheit das Herz erfasst, ist der Weg zurück nicht einfach, heißt es für die Zeit womöglich ´No Rewind´. Schlimmstenfalls endet alles im Nichts, wie Gabby Vessoni in ´Let It Burn´ betont dramatisch besingt: „Let it burn, let it burn it all. There’ll be nothing left.“ Schliesslich schlägt die Stundenuhr unaufhaltsam weiter, der ´Epilogue´ spricht es in aller Größe und Breite mit einer dunklen Schwingung nachhallend aus: „We could have had everything. But now our time’s turned into dust.“

Die in der Gegenwart verfinsterte Seele reiben, wischen und kratzen Gabby und Celo alias FLEESH mit ´Eclipsed´ gefühlvoll ab. Einem schöneren Schauspiel, am Himmel oder auf Erden, werden wir äußerst selten gewahr.

(8,5 Punkte)

 

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https://fleesh.bandcamp.com/album/eclipsed